Wir verbringen das verlängerte Wochenende auf zwei Offroad-Veranstaltungen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Von Mittwoch Abend bis Freitag Mittag besuchten wir die “Abenteuer Allrad”-Messe in Bad Kissingen, fuhren dann aber nach Hause, weil Oliver abends und samstags wegen des aktuell laufenden MBSR-Achtwochenkurses arbeiten musste. Aber schon am Samstag Abend nahmen wir wieder im Unimog Platz, um uns die Offroad Hoch2-Veranstaltung in Nieder-Moos im Vogelsberg anzusehen. Von letzterer hatten wir eher zufällig erfahren.
Die Abenteuer Allrad gilt als die größte Offroad-Messe Europas. Vier Tage lang wird Bad Kissingen von Allrad-Lkw’s, Land Rovern, Buschtaxis und anderen mehr oder weniger geländegängigen Fahrzeugen geflutet. Die Camp Area für die Besucher mit ihren Fahrzeugen und Zelten ist Mittwoch Abend schon gerammelt voll. Man hockt nah beieinander, aber das ist auch das Schöne daran – man sieht viele spannende Autos und spannende, manchmal schräge Menschen. Mit denen kann man natürlich auch sprechen.
Das Messegelände ist eine Busshuttle-Fahrt weit entfernt. Dort sind zahllose Hersteller von allem, was mit Offroad- und Outdoor-Reisen zu tun hat, zu finden. Vom Groß-Lkw bis zur Klapp-Zahnbürste. Ich habe mir endlich auf dem Stand von Schmiedeglut eine Lederscheide für mein bei Schmiedeglut selbst geschmiedetes Outdoor-Messer gekauft und einen Khaki-Tagesrucksack mit vielen, vielen Innentaschen, Staufächern und Molle-Schlaufen erworben (eigentlich so ein militärisches Assault-Backpack), Beate einen fantastischen australischen Leder-Hut.
Die Camp Area der Besucher mit hunderten Fahrzeugen ist so was wie die Sekundär-Messe – aber von Usern für User sozusagen. Man kann herumstreifen und sich mit den Fahrern darüber unterhalten, was sie warum wie gebaut haben, was etwas taugt und was nicht. Tatsächlich so was wie ein Internetforum, nur im echten Leben und zum Anfassen.
Manche finden die Abenteuer Allrad zu gedrängt, zu “schicki-micki” (was wir nicht nachvollziehen können – dort geht’s zumindest auf der Camp Area auch derb zu und trifft man eine Menge raue Typen) und zu kommerziell.
Die Offroad Hoch2 – Veranstaltung ist demgegenüber sehr simpel, sehr familiär, sehr wenig besucht. Es verlieren sich rund zwei Dutzend Fahrzeuge auf einem weitläufigen Hanggelände. Man hat hier viel von dem, was man in der Camp Area nicht hat: Platz.
Der ist tatsächlich so beliebt, dass man eine(r) zur Stippvisite nach Bad Kissingen rüberfährt, um abends wieder im Vogelsberg zu sein. Zu eng, zu voll, zu laut, lautet das Verdikt über die Camp Area und die Messe.
Das Rahmenangebot der Offroad Hoch2 besteht aus dem des “Freizeitparks Vulkan” und immerhin am gestrigen Samstag einem spannenden Foto- und Videovortrag von Ruth und Jürgen Haberhauer von www.sojombo.de über ihre Reise nach Karelien und die Kola-Halbinsel bzw. nach Murmansk. Und genau da wollen wir ja im nächsten Jahr mit unseren Freunden von Eine Welt Reisen hin! (BTW: Deren neue Homepage ich entworfen und gestaltet habe, und deren Stand auf der Abenteuer Allrad wir natürlich besucht haben).
Nichts zu tun, nichts zu sehen, nichts zu erwarten
Auf der Offroad Hoch2 gibt es viel Platz, weiter nichts zu sehen und zu tun. Aber auch das hat ja eine wichtige Qualität (siehe Achtsamkeit), während die Abenteuer Allrad demgegenüber fast schon überwältigend ist. Allerdings hat man in Bad Kissingen etwas nicht zu bieten, mit dem man in Nieder-Moos heute aufwartet: Dem lärmenden Gekreische von ferngesteuerten Modellbooten, mit denen Wettrennen auf dem nahegelegenen Weiher ausgetragen werden.
Wir sehen den heutigen Tag daher als Ruhetag. An solchen Tagen tun wir nichts oder kümmern uns um Fahrzeug oder Ausrüstung, bereiten Fotos auf oder bloggen. Für uns ist das auch immer ein bisschen so-tun-als-ob, wenn wir langfristig bzw. dauerhaft unterwegs wären. Auch dann gäbe es ja solche Tage.