Namibia III/XIII: Etoscha

Picknick- & Pinkelplatz in Etoscha

Am Morgen ist es kühl & frisch & wolkig in Sophienhof, daher legen wir früh ab auf die Asphaltstraße nach Kamanjab – dort aber ist das zum Übernachtungsplatz erkorene Porcupine Rest Camp (da waren wir schon einmal) bedauerlicherweise verschlossen.

Das Hobatere Rest Camp dagegen ist nicht so leicht zu finden; also fahren wir doch gleich – und damit einen Tag früher als geplant – zum Galton Gate des Etoscha Nationalparks auf dessen westlicher Seite und steuern die Olifantsrus Campsite an.

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Sie erweist sich als Liegenschaft mit viel Wenig, schlicht vernachlässigt. Immerhin: Wir sind früh vor Ort, ergattern so einen guten Stellplatz an einer Ecke, haben somit kaum Nachbarn um uns – und die, die gegenüber campieren, sind Alan & Marie! Die lernen wir schnell kennen und damit eine Lebensgeschichte, die es in sich hat.

Mit Alan & Marie entwickelt sich jetzt eine dieser wunderbaren Fahr-Gemeinschaften. Man trifft sich immer wieder an Wasserlöchern, Picknickplätzen oder Campsites in Etoscha, ohne dass das verbindlich oder gar zwanghaft wäre. Tauscht Erfahrungen & Erlebnisse aus, sitzt ein bisschen zusammen, geht weiter, schlendert rüber. Da Alan Truckfahrer bei der Rallye Paris-Dakar war und ein britischer Oldschool-Offroad-Outdoor-Freak ist, hat er viel zu erzählen. Und wir können ja auch einige Erlebnisse aus der Welt zum Geflecht der Geschichten beitragen…

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Das Olifantsrus Wasserloch ist gar nicht so schlecht, wir verbringen einige Zeit im Hide. Eine Springbok-Herde bewegt sich darauf zu, ein einzelnes Gnu scheint auf die Kleinen aufzupassen. Sehr possierlich ist, wie im Bokkie-Kindergarden pronken geübt wird, und die Halbstarken mit den Hörnern raufen. Es geht den Bokkies wie de Leut‘, meint der Hesse. So gibt es manch‘ Einhorn zu bestaunen. Aber auch bodenbrütende Krähenvögel, die die Bokkies von ihren Nistplätzen zu vertreiben suchen.

Schildkröten liegen auf den Steinen im Wasserloch und machen lange Hälse. Nach und nach füllt sich die Campsite mit Beeb-Beep-Autos. So nennen wir mittlerweile die modernen Miet-Fahrzeuge der Namibia-Newbies (überwiegend japanischer Fabrikation), die jeden Druck auf den Kfz-Schlüssel – Tür auf, Tür zu; Heckklappe auf, Heckklappe zu; Zentralverriegelung an, Zentralverriegelung aus – mit einem „beep-beep“-Sound begleiten. Und so tönt es ringsherum unablässig „beep-beep“, „beep-beep“, „beep-beep“…

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Unter den Neuankömmlingen sind ein paar französische Musliminnen, die sehr lässig in Mekka-Richtung beten. Sie gehören zu einer Truppe, die wie ein erlebnispädagogisches Projekt aus Pariser oder Marseiller Vorstädten anmutet. Einigermaßen unorganisiert, so viele Menschen, so viele Sachen, so viele Autos. Beep-Beep!

Am nächsten Tag in Okaukuejo wissen wir dann, dass das noch harmlos war. Dort ist es voll, laut, alles voller Beep-Beeps. Und Bussen. Wir sollen erst auf Stellplatz Nr. 7 – der ist nahe der Toiletten und der jugendlichen Bus-Besatzungen. Oh weh. Wir nehmen lieber Nr. 24 – tatsächlich nahe bei Alan & Marie, die schon vor uns angekommen waren. Abgesehen davon – hatte ich es schon erwähnt? – rundherum Beep-Beep.

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Am Wasserloch gibt es – natürlich – immer welche, die die Klappe absolut nicht halten können. Irgendwie erstaunlich: Schilder weisen darauf hin, dass am Wasserloch Ruhe herrschen soll. Also, warum nicht an der Bar bleiben, wer lieber quatschen will als Tiere zu beobachten?

