Archiv der Kategorie: Wildniswissen

Always be ready for the next five minutes

Schafskadaver im Baum
Tierkadaver in einem Baum

Während der Pandemie-Jahre von 2020 bis 2022 stellte ich fest, dass ich mehr Resilienz aus meiner Krav Maga-Erfahrung schöpfen konnte denn aus dem Achtsamkeitskontext. Im MBSR-Verband gab (und gibt es) Zoom-Sitzungen (etwa den so genannten „Achtsamkeits-Salon“), in denen vor allem die eigenen Sorgen und Ängste verhandelt wurden. Das ist gewiss legitim und sinnvoll. Doch mir ging es dabei zu viel um Selbst-Fürsorge, das Umarmen des eigenen inneren ängstlichen Kindes u.ä. – und zwar in einer sehr defensiven Weise (mein ruppiges inneres Selbst nennt diese „weinerlich“). Die Vitalität, das Selbst-Vertrauen, der offensive (Über-)Lebenswillen des Krav Maga-Trainings war dort nicht zu spüren.

Natürlich habe ich Achtsamkeits-Inhalte in der Hoch-Zeit der Coronavirus-Pandemie bewusst wie unbewusst praktiziert: ruhig atmen, durch-atmen, sich auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren. Die Situation so anzuerkennen und zu nehmen, wie sie ist. Im Achtsamkeitskontext gerinnt dies aber zu oft in eine passive Haltung. Wenn es im Krav Maga auf-den-Moment-bezogen heißt: „Always be ready for the next five minutes„, dann gesellt sich „always be ready to pick up a fight in seven seconds“ dazu – und auch wenn das Wort „fight“ eine gewalttätige Situation impliziert, so ließe es sich doch auf alle möglichen Zustände übertragen.

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Driehoek & Wolfberg Arch: Die Vorzüge des Umkehrens

Zerklüftete Felsen und verkohlte Bäume in der Umgebung der Driehoek Farm in den Cederberg Mountains.

Auf der Campsite der Driehoek Guest Farm habe ich Glück: Man weist mir den Stellplatz Nr. 25 zu – und der liegt am Ende eines eigentlich privaten Bereiches, in dem einige fest abgestellte Wohnwagen im Schatten unter den Bäumen auf ihre Bewohner warten. Das Gros der Besucher freilich tummelt sich im dazu ausgezeichneten Areal – man kann den Partylärm der Capetown Camper immer noch hören, aber distanziert und durch das dicke Laub der Bäume gefiltert.

Eine Kernroutine des Coyote Mentoring zur Naturverbindung besagt, dass man sich seinen Nachbarn vorstellen solle, deren Gast man ist. Will sagen: Der Land Rover „Nr. 5“ nimmt unter fünf Eichen Platz, und diese wie alle anderen belebten wie unbelebten Elemente der Natur sind die Gastgeber. Sie erhalten ein wenig Wasser, man erklärt ihnen, wer man ist und was man vorhat – eine Routine, die nach indigenem Muster Respekt gegenüber Stein-, Pflanzen- und Tierwesen schult. Jahrtausende lang haben in der Gegend, die heutzutage als Westkap bekannt ist, die San gelebt – mit einem ähnlichen Verständnis der ganz und gar belebten Natur.

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Cederberg – weit weg und doch zu nahe

Kapstadt, Stellenbosch, die Winelands prägen das Westkap. Für die Wilderness Areas, die dort zu finden sind, hat das Folgen. Denn auch der südafrikanische (Groß-)Städter erweist sich als kaum weniger entfremdet als seine Kollegen in aller Welt. Die Wildnis ist zwar nahe, will aber trotzdem im Cocktailkleid erlebt werden. In aller Sicher- und Sauberkeit natürlich.

Davon profitieren Resorts & Lodges entlang der großen Ausfallstraßen; die N7 etwa transportiert Fahrzeuge und Familien – für südafrikanische Verhältnisse – zwar nicht auf dem direkten Weg, gleichwohl aber flott gen Norden. Ein Wochenendtrip in die Cederberg Mountains ist so möglich, auch mit nicht geländegängigen Automobilen. Wir hätten es ahnen können.

