Wir übernachten bei einer Familie, die eine Plantage auf einer Hochebene des Anti-Atlas, irgendwo in der Provinz Quazarzate. Sie bewirten uns morgens mit einem Frühstück und zeigen uns Bewässerungsanlagen für ihren Frucht- und Gemüseanbau. Der ist überwiegend zur Selbstversorgung gedacht. Tatsächlich kommen die Einwohner nicht so recht mit der Algenbildung in ihrem großen Wasser-Auffangbecken klar – und fragen die europäischen Hobbygärtner in der Gruppe um Rat…
Guide André von Eine Welt Reisen zeigt uns mit dieser Familie zum dritten Mal während dieser Marokko-Tour, wie tätige (Entwicklungs-)Hilfe vor Ort jenseits von den großen, mittleren und kleinen Organisationen funktionieren kann: Statt anonym für irgendwas zu spenden lieber einen lokalen Kontakt zu knüpfen und lokale Initiativen, Gruppen oder Familien zu unterstützen.
Das war der Fall bei der Berber-Familie bei Midelt gewesen (wo Mitfahrer Hubertus in die Ziegenaufzucht investierte) oder bei der Frauenkooperative in Tissergate (wo man handgewebte und -geknüpfte Teppiche und Taschen erwerben kann). Immer ging es dabei um ein faires Verhältnis – nicht einfach spenden, nicht einfach etwas schenken, sondern etwas erwerben. Menschen nicht zu Bittstellern, sondern zu Herstellern werden zu lassen bzw. sie dabei zu unterstützen, ein von Spenden und Almosen unabhängiges Leben zu führen.
Oder man fragt, was konkret die Familien brauchen können – viel von dem, was wir als Wohlstandsmüll wegwerfen oder entsorgen, hat beispielsweise in Marokko einen enormen Nutz-Wert. Den kann man dann beim nächsten Besuch mitbringen und Menschen geben, die und deren Lebenssituation man kennt.Auf der Weiterfahrt machen wir nahe Quazarzate eine Rast samt Fotostopp. Dort warten ein paar Handwerker & Händler mit ihren kleinen Skulpturen, die sie dringend verkaufen müssen, um ihre Familien zu ernähren. Wie erwähnt: Wir wollen fair sein, etwas von unserem Reichtum abgegen – uns aber nicht für dumm verkaufen und übers Ohr hauen lassen. Also wird hartnäckig gefeilscht. Die nachstehenden Bilder entstehen hier…
Und dazu bietet natürlich die Kasbah in Telouet, die wir nach langer Fahrt gen Norden gegen Nachmittag erreichen, einen scharfen Kontrast. Ein Berberfürst, der hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts residierte, hatte sich eine Residenz erstellt – und deren Ruine kann man besichtigen.
Die Kasbah ist dem Zerfall preisgegeben, kaum jemand kümmert sich um den Erhalt, geschweige denn eine Restaurierung. Potentat El Glaoui hatte sich mit der Obrigkeit angelegt – das wird ihm bis heute nachgetragen (für die ganze Geschichte von Telouet und Thami El Glaoui hier klicken…).
Gegenüber der Kasbah, auf der anderen Straßenseite, liegt und Park- und Übernachtungsplatz. Nahe eines Restaurants, in dem wir essen. Das war’s für heute.