Immerhin werden wir Zeuge, wie eine Rhino-Mama und ihr Kind rund ums Wasserloch tappsen. Am Horizont liefert ein Wetterleuchten eine Blitz-Licht-Schau, die kein Laser-DJ zaubern könnte. Ach ja, it’s rainy season!

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Bei den Game-Drives außerhalb der Campsites spielt sich ähnliches ab: Beep-Beeps rauschen lautstark heran; wenn kein Tier zu sehen ist, rauschen sie lautstark wieder ab. Nur: Für Tiersichtungen braucht man Zeit und Geduld. Ach ja, auch Stille.

Still & leise kann man beispielsweise ein seltenes Schauspiel beobachten: Ein Honigdachs, der vergnügt und unbeschwert eine Runde um die andere in einem abgelegenen kleinen Wasserloch schwimmt. Spätestens, wenn ein Beep-Beep naht, weiß man, dass magische Momente wie dieser vorüber sind. Immerhin: Der sonnengebleichte Elefantenschädel, den wir in einem Gebüsch neben der Schotterpiste liegen sahen, ließ sich nicht durch eilige Beep-Beeps vertreiben.

Eilig – kann passieren. Dann etwa, wenn man schnell aufs stille Örtchen muss. Aussteigen darf man – wegen der potenziell vorhandenen größeren Beutegreifern wie den Raubkatzen – eigentlich nicht. Dafür gibt es umzäunte Picknickplätze mit Toiletten. Nur – als wir einen solchen ansteuern, stellen wir fest, dass er als Parkplatz für Baumaschinen dient, und die Ablution Blocks in einem Zustand sind, dass man das wilde Pieseln in der wilden Umgebung vorzieht.

Zwischenfazit: Nie wieder Okaukuejo – denn direkt dorthin führt eine Asphaltstraße von Windhoek – was die Masse an Beep-Beeps und Bussen erklärt.

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In Halali finden wir nach einer langen Tour durch den Nationalpark am nächsten Tag einen Schotter-Platz vor, der sich aber leerer und besser präsentiert. Keine Busse, wohl aber Beep-Beeps. Alan & Marie warten schon. ;-) Sie kehren von den Game Drives immer früher zurück, weil es für Marie zu anstrengend wird und sie ihre Nachmittagsruhe braucht.

Am Wasserloch von Halali beobachten wir an diesem Abend nur Moskitos und Motten.

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Tags darauf verbinden wir die Fahrt gen Namutoni – der letzten Station in Etoscha – mit einem Ausflug zum so genannten Lookout am Rande der eigentlichen Salzpfanne und sehen dort viele Giraffen, Gnus und Antilopen pilgern. Gegenüber den vielen Umwegen am Vortage sind relativ flott unterwegs und stellen unseren Land Rover recht früh auf der Campsite des ehemaligen deutschen Forts ab.

Wenn eine Campsite recht leer ist und damit viele Plätze wählbar sind, beginnt die Beurteilung: Was im Moment ein guter & schöner Platz ist, kann Stunden später, wenn alle Nachzügler eintreffen, ganz und gar nicht mehr sein. Wir versuchen einzuschätzen, welche Stellfläche auch nach Einbruch der Nacht noch gut ist.

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Dabei ist es immer hilfreich, die Bequemlichkeit des Durchschnittstouristen einzuplanen – denn der/die will in der Regel kurze Wege haben etc. Am Rande der Gesellschaft, in einer Nische lebt sich es immer besser als mittendrin im Mainstream! Ist zumindest meine zur persönlichen Philosophie geronnene Erfahrung.

Eine gute Entscheidung: Später kommt ein Lila-Laune-Bär-Bus mit vielen Jugendlichen und deren Betreuern und platziert sich mittig. Auch Namutoni, ganz im Osten des Nationalparks gelegen, bindet ein Asphaltband an.


Gesamt-Fazit: Zweimal Etoscha reicht für das restliche Leben. Der Nationalpark ist völlig überteuert, und für das Geld offensichtlich schlecht in Schuss. Wo immer die Einnahmen hingehen – nicht in die Wartung & Pflege jedenfalls. Siehe die Bilder des zerbrochenen Betons des Braai-Platzes und des kaputten Türschlosses am Wasserloch, jeweils in Olifantsrus. Daher: NWR immer vermeiden!