Eigentlich sollte es zum Wadi Hissa gehen. Aber der Zugang war durch eine Schotter- und Schutt-Barriere versperrt, die für den Toyota unseres Guides ein unüberwindliches Hindernis darstellt (unser Unimog hätte noch nicht mal die Stirn in Dackelfalten gelegt).
Also wichen wir ins nicht allzu weit entfernte Wadi Hudeira aus – bei in- wie ausländischen Touristen bekannt. Leider hat das zur Folge, dass es vor allem im unteren Teil völlig vermüllt ist. Ein Trauerspiel… abgesehen davon ist dieser Canyon gemütlich zu schlendern, wodurch er auch bei Schulklassen beliebt ist.
Schlender- statt Klettertour im Wadi Hudeira
Gegenüber den beiden vorherigen Touren gibt es kein Klettern und Plantschen; und unsere Freundin Ellen von Desert Eco Tours ist ein wenig bekümmert, dass das Wadi Hissa so viel spannender und schöner gewesen wäre. Aber auch das Hudeira ist eindrucksvoll, keine Frage, und wenn es die erste Tour in unseren beiden Tagen in Jordanien gewesen wäre, wären wir begeistert von der Form- und Farbgestaltung der Felsen gewesen.
Am Ende des Trails hören wir laute Stimmen, eine Schulklasse übt sich an einem hohen Felsen im Abseilen. Jungen und Mädchen mischen sich, necken und lachen miteinander. Die Mädchen sind luftig und locker angezogen und tragen die Haare offen und frei. Da uns das wundert, fragen wir nach und erfahren, dass die Truppe einer christlichen Gemeinde in Amman entstammt und einen community event begeht. (Es gibt fünf Prozent Christen im Haschemiten-Königreich Jordanien).
Guide Ali war zurück geblieben und hat in der Zwischenzeit unser Mahl bereitet: Hummus, Labané, Salat, Oliven, Käse, Fladenbrot…Die veganen Energieriegel können im Rucksack bleiben, al-hamduillah! Seinen Toyota hat er mit dem Wasser des Canyons geputzt, und das scheint hierzulande üblich zu sein, denn ein Pick-up-Fahrer tut gleicherweise.
Fremde Länder, gleiche Sitten: Vorbei ist’s mit der romantischen Stille, als der Mann seine Musikanlage samt Bass-Booster aufdreht, dass die Felsen wackeln. (Erkenntnis: Man kann also sehr weit weg in eine entlegene Ecke fahren, um ein ähnliches Erlebnis wie in der heimischen Nachbarschaft!).
Raserei durch die Wüste
Bis nach Akaba sind noch 200 Kilometer am frühen Abend des Tages zu bewältigen, und Ali hat’s eilig, also drückt er aufs Gaspedal ungeachtet, dass in Jordanien bei deutlich überhöhter Geschwindigkeit eine Woche Knast droht. Uns wird darob Angst und Bange, denn die Küstenstraße verläuft durch eine abwechslungslose Wüstenlandschaft mit wenigen Kurven – und Ali ist mittlerweile völlig übermüdet; sein Kopf fällt ein halbes Dutzend Mal im Sekundenschlaf herab.
Auf dem Beifahrersitz versuche ich nicht auch einzuschlafen, um notfalls Hand ans Steuer legen zu können, die beiden Damen halten auf dem Rücksitz die Luft an, wenn Ali die Kurven schneidet. Ellen versucht ihn wachzuquatschen, lässt ihn von seinen vier Söhnen erzählen. Wir überleben die Fahrt freilich und passieren die Grenze nach Israel auch in dieser Richtung ohne weitere Probleme.
Abends sind wir wieder in Eilat im Sunset Motel bzw. zum Bier am Strand inmitten all der vergnügungssüchtigen Bade- und Wassersporturlauber. Ein derber Kontrast.