Archiv für den Monat: Oktober 2014

Reparatur. Verletzten-Versorgung. Film-Abend.

Warten während der Reparatur.

Warten während der Reparatur.

Die Abfahrt heute morgen ist nach 200 Metern zu Ende, das Führerhaus des L60 ist verzogen und muss gerichtet werden. André war gestern im Dunkeln in der Schlucht irgendwo dagegen geknallt – und heute muss er feststellen, dass am nach vorne klappbaren Führerhaus des IFA ein Bolzen gebrochen ist.

Folge: Der IFA lässt sich mehr schalten, denn das Führerhaus wackelt und rutscht  und klemmt so den nach unten ins Getriebe ragenden Schalthebel ein. Der Führungs-Lkw ist zum zweiten Mal lahmgelegt. Und wir lernen, dass bei Fern-Reisen fernab touristisch ausgetretener Pfade andauernd etwas kaputt geht. Vor allem bei Fahrzeugen, die rund 30 Jahre alt sind.

Andererseits: Bei IFA und Unimog kann man noch etwas selbst reparieren oder einen Dorf-Schmied und -schweißer finden, der ein fehlendes Teil basteln kann. Der 160.000 Euro teure Iveco voller Elektronik ist zwar niegelnagelneu und macht alles überraschend klaglos mit. Aber wehe, wenn da ein Steuerteil ausfällt…

André versucht, den Lkw über größere Steine zu manövrieren in der Hoffnung, dass das Führerhaus durch den Ruck wieder einrastet. Vergebens. Am IFA wird schließlich unter Einsatz aller greifbaren Gurte gewerkelt und schließlich das Fahrerhaus regelrecht festgezurrt (auch dieses Provisorium wird erstaunlich lange halten – und halten müssen).

Verletztenversorgung unterwegs

Wir verlassen den Cirque de Jaffar über eine schmale Offroad-Serpentine nahe am Abgrund – für Beifahrerinnen ohne Schwindelfreiheit, dafür mit Höhenangst, ein Alptraum. Weiterlesen

Nichts ist unmöglich: Cirque de Jaffar

Schufterei im Cirque de Jaffar.

Schufterei im Cirque de Jaffar.

Der heutige Tag glänzt mit weiteren Highlights… In der Nähe der Jaffar-Schlucht ließen uns die Guides erst einmal – nach vorheriger Begehung und Einweisung (merke die alleroberste Regel: Geländefahren = langsam fahren) eine abschüssige, rutschige Geröllstrecke mit den Fahrzeugen hinunter kriechen. Kein Problem für den „hochgeländegängigen“ (Herstellerwerbung) Unimog, der die Piste gemütlich im dritten Gang hinabtuckert und eigentlich dem Fahrer mit seiner enormen Fähigkeit, sehr langsam, sehr stabil und sehr kräftig zu fahren, alles abnimmt. Na ja, das Ding ist ja auch eigentlich so eine Art großer Traktor.

Das war denn aber nur eine Vorübung für Fahrer wie Fahrzeug. Reiseleiter André hatte sich in den Kopf gesetzt, die Cirque de Jaffar-Schlucht mit den Lkw’s zu durchfahren – und die ist eng, voller Felsen, Überhänge, Kanten, Steine, Geröll. Man kann durchlaufen, auch mit einem Cross-Motorrad durchfahren; für einen Land Rover sind ein paar der engen Passagen machbar, nicht aber die Felsbrocken.

Befestigen des Bergegurtes.

Befestigen des Bergegurtes.

Wandergruppen, die wie später trafen, fragten uns fassungslos, wie wir die Lkw’s da durch gekriegt hätten: Das sei doch unmöglich! Wir kannten die Schlucht vom Frühjahr her; da waren wir ja schon mit dem 90er Defender in Marokko gewesen, hatten die Schlucht aber nur durchwandert und wären garantiert der gleichen Meinung gewesen. Weiterlesen

Der Ziegenkauf

Nach dem Abenteuer mit den versagenden Bremsen geht es dann weiter in Richtung Nordosten. Mittags eine Rast mit Tee (oder Cola) und Brot auf dem Hochland bei El Kbab…

Weiter geht’s nach Midelt und darüber hinaus, wo wir bei der Nomaden-Familie Station machen, die wir schon im Frühjahr besucht haben. Sie wohnen wieder mit ihren Tieren in dem großen schwarzen Zelt. Iveco-Fahrer Hubertus steigt bei dieser Gelegenheit spontan ins deutsch-marokkanische Ziegenaufzuchtsgeschäft ein.

