Archiv für den Monat: Mai 2019

Kein Urlaub, sondern Leben

MGF Cabrio – Tour in Nordportugal

Spanien ist so etwas wie meine zweite Heimat. Meine Mutter lebt seit Jahrzehnten dort, zusammen mit ihrem spanischen Lebensgefährten (der wiederum so etwas wie mein Ersatz-Vater ist). Und mit diesem begann mein Faible fürs Reisen: Als ich etwa 17 Jahre alt war, fuhr er mit seinen drei Söhnen und mir als Teenager mit seinem VW 1600 Variant Kombi in einen mehrwöchigen Zelt-Urlaub gen Südfrankreich und Spanien.

Die übliche Tour, inkl. Auf- und Abbau der Zelte im Regen. Vermutlich kann ich aufgrund dieser Erfahrungen bis heute wenig mit Zelten anfangen und ziehe das feste Dach eines Reisemobils vor. Aber den Reise-Virus habe ich mir eingefangen, besonders wenn man von einem Ort zum anderen weiterzieht.

Zelten muss nicht immer ästhetisch sein

(Es gab damals eine TV-Serie namens „Die Globetrotter“ – ein Text- und ein Fotojournalist erleben Abenteuer bei ihrer Weltreise -, die auch nicht unwesentlich dazu beigetragen hat).

Das ist mehr als vier Jahrzehnte her, wir Schüler und späteren Studenten gingen in den „Spanier“ – eine Kneipe mit urwüchsigem galizischen Bahnhofscharme, in der geraucht und die Kippen auf den Boden geworfen wurden. Man konnte die Füße hochlegen, Café Carajillo trinken, Vino Tinto und dünnes San Miguel-Bier sowieso. Für unsere schmalen Geldbeutel waren die Tapas bezahlbar.

Der „Spanier“ – mit ihrem richtigen Namen haben wir die Kneipe nie genannt – war der Zufluchtsort von Ordnung und Disziplin der eigenen Familie. Man durfte da alles, was man dort nicht durfte, inkl. Füße auf den Tisch legen und den Esstisch dreckig hinterlassen. Im „Spanier“ gehörte das einfach dazu – dort ging es laut und lässig zu.

Und so ist es eigentlich immer geblieben. Ich war in vielen Ländern mittlerweile, aber Spanien wäre der Raum, in dem ich bliebe. Wo ich bleiben würde. Die zweite Heimat eben. Zwei Gegenden haben es mir dabei besonders angetan, die weit auseinanderliegen, in vielerlei Hinsicht, nicht nur geografisch: Galicien im Nordwesten, Andalusien im Süden.

Weiterlesen

Der Fährtenwanderkampfstabspeer

Oued Draa, Südmarokko

Was ist denn ein Fährtenwanderkampfstabspeer? Nun, ein Wanderstab, der auch dazu dienen kann, sich zu verteidigen – sei es gegen Menschen, sei es gegen Tiere – und der bei der Fährtensuche behilflich ist. Und obendrein eine Speerspitze, genauer: Pfeilspitze, trägt.

Um all diese Funktionen möglich zu machen, bedarf es natürlich der Kompromisse. Der Fährtenwanderkampfstabspeer kann all das nicht perfekt – dazu bräuchte man den jeweiligen Spezialisten-Stab. Aber er soll all das in einem brauchbaren Umfange gewährleisten.

Wanderstab als japanischer Kampfstock

Grundlage ist der Wanderstab: Wozu der nützlich ist, erspare ich mir an dieser Stelle zu erläutern. Ob rustikaler Knotenstock, Opas Spazierstock, typischer Pyrenäen-Wanderstock, moderne Teleskopstöcke – bei Bergwanderern wie Trailrunnern ist die Geh- und Stützhilfe seit alters her so bekannt wie beliebt.

Da ich mich einige Jahre der altjapanischen Kampfkunst Kobudo gewidmet habe, weiß ich noch: Im Japan der Samurai-Zeit sahen sich Wander-Mönche häufig den Nachstellungen von Räubern und Mördern ausgesetzt, massenweise machten Ronin – herrenlose Samurai, denen nicht viel anderes übrig blieb, als zu Wegelagerern zu werden – die einsamen Wege in den Bergen unsicher.

Holzstock (zer-)schlägt Metallschwert

Der buddhistische Glaube zeichnet sich u.a. durch das Ideal der Gewaltlosigkeit aus; gleichwohl beinhaltet er durchaus den Gedanken der Selbstverteidigung, wenn kein anderes Mittel bleibt. Sich selbst mit einem aggressiven Gegenstand des Kampfes auszustatten, etwa einem Schwert, kam den Mönchen nicht in den Sinn. Aber den ohnehin vorhandenen Wanderstab zu rein defensiven Zwecken einzusetzen, schon.

Weiterlesen

Anderswo ist es vielleicht besser

Dahin, wo’s besser ist…

Die Festung Europa abschotten? Vor denen aus Afrika?

Aber von „denen“ stammen wir doch ab. Wäre nicht vor vielen vielen vielen Jahren jemand in Ost- oder Südafrika, wo die Menschheit entstanden ist, jemand auf die Idee gekommen, dass es anderswo besser sein könnte, so würden wir Europäer gar nicht existieren.

Irgendwo im südlichen Afrika sind die ersten Menschen zur Welt gekommen, und von dort haben sie sich nordwärts bewegt. Als sie in der rechten oberen Ende des Kontinents angekommen waren, sind die einen nach rechts abgebogen, nach Osten, Richtung Asien. Die anderen sind nach links abgebogen, nach Westen, nach Europa. Von denen stammen wir ab; wenn die nicht gewandert wären, auf der Suche nach etwas Besserem, würden wir gar nicht da sein.

Einsamer Wanderer: Zebra auf der Suche nach Wasser an der Etoscha-Pfanne.

Aufgrund Hörensagens haben sich Wanderungsbewegungen schon immer ergeben. Die Spanier hatten vom Hörensagen gehört, dass es Eldorado, das Land voller Gold, gebe. Da sind sie dann hingefahren, das haben sie versucht zu erreichen, da wollten sie hin – da war was Besseres. Wenn europäische Eroberer und Siedler sich auf den Weg nach Nord- oder Südamerika gemacht haben, war es – für sie – nie ein Problem, dass sie auf der Suche nach was Besserem waren.

Und damit verbindet sich der Punkt, dass der Wohlstand, den wir heute genießen, auf der Ausbeutung und Ausplünderung andere Kontinente beruht. Das fing damals an. Und heute kommen welche von denen, von denen wir eigentlich abstammen, und wollen etwas von dem zurück, dass unsere Vorfahren ihnen genommen haben.

Weiterlesen