Nr. 5 nimmt auf Nr. 1 Platz

Natürlich hatten wir die N7 auch gar nicht im Fokus, deswegen entging uns vielleicht ihre Wahrnehmung auf der Landkarte. Von Stellenbosch wollten wir über kleinere Straßen via Wellington den angepriesenen Bainskloofpass ansteuern – nur war der justament wegen Straßenbauarbeiten gesperrt. Also wählten wir die R44 und passierten Hermon und Tulbaugh und entschlossen uns, den Bainskloofpass quasi von hinten aus der Nähe von Ceres anzufahren.

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Lockdown-Fitness = back to basics

Wandmalerei eines Höhlenmenschen – als Savannenläufer und -jäger eher gehend unterwegs.

Im StrongFirst-Blog ist 2013 ein bedenkenswerter Beitrag (Back to Basics. For Real) erschienen, in dem es um allgemeines, Grundlagen-Fitness-Training geht, das sich in Idee und Struktur an den Tätigkeiten der frühen Menschen – heutzutage so genannten “primitiven” Menschen (etwa im Amazonasgebiet oder der afrikanischen Savanne/Steppe) – anlehnt; “simple & stupid” sozusagen, … und, wenn man so will, ein Fitness-Training, dass sich unter den Restriktionen wegen der Coronavirus-Pandemie gut zuhause oder draußen absolvieren lässt.

Als früherer Triathlet auf der Langdistanz, der drei Ironman-Rennen absolviert und im Zeitrahmen von zwölf bis 14 Stunden gefinisht hat, wie auch als Wildnispädagoge, der die Bushman-Jäger in der Kalahari studiert hat, finde ich den StrongFirst-Blogbeitrag großartig. Kurz zusammengefasst erklärt der Autor zur physischen Fitness früher/”primitiver” Menschen, die sich aus ihren Alltags-Tätigkeiten der Wildbeuterei ergab:

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Wildnis-Training: Into the wild. For your self.

Achtsamkeits-Training in der Natur auf einer Streuobstwiese im Taunus.

Wir Menschen haben Jahrtausende in der Natur verbracht, mit dem notwendigen Respekt vor ihren Eigenheiten und Gefahren. Evolutionsbiologisch sind wir Teil der Natur und fühlen uns grundsätzlich wohl darin: Beim “Tag der Achtsamkeit in der Wildnis” geht es darum, dass die Teilnehmer in einer Art Tages-Retreat ihre Sinne schärfen und zu natürlicher Wahrnehmung und zu einem erweiterten Körpergefühl finden, zu mehr Selbst-Bezug, Selbst-Vertrauen und Selbst-Bewusstein.

Was hat das mit Krav Maga-Training zu tun?

Unsere Mission ist, Menschen beizubringen, sich selbst zu verteidigen. Natürlich geht es dabei vorrangig wie vordergründig darum, einen gewalttätigen Übergriff zu abzuwehren. Tatsächlich ist diese Formulierung wichtig: “Abwehren” bedeutet nicht, jemanden zu vernichten. Wir sind nicht im Krieg. Abwehren bedeutet: Der Angreifer kann oder will seine Attacke nicht weiter fortsetzen. In ziviler Umgebung unter zivilen Umständen ist das ausreichend.

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Covid-19: heilsamer Schuss vor den Bug

Unabhängigkeit und Selbstversorgung unter eingeschränkten Bedingungen

Als Krav Maga-Übender dürfte man wegen der Covid-19-Einschränkungen eigentlich nicht allzu beunruhigt sein – sonst wären ja alle Trainings-Appelle a la „always expect the unexpected“ und „always train in a position of disadvantage“ nutzlos gewesen…

Für mich kann ich sagen, dass ich ein mildes (!) Prepping schon seit meinem ersten Survival-Kurs Anfang der 80er betriebe (also Lebensmittel u.a. Vorräte für ein paar Tage im Haus etc.) und das natürlich meine Fernreisen in kleinen oder großen Geländefahrzeugen in wilde & wüste Gegenden dafür sensibilisieren, seine Vorratslage und potenzielle (Semi-)Autarkie gemäß der „survival rule of three“ (Thermoregulation – Wasser – Essen) im Blick zu haben. Die Ausbildung in der Wildnispädagogik hat natürlich dabei geholfen, die eigene Aktionsfähigkeit in Richtung Selbstversorgung & self-reliance zu erweitern.

Das hat überhaupt nichts mit Prepping a la „Zombie Apocalypse“ und SHTF zu tun.

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