Nichts ist unmöglich: Cirque de Jaffar

Schufterei im Cirque de Jaffar.

Schufterei im Cirque de Jaffar.

Der heutige Tag glänzt mit weiteren Highlights… In der Nähe der Jaffar-Schlucht ließen uns die Guides erst einmal – nach vorheriger Begehung und Einweisung (merke die alleroberste Regel: Geländefahren = langsam fahren) eine abschüssige, rutschige Geröllstrecke mit den Fahrzeugen hinunter kriechen. Kein Problem für den „hochgeländegängigen“ (Herstellerwerbung) Unimog, der die Piste gemütlich im dritten Gang hinabtuckert und eigentlich dem Fahrer mit seiner enormen Fähigkeit, sehr langsam, sehr stabil und sehr kräftig zu fahren, alles abnimmt. Na ja, das Ding ist ja auch eigentlich so eine Art großer Traktor.

Das war denn aber nur eine Vorübung für Fahrer wie Fahrzeug. Reiseleiter André hatte sich in den Kopf gesetzt, die Cirque de Jaffar-Schlucht mit den Lkw’s zu durchfahren – und die ist eng, voller Felsen, Überhänge, Kanten, Steine, Geröll. Man kann durchlaufen, auch mit einem Cross-Motorrad durchfahren; für einen Land Rover sind ein paar der engen Passagen machbar, nicht aber die Felsbrocken.

Befestigen des Bergegurtes.

Befestigen des Bergegurtes.

Wandergruppen, die wie später trafen, fragten uns fassungslos, wie wir die Lkw’s da durch gekriegt hätten: Das sei doch unmöglich! Wir kannten die Schlucht vom Frühjahr her; da waren wir ja schon mit dem 90er Defender in Marokko gewesen, hatten die Schlucht aber nur durchwandert und wären garantiert der gleichen Meinung gewesen.Wo ein Wille ist, ist ein Weg

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Einweiserin Beate mit dem wichtigsten Motto: keine Panik!

Nun, wir mussten ein Haupthindernis aus dem Weg schaffen. Einen Felsbrocken, der in einer engen Kehre das Weiterfahren verunmöglichte. Magirus-Fahrer Rolf traute seiner Winde zu, den 3-Tonnen-Fels beiseite zu ziehen – und das wollten wir natürlich versuchen.

Was wir hier (und an anderer Stelle) hinsichtlich des Fernreisens lernten, war: Keine Hindernisse akzeptieren, keine Mühen scheuen. Es gibt immer einen Weg, nur kostet er manchmal viele Stunden Arbeit & Anstrengung. Und, vor allem: keine Panik!
(Oh, klingt das jetzt, als könnte das fürs ganze Leben gelten?)

Tatsächlich dauerte es viele Stunden und viele Anläufe, bis der Brocken mit Hilfe von diversen Berge- und Spanngurten aus dem Weg gezerrt war. Der Magirus alleine war zu leicht – die Winde zog den Lkw zuerst an den Brocken heran und nicht umgekehrt. Wir fuhren den IFA hinter den Magirus, verbanden beide mit dem Bergungsseil, das ursprünglich aus meinem Land Rover stammte und das ich in den Unimog gepackt hatte. Und dann klappte es auch, den Felsen aus dem Weg zu ziehen.

Licht und Schatten

Wehmutstropfen: Mittlerweile dämmerte es, der Zeiger auf der Nervositätsskala ruckte ein wenig hoch. Das Terrain war bei Tageslicht schon schwer zu bewältigen, gelinde gesagt, aber im Dunklen? Der Fahrer muss im Licht der Scheinwerfer fahren – die blenden den Einweiser. Der Fahrer ist aber von den Gesten des Einweisers abhängig und muss sich hundertprozentig drauf verlassen – er fährt pur auf Vertrauen…

Der Einweiser wiederum – in Gestalt von Beate – muss sehen können, was der Fahrer nicht sieht. Wenn der Unimog seine Haupt-, Zusatz- und Arbeitsscheinwerfer aufflammen lässt, wird’s zwar vorne schön hell. Aber der Einweiser muss auch sehen, was sich neben, hinter und oben vom Fahrzeug tut, wenn es durch die enge Schlucht schlingert. So ein Reise-Aufbau auf einem etwa ein Meter hohen Chassis schwingt heftig hin und her – wir fahren ja nicht auf einer ebenen Asphaltstrecke, sondern müssen die Kippfähigkeit des Fahrzeugs ausnutzen, wenn es über (hohe) Steine und Felsen geht; und das meist mit einem Reifen drauf, einem in der Luft, und die anderen beiden sonstwo.

Die Dunkelheit gilt aber auch für den Einweiser – der sich mit einer ultrahellen LED-Taschenlampe behilft. Die wiederum blendet den Fahrer, der darob nicht mehr die Gesten des Einweisers sieht… und das bei einer Fahrerei, bei der jeder Fehler einen Schaden oder gar den Verlust des Fahrzeugs zur Folge haben kann. (Ergänzung: Unser Fahrzeug ist 3,60 Meter hoch.)

Failing is not an option

Und der Einweiser geht ja voraus, d.h. er muss sich hinter sich schauen, um zu sehen, wo es überhaupt hin und entlang gehen soll. Um dann einzuschätzen, welche Linie der Unimog schaffen kann – und welche nicht. Um dann dem Fahrer anzuzeigen, wo der hinlenken soll… zurück geht es jedenfalls nicht mehr, sondern nur noch vorwärts.

Alles klar?

Schlucht Cirque de Jaffar.

Schlucht Cirque de Jaffar.

Der Magirus beispielsweise setzt an einer Stelle heftig auf und schrottet dabei (nur) seinen außenliegenden Werkzeugkasten. Der IFA gibt Gas, damit Reiseleiter André in der brenzligen Situation in der Schlucht helfen kann. Dabei rammt er auch einen Felsen, das wird Folgen haben. Merke: oberste Geländeregel beherzigen!

Letztlich kommen alle durch und raus und parkieren die Offroader in einer Linie außerhalb des Schlucht-Ausgangs. Alle sind platt und fallen in die Kojen.

Wir aber haben in den vergangenen beiden Tagen gelernt: Nichts ist unmöglich.