Archiv der Kategorie: Wildniswissen

Trommel-Bau & Biber-Jagd

Kaum von der Adventure Northside zurück, verbrachte ich ein Wochenende zwar nicht im hohen Norden, so aber im recht abgelegenen Hennef-Meisenbach – beim Trommel-Bau.

In diesem Örtchen, auf der Landkarte nicht unweit von Bonn, auch nicht unweit von Waldbröl (dem deutschen Plum Village-Ableger in Thich Nhat Han-Tradition, auch nicht unweit von Engelskirchen (früherer Geschäftssitz von Skinfit Deutschland zu unseren Ironblog-Zeiten), findet sich Maheo – ein Institut für Ganzheitliches Leben, das sich indianisch-schamanischen Riten widmet, und dabei…

  • M-enschen
  • A-rbeit an und mit sich selbst
  • H-eilung
  • E-rkenntnis
  • O-rientierung

… – so die Initialen. Mir ging es freilich um etwas weniger spirituelles (auch wenn es einen Zusammenhang gibt), sondern darum… eine Trommel zu bauen.

Orientierung ohne zu sehen – beim „Drum Walk“

Beim Medizinradtreffen war getrommelt (und gesungen) worden, aber besonders inspiriert worden war ich durch den “Drumwalk”, den wir bei einem der Wildnis-Wochenenden im Coyote Mentoring kennen gelernt hatten.

Dabei hatten wir uns nur nach dem Klang von Trommel-Schlägen alle halbe Minute im Wald orientiert – bei geschlossenen Augen; und hatten dabei viel über Körper-Wahrnehmung gelernt – dass man einen Baum, der einem im Weg steht, tatsächlich spüren… eine Art Aura wahrnehmen kann…

Geister im Untergrund

Das wollte ich gerne in meine Arbeit im Krav Maga Center integrieren (wie so manches aus der Wildnispädagogik; speziell die Wahrnehmungsübungen). Also ging es bei der Trommel erst mal nicht um Musik, aber ich habe natürlich gedacht: Ich bin zwar nicht musikalisch – aber trommeln geht immer!

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Abenteuer im Norden

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Beim Bogenschiessen im Bushcraft-Camp

Eigentlich wollten wir ja – wie im vergangenen Jahr – zu dem angenehm entspannten und unspektakulären Globetrottertreffen von Klaus Därr bei den Bayern-Kamelen unweit Münchens (siehe auch Beitrag “Körper-Kontakt mit Kamelen”). Dann trieb es uns jedoch in die entgegengesetzte Richtung – nach Norden, zur “Adventure Northside”-Messe in der Nähe Hamburgs auf Gut Basthorst.

Die Messe und das dazugehörige Programm bewegen sich rund um die Pfeiler “Offroad”-(Reisen), “Bushcraft”, “Survival”, “Outdoor” und “Jagd”. Eine bunte Mischung dieser Themen fanden wir in einer im Vergleich zur “Abenteuer & Allrad” mittelgroßen Veranstaltung, die in die weitläufigen Anlagen des 800 Jahre alten Gutes Basthorst eingebettet war.

Offroad, Outdoor, Primitive Skills

Dort fanden sich von Lkw-Kabinenbauern, Absetzkabinenkabinenbauer für Pick-Ups über Land Rover- und Toyota-Spezialisten, Reise-Anbietern bis hin großen und kleinen Ständen zu großen und kleinen Ausrüstungsbestandteilen eigentlich alles, was irgendwie mit “draußen” unterwegs zu sein zu tun hat. Eigentlich eine Entdeckung: Nicht so riesig wie die Abenteuer & Allrad, nicht so reduziert wie die Därrs Globetrottertreffen oder die ganz und gar eigenbrötlerische Offroad Hoch2.

Egal ob auf vier Rädern oder zwei Füßen: Im Bushcraft-Camp wurden Outdoor- und Survival- wie Primitive Skills gelehrt – etwa von “Bushcraft North” oder der Waldläufer-Akademie u.a.m. Bei letzteren habe ich mir Anregungen für mein Abschlussprojekt der Wildnispädagogik-Ausbildung, eine Speerschleuder zu bauen, geholt – sie hatten einige schöne Exemplare zur Hand, inklusive diverser Speer-Modelle. Und viele, viele andere spannende Hand-Arbeiten…

Beate widmete sich derweil auf dem Stand nebenan dem Bogenschiessen (siehe Bilder)  – und würde wohl eine neue Leidenschaft entwickeln, wenn sie nicht bereits so viele andere hätte. Zuvor hatte sie bereits mit großer Begeisterung bei einem anderen Bushcraft-Spezi eine Fettlampe gebaut, die jetzt daheim bei uns des Erst-Einsatzes harrt.

