Man kann in eine Gasse in Genua fahren, an deren Eingang ein Schild darauf verweist, dass der Weg nur zwei Meter breit ist. Man muss es aber nicht. Wenn man es mit einem 2,30 Meter breiten Unimog dennoch tut, weil das Lkw-(!)-Navigationssystem dahinter einen Parkplatz wähnt, sollte man sich nicht wundern, wenn es angesichts zahlloser geparkter Pkw und Roller eng wird.
So halten wir die Luft an, dass der Rahmschutz des Unimog nicht einen Domino-Effekt bei den Dutzenden eng nebeneinander stehenden Rollern auslöst. Vorbei kommen wir ohnehin nur, weil wir auf den fußbreiten Fußgängerweg mit den linken Rädern auffahren und knapp an der Mauer entlang schrappen.
Durchsuchung nach Messern
Um aus dem Schlammassel rauszukommen, fahren wir noch ein paar Meter entgegen einer Einbahnstraße – ging einfach nicht anders. So beginnt die Ankunft in Genua; schließlich finden wir einen Womo-Stellplatz gegenüber der Marina – und zahlen satte 30 Euro für die Übernachtung.
Ein Campingplatz hätte wahrscheinlich das gleiche gekostet – allerdings wäre ein solcher sehr viel weiter außerhalb gewesen. So sind wir morgens früh im Hafen, müssen uns von freundlich gestimmten Soldaten nach Messern und anderen Waffen durchsuchen lassen. Ihre Begeisterung für den Unimog, erst recht, nachdem sie erfahren, dass es sich um ein ehemaliges Sanitätsfahrzeug der Bundeswehr handelt, lässt sie sehr gnädig mit uns umgehen.
Marokko-Mucke im Schiffs-Café
An Bord der Fähre geht es zu wie gewohnt. Einige wenige europäische Urlauber gesellen sich zu den marokkanischen Händlern, die die See-Tage rauchend, teetrinkend und kartenspielend verbringen. Auch bei denen geht anscheinend die Saison zu Ende.
Es sind viel weniger an Bord als wir das von den März- und Oktober-Touren nach Marokko in den vergangenen Jahren kennen. Immerhin wird es am zweiten Abend ein zünftiges Fest im Schiff mit marokkanischer Live-Musik geben. Ein paar der Jüngeren tanzen ausgelassen und halten dabei Becher mit einer klaren Flüssigkeit in den Händen, die offensichtlich beschwingt.
Aufgrund der späten Jahreszeit liegen wir nicht an Deck: zu kalt und windig. Aber wir haben uns diesmal eine Familiensuite mit bequemem Doppelbett ganz vorne im Schiff gegönnt, die außerdem genau mittig liegt: So kann ich quasi direkt über den Schiffsbug nach vorne aus dem Fenster schauen.
Samstag Mittag kommen wir an und rollen in Tanger Med gen Zoll und Grenzpolizei und absolvieren die längste und nervenzehrendste Einreiseprozedur, die wir jemals erlebt haben. Schließlich sollen vier Offroad-Lkw aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegen die Fahrtrichtung zurück in den Hafen zum dortigen Großscanner fahren, mit dem eigentlich vor der Ausreise nach Europa Fahrzeuge auf fluchtwillige Menschen, die sich in oder unter die Lkw’s geschmuggelt haben könnten, untersucht werden…
Durchsuchung nach Drogen?
Warum wir das tun sollen, wo wir doch einreisen und bestimmt keine Flüchtlinge aus Europa nach Marokko bringen? Wo wir doch bestimmt keine Drogen aus Europa nach Marokko bringen… oder Waffen? Vor dem Scanner – eigentlich ein Lkw, der am zu untersuchenden Fahrzeug seitlich vorbeifährt – werden wir locker eingewiesen, abermals gegen die eigentliche Fahrtrichtung zum Scanner vorzufahren und an diesen dann rückwärts ranzusetzen. Vor eine endlose Warteschlange von Fahrzeugen, die auf die Fähre nach Genua wollen…
Wir verbringen Stunden im Hafen und richten die Räder des Unimog, dann auf unser erstes Zwischenziel auf dem Weg nach Süden in die Wüste aus: In Asilah stellen wir den Unimog auf einen Campingplatz, weil die uns bekannte freie Stellfläche vor den Festungsmauern des Hafens nicht mehr zugänglich ist. Auch hier haben offensichtlich konventionelle weiße Wohnmobile (vornehmlich französischer und italienischer Herkunft) und 4×4-Expeditionsmobile überhand genommen und die örtlichen Behörden haben die Zufahrt blockiert.