Kann es eine Tour mit dem Unimog ohne Panne geben? Diese offensichtlich wird es nicht, denn die Pumpe des Wassertanks leckt; und die Aussicht, dass sich mehr als hundert Liter Wasser ins Wageninnere ergießen, ist beunruhigend genug, um der Sache auf den Grund zu gehen. Also bauen wir die Pumpe aus und versuchen, sie unfachmännisch mit Silikon zu ummanteln – mit moderatem Erfolg. Von jetzt an steht die Pumpe im Deckel einer Salatschlüssel als Auffangbecken; einmal am Tag wird dieses mit einem Wischlappen entleert. Geht doch.
In Asilah schlendern wir durch die Gassen der künstlerisch gestalten Altstadt, den Markt in den umliegenden Straßen und essen bei Wolkenbrüchen zu Abend in einem Straßen-Restaurant eine üppige Fisch-Platte. Unsere Weiterfahrt am nächsten Morgen führt uns durch ein großes Hafengebiet mit angeschlossenen Fabriken und Chemieanlagen, die wie Gefängnisse ummauert und mit Wachtürmen versehen sind.
In El Jadida landen wir auf einem großen, leeren Campingplatz und unternehmen einen Nachmittagsspaziergang in die Stadt; laufen in der Altstadt umher und sehen zahllosen Buben beim Kicken zu.
El Jadida, immerhin ist die alte Cité Portugaise UNESCO-Weltkulturerbe, entpuppt sich außerhalb der Saison als wenig touristisch, weder in der Altstadt gibt es allzu viele Besucher, noch auf dem Markttreiben in den Straßen gegenüber. Dort geht es laut, eng, gedrängt, mit allen möglichen Garküchen, Läden und Lädchen zu. Dass wir aber außerhalb der Tourismus-Saison dort unterwegs sind und an einem Stück authentischen Alltags-Leben teilnehmen, mag man daran ermessen, dass keine Nepper, Schlepper, Bauernfänger auf uns zukommen, ebenso keine Schnorrer – sondern nur wirkliche Bettler, die ihr Glück auch bei den Einheimischen versuchen: Zu den fünf Pflichten des Moslems gehört ja, Almosen zu geben.
In teils strömendem Regen und heftigen Windböen fahren wir im Anschluss die Küste entlang nach Essaouira, ebenso wie Asilah und El Jadida mit portugiesisch-spanischem Erbe in puncto Kultur und Architektur versehen. Die ersten Flussdurchfahrten sind zu bewältigen – allerdings handelt es sich bei den Furten um tief überschwemmte Straßen. Für den Unimog mit seinen ein Meter Wattiefe kein Problem, für manchen normalen Pkw schon. Im Gegensatz zu Deutschland ergeben in Marokko SUV als Alltagsfahrzeuge absolut Sinn.
Der Campingplatz hier – an den bekannten menschlichen Ansiedlungen an der marokkanischen Atlantikküste ist das Freistehen schwer und geht bestenfalls an einsamen Küstenabschnitten zwischen Ortschaften – ist eher öde, liegt aber nahe des großen Strandes.
Wir verbringen den darauf folgenden Vormittag in der sehr touristischen Medina von Essaouira und im quirligen Treiben im nachbarlichen Fischerhafen samt -markt, bevor es uns in die Surfer-Hochburg Taghazout zieht. Kurz davor schwenken wir auf einen staubigen Küsten-Parkplatz ein, auf dem für die Übernachtung 20 Dirhams, etwa zwei Euro, verlangt werden und kommen unweit eines alten, schrottigen, gleichwohl bunten Wohnmobil eines Surf-Freaks und einem weißen Womo mit einem Österreicher an Bord zu stehen.
Letzterer ist mit ein paar Kumpels verabredet, aber eigentlich weiß er nicht, wann die kommen, und wohin. Von Marokko und seinen Eigenheiten hat er auch nicht viel Ahnung. Das wird uns immer wieder auffallen: Dass es eine Reihe von Europa-Flüchtigen gibt, die bestenfalls etwas von Sonne & Stränden Marokkos gehört haben und ohne Plan und Kenntnis gen Süden ziehen. Manch einer hat nicht einmal eine Papier-Straßenkarte an Bord.
Gewiss, eine Marokko-Tour ist keine Mondfahrt; man braucht nicht notwendigerweise Plan oder Planung. Aber es hat ebenso gewiss ein bisschen Respekt und Aufmerksamkeit für seine Sitten & Gebräuche verdient. Für uns gilt aber erst einmal: Das Meer rauscht; endlich sind wir ihm ganz nahe.