Abgesehen davon riss sie einem harmlos daherschlendernden Messe-Besucher fast dessen Loden-Anorak “Haudegen” vom Leib – und erwarb ein kleines Beil und ein kleines Mora-Schnitzmesser, sowie eine Schaffell-Schurwolle-Jacke mit Kapuze. Nachdem wir in unserer Triathlon-Phase uns in allerhand Plastik-Plünnen (überwiegend von Skinfit) gehüllt haben, ist nunmehr der komplette Natur-Wahnsinn ausgebrochen (bei mir etwa Hubertus-Lodenkotze oder 66-North-Jacke).

Bushcraft und “Remote Medicine”

Ganz offensichtlich, was uns im Coyote Mind Habitus an der Adventure North am meisten dazu bewegte, gen Norden denn gen Süden zu fahren (und dabei rund 100 Kilometer mehr an Strecke in Kauf zu nehmen): Als Wildnispädagogen (wobei es uns nicht so sehr auf Pädagogische ankommt) zog uns besonders der Bushcraft- und Survival Skills-Bereich in seinen Bann.

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Die Katharer-Burg

Grünimog am Col de Montsegur

Was das Reisen mit dem Grünimog zur Freude macht, ist die eigentlich permanente gegenteilige Erfahrung zu derjenigen vor wenigen Tagen in Freiburg (siehe: Grünologie und Ökologie): Viele Menschen treten neugierig bis begeistert an das Fahrzeug, unterwegs sehen wir viele „Daumen hoch“-Zeichen vom Straßenrand oder in überholenden Fahrzeugen.

Dabei bilden wir meist das Hindernis auf der Landstraße. Wir genießen freien Blick nach vorne, hinter uns entsteht ein Stau: Wir sind mit 70 bis 80 km/h unterwegs, mehr geht nicht. Aber der Sympathie-Bonus ist offensichtlich so groß, dass niemand schimpft.

Nachdem wir Freiburg verlassen haben, schlagen wir ab Mulhouse in Frankreiche eine Route ein, die uns möglichst mautfrei gen östliche Pyrenäen bringt. Das trägt uns natürlich zwei Übernachtungen auf Lkw-Rastplätzen ein – die erste war schlecht gewählt, weil zu nahe an der Straße und daher zu laut, die zweite ein Glücksgriff, weil nahezu idyllisch gelegen, und wir waren während der Nacht nahezu allein.

Um schließlich Toulouse zu umfahren, wechseln wir kurz auf die Autobahn (14,90 €), dann säumen wieder unendliche Sonnenblumenfelder die Landstraße. Mautfreie französische Nationalstraßen sind gut ausgebaut, und bei einem Fahrzeug mit 80 km/h Spitzengeschwindigkeit spielt es keine Rolle, ob es die auf einer Autobahn oder einer autobahnähnlichen Landstraße mühsam erreicht. Ortsdurchfahrten und die häufigen Kreisverkehre indes halten auf und nerven.

Katharer: mittelalterliche minimalistische Christen

Unser Ziel ist Ruine einer Katharer-Burg aus dem Mittelalter in Montsegur. Auf dem Pass parken wir neben einem konventionellen Wohnmobil, dessen junge Familie lässt sich begeistert den Unimog von außen und innen zeigen und gibt uns noch ein paar Tipps für die Weiterfahrt. Au revoir!

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Zum dritten Mal auf der Allradmesse

Grünimog mit Wandbild-Markise

Das Wandbild des Krav Maga Centers Frankfurt als Markise am Grünimog


Einmal mehr im Fernsehen – zuletzt waren wir ja in einem französischen Spartensender zum Weinbau zu sehen gewesen (siehe Beitrag Weinprobe fürs französische Fernsehen). Tatsächlich muss es heißen: „einmal mehr gefilmt„, denn die tschechische Crew von turas.tv, die uns besucht hat, produziert (Video-)Filme für dieses E-Magazin rund um Camping-, 4×4- und Outdoor-Aktivitäten.

