Bilder im Krieg, Krieg der Bilder

(Bilder: Nikon F3 mit Winder und 50mm-Objektiv; legendäre Kamera von vielen Kriegsreportern in El Salvador, Nicaragua etc)

Die Kriegsfotografin Ursula Meissner ist von der Tagesschau interviewt worden, weil der Verdacht aufgeworfen worden ist, dass eine Reihe von Fotografen, die Bilder zur Hamas-Attacke geliefert haben, eher Sympathisanten als unabhängige Berichterstatter gewesen seien. Sie nennt eine Reihe von Gründen, warum an der professionellen Distanz, die man von hauptberuflichen Journalisten und Fotografen erwartet, in diesem Fall zu zweifeln ist. Zitat:

„…dass das keine professionellen Journalisten waren, sondern Verbündete, Freunde, die die Hamas mitgenommen hat. Andere würde die Hamas gar nicht akzeptieren. Für mich sind das Mittäter und keine Journalisten.“

https://www.tagesschau.de/gazastreifen-reporter-hamas-100.html

Dieses Tagesschau-Interview hat insofern eine weitere Bedeutung als dass ein kurz zuvor geführtes Gespräch der Tagesschau mit ihrem Korrespondenten vor Ort gänzlich in die andere Richtung ging.

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Lockstoff Hongkong: Der süße Duft des bescheidenen Wohlstands

Nach der Übergabe an China hat die ehemalige britische Kolonie ihre Anziehungskraft auf Zuwanderer nicht verloren

Der Mann im gefleckten Kampfanzug, schwarzes Barett auf dem Kopf, großkalibriger Revolver an der Hüfte, blickt von einem Wachtturm den stacheldrahtbewehrten Zaun entlang. Er läßt den Blick durch den Fernstecher in Richtung der zum Greifen nahe Hochhaustürme von Shenzhen wandern, hinter sich die grünen Hügelketten der New Territories: »Das ist halt die Spielregel: Die Illegalen versuchen über die Grenze zu kommen, wir schnappen sie und schicken sie zurück. In ein paar Tagen versuchen sie es erneut.« Kein Frust. »Das ist mein Job«, sagt John Holmes.

Er lehnt den Ellbogen aufs Fenstersims und winkelt das rechte Bein an. Der 41jährige Chief Inspector der Hongkonger Polizei jagt seit 15 Jahren »II’s« – »Illegal Immigrants«. Der Grenzposten Mankamto, einer von drei Übergängen zum chinesischen Festland, liegt bei Lowu im äußersten Norden der ehemaligen britischen Kolonie, stößt direkt an die Sonderwirtschaftszone Shenzhen. Die Illegalen basteln sich Kletterhaken und Wurfanker, rücken dem Zaun mit Kneifzangen und Metallsägen zu Leibe.

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Ein Relikt des Vietnamkrieges

1300 ehemalige vietnamesische Boat People sitzen in Hongkong fest

Im einzigen Zimmer ihrer Barackenbehausung sitzt Nguyen Thi Thuoih, eine Frau mit tiefen Falten im Gesicht und leiser Stimme, im Schneidersitz auf dem Boden. Ein schmales Bett, eine schmuddelige Dusche in der Ecke, außer einem Fernseher, einem Bücherbord und einem Kruzifix gibt es kaum Inventar in dem schummerigen Zimmerchen. Die 42jährige lebt mit ihrem Mann und sechs Kindern im Alter zwischen 13 und 21 Jahren auf neun Quadratmetern. Nachtruhe, das bedeutet dicht gedrängt in der schwülen Luft nebeneinander auf der Matratze oder dem Boden zu liegen.

Ihr Vater, ein Katholik, hatte für die Franzosen gearbeitet und landete 1986 bei dem Versuch, Vietnam zu verlassen, im Gefängnis. Nguyen Thi Thuoih hatte mehr Glück, ebenso eine Schwester, die bis nach Kanada durchkam. Außer den Festlandschinesen lockt Hongkong nach dem Handover eine zweite Gruppe von Zuwanderern: aus Vietnam die Boat People.

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Drei Monate nach der Übergabe an China: »Business as usual« in Hongkong

Doch beim Pokerspiel um Dollars und Demokratie hat Beijing einen geladenen Revolver unter dem Tisch

Zwei Protagonisten des alten wie neuen Hongkongs residieren im noblen Admiralty Centre in der Harcourt Road: Martin Lee, Chef der größten Oppositionspartei, leitet seine Anwaltskanzlei nur einige Stockwerke entfernt vom Büro Elley Maos, der Chefökonomin der Regierung. Noch immer fahren in Hongkong die Rolltreppen schneller als anderswo in der Welt, gehen die Fahrstuhltüren schneller zu, liegt ständiges Handy-Geklingele in der Luft, wird permanent gedrängelt. »Business as usual« – wahrer konnte das Wort nicht werden als in Hongkong im Herbst 1997.

Wenn Hongkong ins Wanken gerät, dann durch Währungsspekulation, nicht durch Einflußnahme der Beijinger Oberaufsicht. Martin Lee gilt unter Journalisten als erste Adresse, wenn es um Fragen der demokratischen Zukunft Hongkongs geht. Der in feines Tuch gekleidete Anwalt, der als Mitglied einer kleinen Elite den Titel »Queen’s Counsellor« führen darf, war prominentes Mitglied des zwei Jahre vor der Übergabe an China gewählten Parlaments.

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