Wer erinnert sich noch an Felix Baumgartner? Das war der scheinbar verrückte Extremsportler, der aus der Stratosphäre auf die Erde herabsprang, um als menschliche Rakete die Schallmauer zu durchbrechen… Offensichtlich ein sehr wagemutiger Mann. Und dass Baumgartner kein Mensch mit schwachen Nerven war, hatte der ehemalige Boxer sowie versierte und routinierte Basejumper in vielen Sprüngen mit einem Fallschirm von Bergen und Hochhäusern bewiesen. Zum Beispiel von den Wolkenkratzern Petronas Towers und Taipeh 101.
Der ehemalige Fallschirmjäger und Nahkampf-Ausbilder des österreichischen Heeres machte jedoch während der Vorbereitung zum Stratosphärensprung aus 39 Kilometern Höhe eine überraschende Erfahrung: In seinem schweren und ungefügen Spezialanzug, der ihm helfen sollte, unbeschadet die Erde zu erreichen, fühlte sich “Fearless Felix” – wie ihn die US-Amerikaner nannten – unwohl. Schlimmer noch: Er verspürte Atemnot und Angst.
Achtsamkeit – Hirnforschung und Traditionsmethode
Keine gute Ausgangslage für einen Stratosphärensprung, der schon in allen Medien rund um die Welt verkündet worden war. Und das nur kurze Zeit vor der Aktion. Immerhin musste der Springer fünf Stunden in dem ungeliebten Anzug ausharren. Das Team um Baumgartner rief einen renommierten und erfahrenen Sportpsychologen für Extremfälle zur Hilfe: Dr. Michael Gervais war sich sicher, dass Baumgartner nach wie vor springen wollte und nicht nach einer Ausflucht suchte, das Unterfangen abzubrechen.
Zur Abhilfe setzte er unter anderem Atem- und Achtsamkeitsübungen ein. Baumgartner gewann wieder die Kontrolle über sein Mind-Body-System und lernte auch, nervöse und ängstliche geistige Selbstgespräche zu kontrollieren und durch positiv besetzte Formulierungen zu ersetzen. Bei Atem- und Achtsamkeitsübungen handelt es sich also nicht um Hokuspokus, sondern sie haben ihre Wirksamkeit bei Extremsportlern und -situationen vielfach gezeigt. Das haben Sportpsychologen wie Gervais auf der Basis von moderner Hirnforschung und traditioneller Methoden schon vielfach mit dem Erfolg der von ihnen betreuten Spitzen-Athleten bewiesen.
Achtsamkeit im Alltag
Was aber bei Situationen gilt, wie sie die wenigsten Menschen erleben, gilt im Grundsatz auch für “Otto Normalverbraucher” mit seiem Gehetzt- und Genervtsein zwischen Beruf und Familie: Achtsamkeitstraining ist sehr wirksam darin, den Wechselfällen des Lebens und seinen Schwierigkeiten mit mehr Ruhe und Gelassenheit zu begegnen.
Die Praxis der Achtsamkeit ist in den vergangenen Jahren zunehmend bekannt und populär geworden. Ihre Wirksamkeit gilt als gut erforscht und wird auch von der Schulmedizin anerkannt. Achtsamkeit ist mit dem englischsprachigen Begriff MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) verknüpft – also “Stressbewältigung durch Achtsamkeit”.
Sie hilft etwa auch bei Schlafstörungen und anderen Folgen von beruflichem oder privatem Stress, sogar bei Depressionen. Meditation hilft bei Schlafstörungen heißt es etwa in diesem Artikel (hier klicken…). „Wir waren erstaunt darüber, dass der Effekt der Achtsamkeitsmeditation auf die Schlafqualität so groß war“, wird darin der Autor einer wissenschaftlichen Studie zitiert.
Stress im Alltag und Herausforderungen durch Krankheit, Verlust oder andere schmerzhafte Erfahrungen sind ein unvermeidbarer Teil unseres Lebens. Generell wendet sich MBSR an alle Menschen in allen Berufen. Es ist keine Therapie, sondern eine Art mentales Training, um mit sich, seinem Umfeld und den Widrigkeiten des Lebens besser klar zu kommen. Motto: Man kann nichts gegen die Wellen eines aufgewühlten Meeres tun, aber man kann lernen, auf ihnen zu reiten!
MBSR-Achtwochenprogramm im Einzelcoaching & online
“Stressbewältigung durch Achtsamkeit” (Mindfulness Based Stress Reduction – MBSR) ist ein spezifisches, klar strukturiertes Achtwochenprogramm, dessen Wirksamkeit als gut erforscht gilt und auch von der Schulmedizin anerkannt wird. MBSR wird dabei eigentlich in Gruppenabenden vermittelt – es besteht aber auch die Möglichkeit, die Übungen als am Achtwochenansatz orientiertes individuelles Coaching zu absolvieren, bei dem die Termine frei vereinbart werden.
Manchen Menschen freilich fällt es schwer, sich persönlich zu treffen. Zu sehr stehen sie unter dem Eindruck des Erlebten, zu aufgewühlt der innere Zustand, zu viel Scham verschließt die Lippen, zu nahe wird vielleicht ein anderer Mensch im gleichen Raum empfunden. Vielleicht ist es auch wichtig, dass mehr Zeit als im unmittelbaren Dialog bleibt, um sich zu äußern oder zu antworten. In diesen Fällen ist es durchaus möglich, sich der digitalen Kommunikationsmittel zu bedienen – gerade weil deren Distanz eine gewisse Offenheit ermöglicht.