Ist es nicht einsam, wenn man so alleine unterwegs ist?
Wieso alleine? Da sind die Vögel, da ist der Wind, da ist der Regen. Da ist Vater Sonne. Es gibt Mutter Erde…
(die uns Menschen aus-hält, bis ihre Fiebertemperatur weiter steigt; dann wird sie den Schleim ausrotzen, sich ein wenig hinlegen und erholen)
… es gibt das Zirpen der Grillen, es gibt die Rufe der Eichelhäher, der Käuze. Es gibt das Meer, die Wellen, die Brandung, die Gischt. Das Bellen der Rehe, das Grummeln der Kudus. Das Rauschen der Schwingen eines Geiers, das lautlose Fliegen einer Eule.
Wie mag man da alleine sein?
Natur-Musik statt Kunst-Musik
Ich ziehe die Geräusche der Natur immer und überall künstlich generierten Geräuschen, von Menschen erzeugten Geräuschen vor. Auch den ästhetischen und kultivierten Klangerzeugnissen von Menschen, etwa Musik.
So schön, anregend oder entspannend Musik auch sein mag, egal welcher Stils, egal welcher Art, so ist sie doch niemals so eindrucksvoll und faszinierend wie die Geräusche der Natur. Und das wichtigste und schönste Geräusch der Natur mag die Stille sein – besonders in der Wüste.
Unvergesslich, als bei einer Tour mit einer Reise-Gruppe nach Abstellen der dröhnenden Lkw-Motoren in der marokkanischen Wüste und dem Eintreten der Stille kurze Zeit später aus einem Fahrzeug Schweizer Alpenjodler-Gedudel unüberhörbar erklang…
Ich höre – wenn ich alleine unterwegs bin – abends im Bett oder vor dem Kaminfeuer Podcasts oder Hörbücher; das ist so, wie wenn mir jemand ein Buch vorliest. Dagegen ist nichts einzuwenden, dadurch lerne ich etwas. Das ist etwas anderes als einfach nur Musik- oder Radio-Geräusche bei irgendeiner Tätigkeit vorbei-plätschern oder -plappern zuhören. Nur, wenn Zivilisations-Geräusche aus Menschenhand und -mund gar zu lästig und aufdringlich sind, lege ich Musik auf – um sie zu übertönen.
Fledermäuse und Flussdelphine
Generell gibt es genügend Hinweise darauf, dass wir als menschliche Augentiere unseren Hörsinn (wie die restlichen auch) haben verkümmern lassen… dass der Hörsinn eine viel bedeutendere Rolle spielen könnte und in der Evolution auch hat. Mit den Ohren sehen – das können Fledermäuse und Flussdelphine; die Menschen nicht (mehr). Vielleicht würde es schon helfen, wenn wir unsere Klang-Quellen sorgfältiger aussuchen oder ab und zu die Augen schließen und nur hören würden.
Wer sich für seinen Hör-Sinn und dessen mögliche Entwicklung interessiert: Der im Jahre 2000 verstorbene Jazzredakteur Joachim-Ernst Berendt, 40 Jahre beim damaligen Südwestfunk, hat u.a. Radiosendungen zum Ohr und zum Hören produziert. Darunter eine zweiteilige Sendung mit dem Titel “Muscheln in meinem Ohr” – heutzutage als CD-Set erhältlich, bei den bekannten Online-Händler leicht nach der entsprechenden Stichwortsuche zu finden oder hier klicken…