Mein Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Santiago de Compostela wird wegen eines Unwetters nach…, nein, nicht ins nahegelegene Vigo oder Porto, sondern nach Bilbao im Baskenland (also mehr oder weniger ans andere Ende der spanischen Nordküste) umgeleitet. Jedenfalls entscheidet die Kapitänin so. (Später werde ich erfahren, das zur gleichen Zeit noch einige andere Flugzeuge in Santiago landeten.)
(Es gibt vorher schon eine Viertelstunde Abflug-Verspätung, weil ein – ooops – Navigationsgerät des Fliegers nicht funktioniert.)
Mitten in der Nacht lädt uns die örtliche Betreuung der Lufthansa in drei Reisebusse um, um uns die rund 800 Kilometer durch die Nacht zurück nach Santiago zu karren. Angeblich sechs Stunden lang… Der Bus fährt erst einmal in ein dickes Gewitter mit heftig prasselndem Regen.
Busfahrer müssen pausieren, das ist Vorschrift, das tun sie also dreimal je eine halbe Stunde. Einmal an einem Bar-Restaurant, also Gelegenheit für Bier & Tortilla. Einmal im Nichts, nachdem es irgendeine obskure Landstraße entlang ging… nachtschwarze Trucker-Tankstelle, nachtschwarzes Bar-Restaurant.
Verloren fühlen sich auch die Mitreisenden, überwiegend Jakobsweg-Pilger, die keine Ahnung haben, wie sie zu ihren jeweiligen Treff- oder Ablaufpunkten kommen sollen. Die Rendezvous-Zeiten mit örtlichen Weiter- Beförderern sind natürlich geplatzt. Verlassen sind sie jedenfalls von jedem Lufthansa-Service: Die Airline setzt sie einfach mitten in der Nacht in Santiago aus.
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Ankunft am Flughafen außerhalb von Santiago gegen 4 Uhr, dann um 5 Uhr am Bahnhof in der Innenstadt. Warten bis 8 Uhr im Bahnhof (warm genug) . Um 8.14 Uhr fährt der Zug pünktlich ab (Alle Wetter, die – spanische – Bahn!). Von Santiago geht’s mit dem Schnellzug nach Ourense, Galiciens Provinzmetropole – für mich ein Standardtrip. Im Zug mag die Sitznachbarin nicht ohne ihren Rollkoffer vor ihren Füßen sitzen, auch wenn die Nachbarin gegenüber ob der unnötigen Enge grummelig guckt. Dabei ist die Koffer-Aufbewahrung beinahe leer.
In Ourense hole ich mein MG F Cabrio aus der Garage, in der es das ganze Jahr über steht. Nächstes Hindernis: Ein (stand-)platter Reifen muss versorgt werden.
Weiter geht es ins nicht allzu ferne Porto – zu der dortigen Werkstatt für antiquierte britische Automobile. Portugals zweitgrößte und nördliche Hafenstadt Porto ist ein beliebtes touristisches Ziel – besonders seine Wein- und Portweinkeller – und Startpunkt für die Pilger auf dem portugiesischen Jakobsweg gen Santiago de Compostela im spanischen Galicien.
Angesichts der vielen bewanderschuhten Rucksackträger mit Teleskopstöcken fühlen sich die Flughäfen von Porto und von Santiago sehr ähnlich an – und dazu mag beitragen, dass sie vom selben Architekten stammen.
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In Porto geht es vielen wegen des Tourismus‘ – speziell in Hotellerie und Gastronomie und damit verbundenen Dienstleistungen – nicht schlecht. Aber nicht allen, wie die Schlafnischen in der Innenstadt bezeugen. Den großen Strand von Matosinhos bevölkern in der kühleren Jahreszeit – von ein paar trotzig-trutzigen Surfern und Spaziergängern abgesehen – vor allem die Möwen.
In diesem nördlichen Stadtteil existiert eine Kfz-Werkstatt, die sich auf alte britische Fahrzeuge (Jaguar, MG, Aston Martin, Austin,…) spezialisiert hat – dort lassen wir unser MG F Cabrio zu Inspektion und Überholung; leider dauert es, bis Ersatzteile kommen. So geben wir die Idee auf, im klassischen MG Roadster gen Süden zu touren, und setzen die Reise in einem flugs gemieteten Fiat 500 Cabrio fort. Not very classy, aber ein modernes Auto hat auch seine Bequemlichkeiten.