Frühstück allein im Hotel, das Buffet gehört uns. Ali, unser Guide mit Toyota-Geländewagen, kommt pünktlich. Ein bisschen missgelaunt ist er, der ehemalige Offizier der jordanischen Armee, dem Arbeit und Leben als Guide eigentlich Spaß macht: Die dritte Woche im Ramadan, ohne tagsüber zu trinken und zu essen, hinterlässt ihre Spuren angesichts der sommerlichen Hitze. Der Mann ist müde; wir dürfen uns glücklich schätzen, dass er den Job mit uns überhaupt macht.
Wir fahren erst einmal weitere Kilometer gen Norden (schließlich werden wir 260 Kilometer von Aqaba im Süden und nur noch hundert von der jordanischen Hauptstadt Amman entfernt sein). Der Wagen stoppt irgendwo auf Feldern am Wadi Bubeita.
Zurückhaltende Jordanier
Ein alter Mann und ein paar Jungs kommen neugierig näher – aber von weiteren Annäherungen, Verkaufsgesprächen, Leutseligkeiten, Betteleien sehen sie ab: Was ein Unterschied zu Marokko, wo man in der scheinbar größten Einöde keine Viertelstunde alleine ist und die im besten Deutsch nachdrücklich geäußerte Versicherung, einem nichts zu verkaufen, sondern nur was zeigen zu wollen, genau das Gegenteil bedeutet.
Der Start beginnt mit einem Sprung und einem Rampen-Rutsch in einen reißenden Strom – weiter oben im Bachlauf ist ein Damm geöffnet worden; das verkompliziert unversehens die Dinge für Ali. Der kennt zwar so ziemlich jeden Stein im Verlauf des Wadis; aber wie schnell das Wasser fließt und wie hoch es steht… wer weiß das schon?
Do as locals do
Durch zu kommen ist nicht bloß eine Frage souveräner Sportlichkeit; auch manch militärischer trainierter Mann hat das angesichts eines verdrehten Fußes einsehen müssen. Präzise Ortskenntnis ist das Wichtigste, so gilt das Motto: Nicht hochnäsig sein, sondern do as the locals do.
Wir gehen. Wir wandern. Wir stapfen. Wir klettern. Wir springen. Wir schwimmen. Wir tauchen. Wir schlendern. Wir sitzen. Wir lachen.
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Das Wasser ist brühwarm. Als wir den Canyon verlassen und uns auf den Rückweg über die Felder machen, sind unsere tropfnassen Klamotten innerhalb kurzer Zeit in der Hitze getrocknet, auch die Rucksäcke.
Wir gehen eine Weile auf einem steilen und steinigen Gebirgsweg entlang; am Rande steht ein stinknormaler Pkw. Der ist bestimmt ohne Vierradantrieb und Gelände-Untersetzung hergekommen – denn der hat weder das eine oder andere. Der europäische Land-Rover-Fahrer hätte auf der Piste indes wohl alles zugeschaltet, was sein Gefährt hergibt…