Wie so häufig, fungierte unser Grünimog als Kontaktbühne: Leute bleiben stehen, manche nähern sich und ein Gespräch beginnt – und dreht sich natürlich meist um unser 37 Jahre altes Fahrzeug aus Bundeswehr-Beständen; wo wir damit waren, was wir damit vorhaben, ob wir darin wohnen u.ä. So auch im Falle der netten tschechischen Interviewerin, die uns auf der wohl weltgrößten Offroad-Messe, der Abenteuer & Allrad in Bad Kissingen bat, ihr doch ein paar Sätze zu unseren Plänen und Perspektiven in die Kamera zu sprechen.

Nomadenleben statt Eigenheimidylle

Sie selbst, meinte sie, müsse noch rund zwei Jahre warten, bis sie auf große Fahrt gehen könne – so lange müsse sie sich noch ihren Kindern widmen. Aber sie begeistert sich für Leute, die das modernen Nomadenleben der Eigenheimidylle vorziehen. Wir erzählten von unseren Fahrten nach Portugal, Marokko und Island, und bestätigten der Dame: Bei all dem geht es ums Reisen, gewiss. Aber mehr noch: um Freiheit.

Vergangenen Mittwoch waren wir auf der „Abenteuer & Allrad“ eingetroffen, hatten mit Müh‘ und Not noch einen Stellplatz für unser sechs Meter langes Fahrzeug nahe der Saale gefunden – und das obwohl der Veranstalter jedes Jahr aufs Neue inständig darum bittet, nicht vor Mittwoch Nachmittag anzureisen. Die ersten Fahrzeuge werden sich wohl schon dienstags auf der Camp Area eingerichtet haben – wer jedenfalls am donnerstäglichen Feiertag eintraf, hatte nur bei einem kleineren Fahrzeug noch eine Chance, sich irgendwo dazwischen zu quetschen.

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Chinesische Medizin & Medizinradtreffen

IMG_20170525_182003_787Die Wildnispädagogik, das Coyote Mentoring, hat ihre Nebenaspekte. Wir wenden uns der Natur nicht technisch-wissenschaftlich zu, sondern versuchen, sie in ihrem Wesen, ihrem Kern kennenzulernen und zu verstehen. Wir versuchen, brachliegende oder vernachlässigte Pfade eines intuitiven Naturverständnisses wieder zu begehen – und wir orientieren uns dabei an den überlieferten Lehren der Naturvölker.

Das Coyote Mentoring ist in den USA entstanden, von Jon Young entwickelt nach den Lehren seines Mentors Tom Brown jr., der wiederum Stalking Wolf seinen Ältesten nannte… und somit liegt der Bezug zu den nordamerikanischen Ureinwohnern nahe. Die Kernroutinen sind indianisch geprägt; ebenso nutzen wir das Mittel der Danksagung als solche bzw. als Formel für das Sitzplatzprotokoll.

Kräfte der Natur

Wildnisschulen im Zeichen des Coyote Mentorings lehren Leben und Überleben im Einklang mit der Natur. Es geht dabei freilich nicht um Survival im engeren Sinne, denn dieses besteht darin, in einer Notsituation so schnell wie möglich aus der Wildnis wieder in die Zivilisation zu kommen. Im Coyote Mind möchte man in und mit der Natur leben;  es handelt sich eher um Bushcraft, gepaart mit dem Respekt für die (auch spirituellen) Kräfte der Natur.

Unsere “Bibel” dabei ist der “Coyote Guide”, und den bestellte ich beim Adler Buchversand, der sich besonders indianischer und schamanischer Literatur widmet. Als ich das Buch aufschlug, fielen mir ein paar Flyer entgegen; darunter einer, der fürs diesjährige Medizinradtreffen warb. Darauf erblickte ich das Foto eines Mannes, den ich bei meinen buddhistischen Schweige-Retreat im Hunsrück (“Natur, Meditation und Dharma”) kennen- und schätzen gelernt hatte.

Das Medizinrad

Neugierig geworden, erinnerte ich mich eines Buches, das ich in den 80er Jahren gelesen hatte: Das “Medizinrad” von Sun Bear & Wabun. Vom Verlage eher irreführend mit “eine Astrologie der Erde” untertitelt. In der Wikipedia heißt es zu Sun Bear:

Er vertrat eine eklektische Version indianischer Spiritualität, die er aus den Traditionen verschiedener Völker zusammensetze. Mitte der 1980er Jahre stieg er aus dem Filmgeschäft aus und lebte als Kursveranstalter. Sein Bear Tribe gewann eine große Anhängerschaft unter weißen New-Age-Interessierten, insbesondere in Deutschland.

