Ratschläge südafrikanischer Bekannter verweisen häufig auf eine Zone im Süden des Landes. Auf Landkarten, zumal in Relief- oder Satellitendarstellung, sieht diese überwiegend grün aus. Wunderschön da, heißt es dann meist, und nicht umsonst ist die Garden Route unter Einheimischen wie Touristen so beliebt. Aber schon zuvor durchfährt man – etwa von Oudtshoorn in der semi-ariden Klein Karoo kommend – sehr viel bergiges und bewaldetes Grün. Und auch die Kühe sind schwarz-weiß gefleckt. Man wähnt sich in Holstein.
Für die südafrikanischen Bekannten ist es schwer vorstellbar, dass zumindest die Wüsten- im Gegensatz zu den Weißweinsüchtigen ins Khaki- oder Ockerfarbene streben. Grün hat es ja in der nördlichen Hemisphäre und der borealen Klimazone genug. Aber, anyway, ich muss zurück gen Kapstadt und da bieten sich zwei Wege an: „Obenrum“ – also aus der Richtung, aus der ich gekommen bin und die ich zur Genüge kenne (Route 62), oder eben „untenrum“ – also gen Herbertsdale und Swellendam, die N1 so viel wie möglich meidend und stattdessen die gravel roads der Farmer nutzend.
Auf diesem Wege gelange ich über den Robertson Pass zur Bonnievale Guest Farm; wobei der Anfahrtsweg zum eigentlichen Hauptgebäude die üblichen 20 Kilometer nach Abbiegen von der acht Kilometer langen Feinschotterpiste beträgt, die von der Asphaltstraße gen Südküste wegführte. Und die geht es durch den Schwarzwald oder etwas, das so anmutet. Und es begrüßen einen „No crime“-Schilder. Ja, auf dem flachen und dem hügeligen Land fern der menschlichen Ballungen geht es in Südafrika noch so zu. Da gibt es keine, schlimmstenfalls kaum Kriminalität.
Bonnievales Campsite gehört mir fast alleine. Das ist in jedem Fall gut so, da die einzelnen Stellplätze so eng beieinander liegen, dass ich dort nicht sein möchte, wenn Besucherandrang herrscht. Dafür gibt beschattete Hängematten, wovon ich wegen bedeckten Himmels nicht viel habe. Wie häufig, sind die Ablution Blocks mit Duschen mit einem eigenen individuellen Charme ausgestattet und open air. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es Jeeptracks & Wandertrails, einen größeren See samt einer kleinen Seilbrücke als sportive Herausforderung.
Nach einer Übernachtung geht es weiter; durch die Gondwana Game Farm hindurch – das bedeutet, dass große Wildzäune das Gelände umgeben und die Tore mit schweren Gittern versehen, obendrein bewacht sind. Löwen durchstreifen das Gebiet, daher ist Aussteigen strikt untersagt. Touristen aus der Stadt, die die großen Raubkatzen nur aus Tierfilmen kennen, haben selten gewahr, dass Löwen wie Leoparden sich gut zu verstecken wissen, gut getarnt sind und häufig erst dann auffallen, wenn sie einem am Halse hängen…
Die Gondwana Game Reserve wirbt für sich mit folgenden Worten:
Less than a four-hour drive from Cape Town International Airport, along South Africa’s scenic Garden Route, the 11,000-hectare (26,000 acre) Private Game Park offers a distinctive and luxurious malaria-free Safari Holiday destination with free-roaming Big 5 Safari Animals (lion, buffalo, elephant, rhino, and leopard).
https://www.gondwanagr.co.za/
Ich sehe keine davon, dafür viele Wildtiere wie Antilopen u.ä. Wer sich von Marketing-Phrasen wie den vorstehenden anziehen lässt, wird schon wissen warum. Danach geht es auf staubigen farm roads des südafrikanischen ländlichen Alltagslebens weiter; ich versuche das Einschwenken auf die Asphaltstraßen so weit wie möglich hinaus zu zögern. Schließlich muss es doch in der Nähe von Swellendam sein; und von da ab ist es nicht mehr weit zum letzten Übernachtungsplatz: dem Bontebok Nationalpark.
Das Beste, was man über diesen sagen kann, ist, dass der Namensgeber – Bontebok – einem schon auf der Einfahrt im Wege steht und wenig Eile an den Tag legt, im Gebüsch zu verschwinden. Ansonsten liegt dieser Nationalpark ganz offensichtlich zu nahe an Kapstadt und anderen Städten des Western Capes – es ist Familienrummel angesagt, und die Fahrzeuge, Wohnwagen und Zelte stehen gepresst aneinander. Die Strecke von 200 Kilometern von Kapstadt nach Swellendam sind halt für den Südafrikaner nichts.
Die Nacht ist dennoch erstaunlich ruhig und am nächsten Morgen – bei bedecktem Himmel und gelegentlichem Nieselregen – lasse ich den Landy im zweiten Gang durch den Park tuckern. Ich bin nahezu alleine unterwegs; allenfalls tauchen ein paar Mountainbiker auf. Der Rest all der Familien zieht die Vor-Ort-Belustigung an der Campsite vor; umso besser. Bis auf ein paar blesbok-Exemplare, die ruhig, gleichwohl wachsam, einen beäugen, kaum ein Tier zu sehen. Bontebok und Blesbok sehen einander gleich aus, kein Wunder sind sie Subspezies der gleichen Art.
Das war’s dann. 200 Kilometer etwa nach Stellenbosch bzw. Kapstadt; dort muss ich noch den geforderten Schnelltest absolvieren und Matej, den ich zu anfangs der April-Tour in Camping Oasis in den Cederberg Mountains kennengelernt habe, an der Waterfront treffen. Am nächsten Tag bringe ich dann den Land Rover zu Mette’s Auto–Electrical. Claus-Peter und seine Jungs werden ein paar Reparaturen und Korrekturen vornehmen und ihn dann ins gesicherte Storage zum Verbleib bringen. Bis zum nächsten Mal, wohl im November 2021.