Südafrika VII/XIV: Mit dem Gnu auf Du und Du

Es ist bewölkt, fast grau, ab und zu regnet es leicht. Vor allem geht beinahe stürmischer Wind. Wenn es trübe ist, versinken die staubbedeckten Grasbüschel noch mehr im Grau – die Hardeman’s Karoo weiß, warum sie so genannt wird. Die Historical Guest Farm Melton Wold liegt zwischen Victoria-West und Loxton. Die Abfahrt zur Farm zweigt direkt an der Haupt-Straße ab, ein Tor wird geöffnet, nach ein paar kurzen Kilometern zeigt sich das Haupt-Haus inmitten stetig bewässerten Grüns in voller Pracht.

Es beinhaltet Besucher-Cottage, Restaurant und eine kleine Bar, aber vor allem Lounge-Räume, die so aussehen, wie sie seit vielen, vielen Jahren aussehen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein; und genau das wollen die Besitzer konservieren. Zurück im vergangenen bis vorvergangenem Jahrhundert. Genau das will man auf einer Historical Guest Farm erleben.

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Südafrika VII/XIII: Lazyday mit Trampeldusche

Im Untertitel des „Amphibiums“ heißt es ja „Reisen & Leben“, und tatsächlich interessiert mich das Alltags-Leben neben Asphalt- oder Schotterstraßen (Erinnerung: Schotterpisten sind in Südafrika reguläre Straßen, kein Off-Road). Deswegen plane ich meine Routen so, dass sie Backroads nutzen, die kleine Dorpies und Small Towns des Platteland miteinander verbinden. Wie fühlt es sich in den Karoo-Provinzorten an?

Mein Weg vom doch recht großen Beaufort West führt nach Aberdeen. Dort versuchen die Häuser der Weißen im Staub einen Anschein von Hübschheit und Ordnung zu bewahren. Viele Bed’n’Breakfast-Lokalitäten sehen geschlossen aus (ok, es ist Frühjahr, also Off-/Low-Season). Ein bisschen Verweilen ist schwierig, kaum fährt man langsamer, winkt schon ein bettelnder Bub. Der Chronistenpflicht halber: Schwarz natürlich. Dererlei zu dokumentieren, ist immer wieder unangenehm. Aber eben die Realität.

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Südafrika VII/XII: Allein im Löwen-Land

Den Karoo National Park durchfährt man im Wesentlichen auf zwei Rundkursen: Einer davon verläuft hälftig auf Asphalt bzw. Schotterpiste und ist sehr gut auch mit normalen Straßen-Pkw zu bewältigen. Zum Klipspringer Pass geht es sogar vollständig auf Teer rauf und runter. Unterwegs lädt eine zaunbewehrte Picknick-Site zur Pause ein, sowie ein paar unbefestigte Aussichtspunkte zur Meditation über die Weiten der Karoo. Es soll Löwen im Park geben, deswegen ist der Bereich von Campsite & Chalets sowie Rezeption & Restaurant von einem Elektrozaun umgeben.

Auch sollte man das Fahrzeug unterwegs niemals verlassen. Indes konnte ich keinerlei Löwen-Spuren entdecken, weder in Form von Fußabdrücken, noch Droppings noch Kadavern & Knochen von Beutetieren. Das mag man sich bestenfalls damit erklären, dass sich etwa ein Dutzend Löwen in dem Riesen-Park doch verlaufen; mithin die Chance, welche zu Gesicht zu bekommen, gering ist. Dafür herrscht an Zebras, Oryx-Antilopen und anderen Tieren kein Mangel.

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Südafrika VII/XI: Unterwegs im Karoo-Alltag

Ein Einkaufsladen heißt in Afrikaans „Winkel“ (eine Schnapsbude daher „Drankwinkel“). Im Winkel von Middelpos sieht es aus wie ich mir damalige DDR-Einkaufsläden vorstelle: Halbleere Holz-Regale mit viel Patina ziehen sich durch einen eher dunklen Raum, Brot nein, Kartoffeln ja. Ein paar Konservendosen, bei denen ich mich bediene.

In Sutherland führt eine Asphaltstraße zum SALT (Southern African Large Telescope), dann rumpelt man auf einer passablen Gravelpad 100 Kilometer nach Fraserburg. Am Straßenrand ziehen viele Windpompies vorbei; bei jeder denke ich, dass man da eigentlich wild campen können müsste. Aber auch die Schaf-Farmen entlang des Weges – schon aus der Ferne leicht daran zu erkennen, dass da ein Gebäude mit weißen Wänden & grünen Dächern neben einer Windpompie inmitten einer Baum-Insel steht – weisen darauf hin („stay!“), dass man bei ihnen sein Lager aufschlagen kann.

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Südafrika VII/X: Tankwa – so fern, so frei

„This is the Tankwa“: Die Erinnerung an die nahezu schwarz wirkende Pistenkneipe, in der eine Stimme aus der Dunkelheit sprach, wirkt nach. Vor beinahe fünf Jahren waren wir im Tankwa Tented Camp für eine Übernachtung aufgeschlagen, bevor wir die Tankwa Karoo durchqueren wollten. Es war zu Zeiten der Coronavirus-Pandemie, und es galt in Südafrika absolutes Alkoholverbot, aber das hinderte die Schwarze Besatzung des Tented Camps nicht, Hochprozentiges ungerührt auszuschenken (und die Nachbarn im Umkreis von 100 Kilometern nicht, solcherlei ungerührt zu trinken).

This is the Tankwa sollte wohl bedeuten, dass in der wilden Ferne der Tankwa andere Gesetze gelten oder zumindest: Der Arm des Gesetzes ist nicht lang genug, um dorthin zu langen. Rund um das Tented Camp deuten seltsame Riesen-Metallinstallationen auf die vergangenen BikeBurn-Feten hin (siehe: Vierradantrieb wird überschätzt, Bodenfreiheit ist alles) ,…

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Südafrika VII/IX: Auf Hühner starren & mit Eseln reden

Going nowhere slowly könnte das Motto des „Amphibiums“ sein (warum dieses Blog überhaupt so heißt? Siehe hier…), und so rödele ich für meine Verhältnisse eher zügig von Ceres aus auf einer kleinen, gewundenen Schotterpiste ins Koue Bokkeveld, als eines dieser bunt in den südafrikanischen Farben lackierten Sammeltaxis an mir vorbei rauscht.

Leute, die es eilig haben, lasse ich immer vorbei, der Fahrer dieses vollbesetzten Gefährts bedankt sich artig, und weg ist er. Der Toyota Hiace-Kleinbus ist in Südafrika das Standardfahrzeug für Sammeltaxis, und das aus gutem Grund: Er steht den Toyota-Modellen Hilux und Landcruiser an Unverwüstlichkeit in nichts nach und wer sieht, welche Geländepisten die Sammeltaxifahrer damit fahren, lässt seine teuer aufgerüstete Offroadschleuder weinend stehen.

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