Die Entwicklungshilfe der individuellen Art sieht so aus: Hubertus erwirbt zehn Ziegen für 600 Euro, die die Nomadenfamilie aufzieht. Vom Gewinn bekommt Hubertus 50 Prozent. Bei Verlust der zehn Ziegen, bevor sie gewinnträchtig veräußert werden können, bekommt Hubertus 50 Prozent seiner Investition ersetzt. Die Geschäftsbeziehung wird per Vertrag auf einem Zettel, per Video, per Handschlag, sowohl auf deutsch wie auf arabisch/berberisch besiegelt und dokumentiert. Dolmetscher Jamil fungiert als Zeuge und Quasi-Treuhänder.

Bremsversagen bei Bergabfahrt

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Wechsel der Bremsflüssigkeit in Beni Mellal

Unser Unimog mit seinem 130 PS-Saugdiesel galt in unserer kleinen Gruppe aus vier Gelände-Lkw’s als der langsamste. Alle anderen hatten mehr PS und Turbomotoren. Besonders im Gebirge bei Steigungen ging unserem Fahrzeug mit seinem 7,5 Tonnen Gesamtgewicht die Puste aus.

Daher fuhren wir immer an zweiter Stelle, direkt nach dem Führungsfahrzeug mit den beiden Guides und dem Dolmetscher an Bord. Am Ende des kleinen Konvois immer der kleinste und schnellste Wagen, der Iveco Daily in Offroad-Ausführung und entsprechender Ausstattung. Die beiden Insassen haben sich häufig gelangweilt, konnten aber ein paar zusätzliche Foto-Stopps einlegen, weil sie uns leicht wieder eingeholt haben.

Im Mittleren Atlas habe ich aber dennoch versucht, den Unimog so flott wie möglich voranzutreiben, bei Steigungen wie bei Abfahrten. Wobei das Fahren im marokkanischen Gebirge, egal welcher Teil, immer nur aus hoch- und wieder runterfahren in endlosen Serpentinen vonstatten geht.

Erneut Problembär: die Bremsen

Irgendwann bei einer Abfahrt habe ich dann beim Bremsen ins Leere getreten, Bremsversagen! Ziemlich brenzlige Situation, ich musste zwei- bis dreimal schnell Nachtreten, dann kam der Unimog  doch noch vor bzw. in einer Kehrtwende zum Stehen.

Aus den beiden Behältern kochte die Bremsflüssigkeit heraus, Luftblasen gurgelten – alles klar. Da ja Fachleute unter uns weilten, wurde alsbald diagnostiziert, dass die Bremsflüssigkeit uralt sein müsse; wir kippten etwas nach, um die nächstgelegene Lkw-Werkstatt aufsuchen zu können.

Stausee im Mittleren Atlas

Stausee im Mittleren Atlas

Aber natürlich war der vorhandenen Bremsflüssigkeit nicht zu trauen. Und „nächstgelegen“ bedeutete 70 Kilometer entfernt… Erst einmal mussten wir vom Berg runter, und so fuhren wir teilweise im zweiten und dritten Gang (das sind Gelände- und Kriechgänge beim Unimog!) überwiegend per Motorbremse verzögernd mit 10-30 km/h hinab.

Vor uns fuhr einer der Gelände-Lkws mit dicken Reservereifen auf dem Heck, den wir notfalls als Brems-Puffer nutzen wollten… Weiterlesen

Das Leben eines Tankwarts

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Matratze, Decken gegen die Kälte, Tee

Der Diesel- (22 Liter/100 km) und Ölhunger (5 Liter/1000 km) unseres Fahrzeugs zwingt uns bei Azilal (Moulay Aissa Ben Driss) zum Nachladen – und so sehen wir den Arbeits- und Schlafplatz eines marokkanischen Tankwarts. Weiterlesen

Khemisset – Rommani – Azilal

Zum Fernreise- und Fahrseminar von Eine Welt Reisen gehört auch Theoriearbeit – d.h. für den heutigen Tag, dass wir während die Mittagsrast in Khemisset unser dickes Ringbuch auspacken und einen Vortrag über wie Reisevorbereitung und Streckenplanung, Vegetationszonen und Klima, Fahrzeugvorbereitung und Ausrüstung, Umgang mit Land und Leuten, sowie mit schwierigen oder gar gefährlichen Situationen in Gebieten fern der Heimat und den dortigen Gepflogenheiten etc. hören und darüber diskutieren. Bzw. eigene Erfahrungen einbringen.

Schließlich ist das Fernreise-Seminar für alle Teilnehmer nicht nur eine Test-Tour ihrer Fahrzeuge im derzeitigen Aus- oder Umbauzustand, sondern auch eine Vorbereitung auf größere und längere Touren in entferntere Regionen.

Abends dann stellen wir unsere kleine Wagenburg irgendwo im Freien bei Azilal auf – schließlich wollen wir die meiste Zeit frei campen und nicht auf Campingplätzen nächtigen. Prompt bringen uns Leute aus dem nahen Dorf Brot und Tee – am nächsten Morgen zum Frühstück gegen ein kleines Entgelt gleichermaßen.