Die Nacht und der Morgen verläuft unruhig. Spät kommt noch eines dieser Campingfahrzeuge auf Sprinter- oder Bus-Basis an: Die werden von zweierlei charakterisiert – große Heckklappe und große seitliche Schiebetür. Beides muss die Besatzung viel und häufig beim Ein- und Umladen und schlafbereit machen lautstark bewegen…
Wer den höchsten Berg der Pyrenäen, den Pico de Aneto, erreichen will, muss früh los – da auf der anderen Seite des Unimog drei (!) VW-Busse mit ambitionierten Bergwanderern parken, beginnt das Konzert mit Heckklappen und Schiebetüren erneut ab 5 Uhr… Frei und wild campieren ist nicht immer romantisch und idyllisch.
Mulmige Gefühle beim “Downhill”
Für die Begehung des Aneto sind wir nicht ausgerüstet – uns fehlen Technik, Erfahrung, Seile, Karabiner, Eispickel. Wir legen einen Ruhetag mit einem langen Spaziergang durch den Talkessel ein. Abfahrt am nächsten Morgen, ein kleines Frühstück nehmen wir unterwegs in einem Café in Castejon de Sos ein und steuern über eine kurvige Straße das Val d’Aran an.
Vor Vielha durchfahren wir einen langen, abschüssigen Tunnel – solcherlei löst immer mulmige Gefühle aus, weil wir bis heute der Bremsbarkeit unseres Siebeneinhalbtonners skeptisch gegenüberstehen: Seit bei einer Bergabfahrt im marokkanischen Atlas die Bremsflüssigkeit überkochte (samt sich daraus ergebenden Bremsversagen), fährt die Angst beim “Downhill” immer ein bisschen mit.
Ein Lkw ist kein Pkw
Das hat uns nie verlassen – und insofern ist diese Pyrenäentour eine Testfahrt, Verlässlichkeitsprüfung wie auch Mutprobe. Daher haben wir zuvor das druckluftbasierte Bremssystem unseres kleinen Lkw überprüfen lassen – und bei dem spielen einige Komponenten zusammen (Kurbelwelle –> Keilriemen – > Luftpresser –> Druckluftzylinder –> (minimaler) Betriebsdruck –> Ventile –> Bremsleitungen –> Bremsflüssigkeit –> Bremsbeläge…).
Neue Schuhe – sprich Reifen (Stückpreis: ca. 400 Euro) – hat der Grünimog auch bekommen. Wir haben also vorgesorgt. Sollte alles klappen. Sollte.
Das Val d’Aran ist ab Vielha durch ein den Dolomiten würdiges Skigebiet gekennzeichnet, mit entsprechender touristischer Infrastruktur. Wir wollen ans ganz obere Ende des Tals, das so genannte Naut Aran. Dorthin windet sich die Straße steil Kurve um Kurve hoch. Weit oben finden sich Pferde seelenruhig auf der Straße, Skilifte und ein Riesen-Riesen-Parkplatz, der in der Wintersaison wohl voll belegt sein muss.
Für uns geht’s weiter auf einer soliden Schotterpiste nach Montgarri – ein verlassenes Dorf wie ein Refugio wie auch Standort einer Kirche. Die Bäume entlang der Pistenabfahrt sind um ihre zum Weg zeigenden Äste gekürzt, insofern kein Problem für uns.
Wir nehmen auf einer Wiese vor dem Refugio de Montgarri Platz und in der Kneipe des Refugio ein (paar) Anlegerbier bei einer gewieften Musikauswahl zu uns.