Es gibt eigentlich nur eine Gewissheit im Leben: Keiner kommt hier lebend raus. Dessen wird man sich besonders bewusst, wenn man am Totenfluss steht. Dem Ort, in dem zumindest in der griechischen Mythologie (siehe Wikipedia) der Fährmann Charon (siehe Wikipedia) steht und über den Fluss Acheron (siehe Wikipedia) die toten Seelen in die Unterwelt des Hades bringt.
Übrigens haben sie vorher noch einen Wegeszoll zu entrichten, also zahlen – sonst müssen sie hundert Jahre am Ufer als Schatten umherirren. Das blieb uns erspart: Nahe der Ortschaft Glyki fanden wir ohne Umschweife einen kosten-freien Stellplatz am Fluss-Ufer inmitten von Pferden. Deren Besitzer warteten wohl auf einen Touristen, der bereit wäre, einen Obolus für einen Ritt in die Acheron-Schlucht zu zahlen.
Am Ankunftstag hatten wir uns nur ein wenig in der Umgebung umgesehen, gestern starteten wir dann zu einer Wanderung durch die Schlucht entlang knotiger Bäume und kristallklarer Wasserbecken. Ein schöner Weg, der uns schließlich zu einer abgelegenen Hütte und zu einem Schäfer führte, der mit begeistert aufgerissenen Augen unentwegt „Katziki“ rief und auf die an den Hängenden der Schlucht grasenden Ziegen deutete. Sie gehörten anscheinend ihm.
Möglicherweise war sein Bildungsgrad wie sein Einkommensniveau nach gängigen mitteleuropäischen Vorstellungen gering; aber der Eindruck entstand, dass er auf jeden Fall deutlich zufriedener und glücklicher war als der Durchschnittsbürger mitteleuropäischer industrialisierter Wohlstandsgesellschaften der Postmoderne angesichts fortschreitender Globalisierung.
Totenfluss mit Wildwassercharakter
Die kalten Quellen des Acherons samt Schlucht zählen zu den beliebten Ausflugszielen der griechischen Bevölkerung. Aber kaum jemand war vor Ort zu dieser Jahreszeit. April – das scheint in Nordgriechenland Vor-Vor-Saison zu sein. Life-Coach Nima Aschoff von Abenteuer Unterwegs hatte uns den Tipp gegeben (siehe Wanderrouten Nordgriechenland), hierher zu fahren. Besten Dank an dieser Stelle!
Charon und seinen Nachen begegneten wir auch nicht, wohl aber einem jungen deutschen Pärchen, dass den Fluss von seiner Ursprüngen bis nach Glyki mit dem Kayak befahren hatte. Mit Wildwasserkayaks wohlgemerkt; unser Falt-Schlauch-Wanderkayak hatte die teilweise ruppige Strömung, Sprünge in Wasserbecken und die Felsen kaum heil überstanden.
In Acrocorinth hatte uns ja ein in Athen lebender Koreaner empfohlen, uns die Küstenstadt Parga anzusehen. Der Ort erwies sich als das, was man landläufig pittoresk nennt und zeigte sich touristisch gut aufgestellt. Aber auch ein Wüstenfahrer muss nicht immer in Staub und Dreck verweilen, ein Abendessen in einem Fischrestaurant am Bootshafen kann auch romantisch sein…
Den Unimog parkten wir vor einem Hotel im Winterschlaf, flanierten durch die engen Gässchen und die Uferpromenade entlang und gingen essen. Tags darauf legten wir gen Igoumenitsa ab und verbringen gerade zwei Pausen-Tage bei Baden und Strand-Lauf und viel Nichtstun auf einer Sandbank nahe dieser nordgriechischen Hafenstadt – anscheinend ein beliebter Warteplatz für Wohnmobile, bevor es heimwärts auf die Fähre gen Italien geht.