Archiv für den Monat: Januar 2018

Costa Vicentina: von Klippen und Stränden

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„Bridge over troubled water“

Genug der Städte! Nach Santiago de Compostela, Ourense, Porto und Lissabon nun raus dahin, wo wir wirklich hinwollen als frisch gebackene Wildnispädagogen & Coyote Mentoren – in die Natur!

Von Lissabon ging es über Setubal gen Santiago do Cacem, vorbei an der an sich beeindruckenden Lagune von Santo André – zu schlecht das Wetter, um sie genießen zu können, und zu groß die Hoffnung, es könne mit jedem Kilometer weiter südlich besser werden.

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An der Ilha do Pessegueiro

Südlich der Vasco-da-Gama-Stadt Sines wollten wir einen Platz finden – angeregt von anderen Dauer-Reisenden und/oder Digitalen Nomaden, die über sich, ihre Fahrzeuge und ihre Standorte via Instagram, Facebook oder eigenen Blogs verhalten Auskunft geben. Denn es gibt eine Art “Kodex”, nicht die GPS-Koordinaten schöner Stellplätze bekannt zu geben – zu häufig kommt es vor, dass alsbald Horden von Weißware-Wohnmobilen mit Spießbürgern aller Länder am Steuer und Satellitenschüsseln auf dem Dach einfallen und die bunten, lockeren Menschen in umgebauten farbenfrohen Bussen, Lkws und auch Unimogs vertreiben.

Man ist also angehalten, mit vagen Angaben auszukommen, anhand von Satellitenbildern u.ä. vor Ort zu navigieren und eben selbst zu entdecken und zu erforschen, welcher Weg wo hinführt und ob an dessen Ende eine Überraschung lauert… kann eine Enttäuschung sein oder die Umkehr, weil man zu hoch, zu breit für den Weg ist; oder Glück zu haben und allein an einem wundervollen Strand zu stehen.

Uns verschlug es schließlich am 5. Januar nach der Ilha do Pessegueiro, nahe einer alten Seefestung und einem einsamen, nahezu leeren Strand-Restaurant, in dem wir abends darauf einen superben Meeresfrüchte-Eintopf genießen sollten. Geschützt im Rücken von Felsen und dem Kastell, mitten in den alten Laufgängen , gingen wir vor Anker. Unimog-Schnauze und Blick gen Meer zu gerichtet.

Dort blieben wir einfach. Man kann auch ziemlich viel damit zu tun haben, nichts weiter zu tun zu haben. Bzw. nichts weiter zu tun als im Hier & Jetzt und den Elementen zu sein.

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Beate mit „Paratrooper“-MTB

Aber ganz ohne Aktivität geht’s nicht – immerhin hatten wir unsere erst kürzlich erworbenen Klapp-Mountainbikes an Bord, die wir zum ersten Mal on tour dabei hatten und die einer Erprobungsfahrt harrten. Die hatte es dann in sich! Rund 32 Kilometer hin und zurück nach Vila Nova de Milfontes, und das in den Dünen, im Gestrüpp, selbstverständlich immer gegen den Wind… Da wurden die Beine schwer. Passagen im tiefen Sand mussten wir schieben.

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Wildnis-Leben – am Strand und in Lissabon

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Oliver beim Wurfholz-Training

Wir sind vor vier Tagen in der Nähe von San Pedro do Moel angekommen. In der Nacht mit diesem unglaublichen Vollmond, so dass wir erst einmal den erst-besten Parkplatz oberhalb der Dünen wählten, um uns am kommenden Morgen besser zu organisieren…

Was gelang, und so standen wir nach einem Erkundungsspaziergang einige hundert Meter weiter nahezu alleine auf einem Strandparkplatz, zu dem ein schmaler Sandweg führte – den hatte allerdings auch ein schwarzes Lkw-Wohnmonster passieren können.

Wir nahmen es aber in Kauf, da es rund hundert Meter entfernt parkte; auch wenn es den Eindruck machte, in der “Mad Max”-Trilogie eine Rolle gespielt zu haben. Manch eine(r) hält unseren Grünimog schließlich auch für ein Ungetüm – auch wenn es sich dabei um die biederbürgerlichen Nachbarn in der heimischen Wohnsiedlung handelt. Deswegen nennen wir ihn zwischenzeitlich auch das Unigeheuer

Mal moderat sonnig, diesig, windig – nach dem ersten Strandspaziergang widmete sich Beate einem ihrer Bastelprojekte, nämlich einen Schuhlöffel zu schnitzen. Während ich am Strand meine Jagd-Holz-Wurf-Technik, die ich bei unserer Ausbildung zu Wildnispädagogen gelernt hatte, weiter entwickelte…

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Beate beim Schuhlöffel-Bau

Man schläft so gut bei Meeresrauschen! Am nächsten Morgen steuerten wir den Grünimog gen Lissabon – über die portugiesische Haupstadt, sicherlich einer der schönsten Städte Europas, gibt es viel zu sagen und zu schreiben. Und das ist andernorts so viel und gut getan worden, dass ich dem keine eigenen Worte beifügen möchte; eine Google-Suche mit dem Stichwort führt schnell zu Ergebnissen – als Beispiel mag ein Reise-Artikel aus der ZEIT dienen (Drei Tage in Lissabon).