Tatsächlich existiert der Bärenstamm e.V. noch immer in der Bundesrepublik, und er richtet alle zwei Jahre das Medizinradtreffen mit diversen indianisch inspirierten Ritualen und Zeremonien, mit Singen und Schwitzhütten, Referenten aus diversen kulturellen Kontexten (in diesem Jahr u.a. nepalesische Schamanen und ein weißer “Sangoma”, also afrikanischer Medizinmann). Im O-Ton:

Die Mitglieder dieses Stammes eint das Bestreben, so schreiben sie selbst, die Erde zu schützen, ihr Kraft und Liebe zurückzugeben und daran selbst zu wachsen:

Wir lernen neu, wie wir mit Pflanzen, Tieren und Menschen umgehen und von ihnen lernen können und wir arbeiten zusammen mit der Kraft und Energie von Mineralien und Steinwesen. Und wir lernen, den Respekt der und ihren Lebewesen gegenüber zu verinnerlichen. 

Als wir eintrafen, wurden wir sehr freundlich und neugierig als Neulinge begrüßt, natürlich unser Auto bestaunt. Zuvor waren Beate und ich zwei Tage auf dem jährlichen TCM-Kongress in Rothenburg ob der Tauber gewesen – das ist so was wie die große Jahresveranstaltung in Sachen chinesischer Medizin, die ja Beate in ihrer Sport- und Naturheilpraxis praktiziert.

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Schlitten gefahren (werden)

Hunde: mit einem Schlitten fahren!

Hunde: mit einem Schlitten fahren!

Ein spätes Geburtstagsgeschenk: Peter Tesch ist mit seinen 40 Schlittenhunden von husky-tours.net so ausgebucht, dass man lange warten muss. Aber Beate und ich lieben und halten Hunde seit Jahrzehnten – und einmal mit Schlittenhunden auf Tour zu gehen, war immer ein Herzenswunsch. Also habe ich einen Schnupper-Ausflug für die Gattin gebucht (die in einem August-Tag auf die Welt gekommen ist).

Heute war es dann soweit – wir konnten in Neuhof-Hauswurz die Hunde, die so erstaunlich schmal sind und so erstaunlich wenig wie Huskies & Malamutes aus Film & Fernsehen aussehen, anschirren. Allein das schon ein Spektakel!

Es ist wirklich wahr: Diese Hunde wollen laufen, das Ziehen von Schlitten ist ihnen keine Fron, sondern ein Spaß. So kraftstrotzend sind sie, dass sie erst bergauf erlahmen – ansonsten hat der Schlitten-Lenker seine Mühe beim Lenken (da ziehen einen die Hunde schon mal durch den Graben oder die Büsche ohne was zu merken). Und besonders beim Bremsen.

Peter zeigt Beate den Rollwagen

Peter zeigt Beate den Rollwagen

Indes waren wir auch mit Rollwagen unterwegs, nicht mit richtigen Schlitten: Auf 600 bis 800 Metern Höhe liegt auch im Februar in der Rhön nur noch Rest-Schnee. Wir bestiegen also vierrädigen Gefährte, die mit einer (schwachen) Handbremse, einer Fußbremse und einer Art Haken-Bremse ausgestattet sind – letztere funktioniert in etwa so, als haue man einen Anker in den Boden.

Und den würde ich noch brauchen! Da ich mit dem Peter und seinen Hunden schon einmal unterwegs war, durfte ich ein Gespann mit vier Hunden (das reicht locker für ein Leichtgewicht wie mich) alleine steuern, während Beate zusammen mit Peter auf einem zweiten Wagen Platz hinter sechs Hunden nahm.

Den Anker werfen – fast wörtlich

Durch unsachgemäßes Bedienen meinerseits bzw. einen Defekt an der Fußbremse meines Wagens war ich schon früh gezwungen, auf den “Anker” zu treten. Mit der Handbremse kann man bestenfalls verlangsamen, die Fußbremse trägt normalerweise die Hauptlast beim Verzögerungsvorgang.

Mit dem “Anker” zu bremsen, bedeutet, mit seinem Körpergewicht auf zwei Haken zu treten, die sich darob in den Boden bohren. Daraus entsteht ein recht unpräzises Bremsmanöver. Das geht, wenn der Boden weich ist – Erde, Schotter also.

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