Coyote Mentoring: am Sitzplatz

Sitzplatz in der Abenddämmerung


Das erste Modul unserer Ausbildung zum Wildnispädagogen nach Art des „Coyote Mentorings“ liegt rund eine Woche zurück. Wir brennen darauf, loszulegen und die erworbenen Kenntnisse anzuwenden. Vor allem natürlich, die Sitzplatz-Kernroutine zu etablieren.

Den Sitzplatz soll man zu allen Jahreszeiten, allen Tageszeiten, bei jedem Wetter mindestens einmal pro Woche eine Stunde besuchen. Seine Fauna und Flora kennen lernen, ja Freundschaft mit ihr schließen. Sich ihr vorstellen und fragen, ob man Gast sein darf. Mein Sitzplatz liegt inmitten einer Apfelbaumreihe auf den Feldern zwischen Mittelbuchen und Wachenbuchen.

Rucksack und Regenhose

Wenn man so will, der erste Besuch an meinem Platz im Laufe des “wilden” Jahres der Ausbildung zum Wildnispädagogen. Auch ein Test des bisher dafür zusammengestellten Equipments – besonders der neuen Engelbert-Strauss-Regenhose, als auch von Rucksack und Wetterfleck.

Die Regenhose hatte ihre erste Bewährungsprobe sehr früh zu bestehen, als ich im strömenden Regen auf dem Weg zu einer Senke hinunter auf Schlamm und Matsch gleich zweimal kurz hintereinander ausrutschte und mich im wahrsten Sinne des Wortes lang legte… schon war sie verschlammt und verdreckt. Der Rest meiner Kleidung eigentlich auch.

Mit den Krähen krähen

Ich bemühte mich leise und vorsichtig zu gehen. Aber bei solchem Regen bleiben wohl auch die meisten Tiere in ihrer Deckung; außer einigen wenigen Krähen war nichts zu sehen und zu hören. Wenn man von den Windrotoren absieht, die auf dem Hügelkamm auf Schönecker Gemarkung stehen und deren Flügel aus Regen, Dunst, Wolkenfetzen herauslugten.

Ich krähte selbst zweimal, erhielt aber keine Antwort.

Sitzplatz bei Sonnenaufgang


Mein Sitzplatz auf einer kleinen, überwucherten Mauer ermöglicht einen weiten Blick ringsum. Und bis hin zum Spessart im Nordosten. Eine Weile schloss ich die Augen, um mich allein aufs Hören zu konzentrieren – wieviel deutlicher wurden da die Geräusche der Regentropfen!

Innerlich konnte ich gut beim Draußen-sein bleiben. Beim Atmen. Beim Sitzen. Beim frischen Gefühl der etwa fünf Grad Celsius. Den Loden-Wetterfleck hatte ich übergezogen; darin fühlt man sich immer geborgen. Meinen Rucksack ließ ich im Regen stehen, um dessen Wasserfestigkeit zu testen.

Tun als draußen-Sein

Da außer Krähen kein Tier zu sehen war – jedenfalls kein größeres; im Gras zu meinen Füßen werden einige kleine gewesen sein – und außer einem Geräusch, das von einem Rebhuhn gestammt haben könnte – nichts zu hören (außer Regentropfen und Windrotoren), verlegte ich mich auf die Aufgabe des Kartografierens zu verlegen. Genauer: Dem Auswendiglernen der näheren Umgebung meines Sitzplatzes, um sie zu Hause aus dem Gedächtnis in eine Art Karte zu zeichnen.

Eine wertvolle Zeit: Nichts weiter tun als draußen-Sein.