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Berge, Brücken und Brecher

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Möwen-Start an Metallbrücke in Porto

Wir stehen jetzt endlich am Meer. “Endlich”: Liegt dieser Stoßseufzer daran, dass wir Menschen zu 70 Prozent aus Wasser bestehen? In der Danksagung des Coyote Mentorings danken wir dem Wasser, aus dem Mutter Erde zu zwei Dritteln besteht. Wir sind dem Wasser näher, als wir glauben, und sind auch aus diesem gekommen, irgendwann mal.

< Und wenn man Douglas Adams und dem “Anhalter ins All” glauben darf”, hätten wir dieses niemals verlassen dürfen. >

Psychohistorisch gesehen prägt uns das wohl, genauso wie die Zeit in der Nährflüssigkeit der Gebärmutter. Berge sind eindrucksvoll, und willkommene Metaphern für Erhabenheit und Unerschütterlichkeit angesichts von Stürmen; nicht von ungefähr gibt es in der Achtsamkeitslehre die Berg-Meditation.

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Mond am Meer

Durch mancherlei Berglandschaft sind wir auf dieser Fahrt von Deutschland, Frankreich und Spanien nach Portugal gekommen – jede war erlebnisintensiv. Doch nichts gleicht dem Meer. Unser Blog heißt nicht von ungefähr “Das Amphibium” – eine verquere Anspielung auf eine Existenz gleichermaßen zu Wasser und zu Land. Und wenn es im Untertitel um “Luft” geht, dann könnte dies als Metapher nicht nur aufs Fliegen, sondern auch auf Berge gemünzt sein, gewiss.

Auf dem Weg nach Santiago de Compostela kam ich mit dem Grünimog an den Pyrenäen vorbei, passierte das Baskenland und die Biskaya-Küste Kantabriens und Asturiens – bis das Auf und Ab der Autobahn in die galizische Mittelgebirgslandschaft überging. Rund 2300 Kilometer von morgens bis nachts, rund ein Dutzend Stunden kontinuierlich am Lenker des maximal 80 km/h schnellen Unigeheuers jeweils drei Tage lang.

Zweimal Weihnachtsfest

Beate verbrachte Heiligabend mit ihrer Mutter, wollte er aber gerne einmal eine traditionelle katholische Weihnachtsmesse in der mächtigen Kathedrale der Pilgerstadt erleben. Und da für die Spanier der 25.12. der eigentliche Weihnachtsfeiertag ist, passte das: Punktlandung im wahrsten Sinne des Wortes – Der Flieger war pünktlich, der Taxifahrer schnell; wir trafen uns an vereinbarter Stelle und flitzten durch die Altstadtgassen zur Kathedrale.

Ein Besuch bei meinen Eltern, die schon seit mehr als 30 Jahren in der galizischen Provinzhauptstadt Ourense leben, schloss sich für zwei Tage an (samt Gang durch die Tapas-Bars und dem Trunk einer heißen Schokolade in meinem Lieblingscafé – dem Jazz-“Café Latino”), bevor wir einige Kilometer ins Bergland der galizisch-portugiesischen Grenzregion zu einem Granit-Haus auf weitläufigem Grundstück samt Zauberwald in Familienbesitz wechselten.

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Zufluchtsort in den Bergen

< Wenn ich eine ferne Zufluchtsstätte nach Art des Nicolai Hel in Trevanians Roman “Shibumi” suchen würde, würde ich sie hier finden (Hel findet sie in der literarischen Fiktion in einem Schloss in den baskischen Bergen der Pyrenäen). >

Wir verbrachten einen vergnüglichen Abend mit der örtlichen Hausverwalterin samt deren Familie in deren Haus am anderen Ende des nahegelegenen Dorfes, das vor nicht allzu vielen Jahren erst einen Stromanschluss bekam und in dem die Internetverbindung mehr als wackelig ist. Man muss eine sehr detaillierte Landkarte haben, um den Namen zu finden.

Wir lösten uns nur schwer von Bäumen, Sträuchern, Moosen und Flechten und der Wildnis der Landschaft, in dem es nicht nur Wildschweine, sondern auch Wölfe gibt (siehe etwa: “Die scheuen Wölfe von Nordspanien”). Einmal mehr galt es Serpentinen zu bewältigen, für uns immer mit Spannung verbunden, seit einmal die Bremsen des 37 Jahre alten Grünimogs bei einer Bergabfahrt im marokkanischen Atlas versagten.

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