Gewalt führt häufig zu traumatischen Erfahrungen. Beim Opfer einer Gewalttat so gut wie immer. Aber auch bei Gewalt-Ausübenden – hier soll von denen die Rede sein, die sich der Gewalt beruflich bedingt aussetzen und sie anwenden müssen: Soldaten, Polizisten, Personenschützer, Sicherheitskräfte privater wie staatlicher Natur.
Bei denen kommt es aufgrund von Einsätzen zu körperlichen wie seelischen Verletzungen. Über PTBS – posttraumatische Belastungsstörungen – gibt es Artikel in Fachpresse, Zeitungen und Zeitschriften wie Sand am Meer (beispielsweise hier…). Heimkehrende US-Soldaten etwa werden zu einem hohen Prozentsatz von Depressionen und (Auto-)Aggressionen geplagt; manch einer bringt sich, manch anderer gleich seine Familie oder andere mit um. In den USA gibt es daher ein Programm zum Post-Stress-Debriefing, das Rückkehrer befähigen soll, sich nach längerem Aufenthalt in teilweise extremen Gewaltverhältnissen wieder in der heimischen Zivilgesellschaft zurechtzufinden.
Weg zurück ins – normale – Leben
Um traumatisierten Soldaten einen Weg zurück ins Leben zu ebnen, wird zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen. So berichtet die FAZ kürzlich unter dem Titel “Das war mein Platz, mein Platz” von einem Projekt, bei dem Veteranen Hunde zu Blindenhunden schulen – und dabei selbst genesen.
Eine etablierte Methode der Stressbewältigung, deren Wirksamkeit weithin anerkannt und nachgewiesen ist, ist MBSR – Mindfulness Based Stress Reduction (und ihr Ableger speziell für Depressionen – MBCT, Mindfulness Based Cognitive Therapy). Sie wird bei schwer traumatisierten Soldaten und Polizisten genauso angewandt wie bei Gewaltopfern, ist aber auch ebenso bewährt bei Depressivität / Burn-Out von Zivilbürgern.
Selbstvertrauen und Selbstsicherheit wieder gewinnen
Die ZEIT hat mehrere Artikel dem Thema Achtsamkeit und Meditation – denn daraus besteht das klassische achtwöchige MBSR-Programm, schon vor dreißig Jahren von Jon Kabat-Zinn am Center for Mindfulness in Massachusetts entwickelt und in der Stress Reduction Clinic eingesetzt – gewidmet:
– Therapeutischer Nutzen: Achtsam ist heilsam
– Entspannungstraining: Mehr als Betäubung
– Neuropsychologie: Lernen, mit dem Leiden umzugehen
Was all das mit Krav Maga zu tun hat? Unter unseren Trainierenden befinden sich einige Teilnehmer, die reale, traumatische Gewalterfahrungen haben – ganz überwiegend Frauen. Für die ist Krav Maga ein Ansatz, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit wiederzugewinnen, und natürlich die Fähigkeit, sich Falle eines erneuten Übergriffs effektiv wehren zu können. Nicht wenige sind von ihren Therapeutinnen oder Therapeuten geschickt worden.
Und MBSR ist eine wirksame Methode, seelisch sich und sein Leben wieder anzueignen. Traumatische Erfahrungen zu bewältigen, mit ihnen besser umgehen zu können.
Stress-Festigkeit und Resilienz stärken
Aber auch für die große Zahl der Männer und Frauen, die Krav Maga prophylaktisch trainieren, um sich auf eine gewalttätige Konfrontation vorzubereiten und diese zu bestehen, geht es immer um mentales Training: KM-eigene Methoden des Mentaltrainings für Combat & Fighting – in Israel gibt es selbstverständlich reichhaltigen Erfahrungsschatz dazu – helfen, sich in einer verzweifelten Situation durchzusetzen genauso wie NLP-Ansätze und -Modelle.
MBSR wiederum sollte vor allem als ausgleichendes Regulativ zum Einsatz kommen: ein Gegengewicht zur Ein- und Ausübung von Gewalt. Damit das Trainieren von Gegen-Gewalt und Targeted Aggression nicht zum Schuß wird, der nach hinten losgeht – und im Extremfall die eigene Seele auffrisst.