Nahezu alleine sind wir auf einem offiziellen Womo-Stellplatz in Aoitz – der eigentlich nur aus einem Parkstreifen am Rande einer Wohnstraße in einem kleinen südlichen Viertel besteht. Die Anwohner dort mögen wohl die Idee der Stadtverwaltung, ein bisschen Geld mit Wohnmobilisten und Vanlifern zu verdienen, nicht sonderlich – in den Kommentarspalten der berühmt-berüchtigten Park4Night-App ist von Eierwerfern und unfreundlicher Anmache die Rede.
Das hat wohl auch ein walisisch-britischer Wohnmobilist gelesen, der am anderen Ende des Parkstreifens steht und besorgt fragt, was wir davon halten. Wir glauben, dass der Pandemie- und Post-Pandemie-bedingte Caravan-Boom einiges Volk unterwegs sein lässt, das die Vagabunden-Etikette „take nothing but pictures, leave nothing but footprints„* nicht berücksichtigen – und dass lokale Abwehr-Reaktionen nicht ausbleiben, wenn man sich häuslich mit allen Schikanen ausbreitet, aber nicht in den lokalen Läden einkauft, dafür aber Müllberge & Kackhaufen zurücklässt.
Wir pflegen immer ein sehr flaches Profil, und der Bitibulli-Busausbau macht’s möglich, gemütlich bei geöffneten Seiten- und Hecktüren in der frischen Luft zu sitzen-liegen, ohne das übliche Campingmobiliar neben dem Fahrzeug auszustellen. Eigentlich kein Unterschied dazu, draußen vor dem Auto unter einer Markise zu sitzen. Und da wir es vermeiden, durch martialische Offroad-Außenanbauten aufzufallen, geht der Bitibulli im geschlossen-geparkten Zustand glatt als Handwerker-„Furgoneta“ durch…
In vielen Lebenslagen ist das „Gray Man“-Prinzip von Vorteil. ;-)
Ein Geier begrüßt uns nach einer ungestörten Nacht In Aoitz – wenn man von morgendlichen Kind- & Hund-Gassigeher:innen absieht – tags darauf auf einem zerfallenen Lagerhaus in Ulibajo, wo wir nahe der Ruinen des verlassenen Dorfes nächtigen.
Natürlich kommt in solcher Umgebung immer etwas Grusel-Gefühl auf – aber vieler dieser Orte sind so weit abgelegen, dass es selbst der graffitiwütigen Landjugend zu weit und zu umständlich ist. Und eigentlich nur die könnte, in alkoholisiertem oder bedrogten Zustand, unangenehm werden. Alle anderen sind brave Bauersleute oder Jäger oder deren Verwandte aus der Stadt auf Wochenendbesuch. Wenn man Manieren und sich an den Geisterdörfern und deren Geschichte interessiert zeigt, womöglich etwas spanisch spricht, zeigen oder erzählen die Ortsansässigen gerne einem etwas.
Viele der verlassenen Ortschaften kann man zu Fuß erkunden, sofern man trittsicher und manchmal schwindelfrei ist; außerdem sollte man passend gekleidet sein – was vor allem festes Schuhwerk, lange Hose und dornenverträgliche Oberbekleidung nach sich zieht. Ein Wanderstab ist hilfreich (siehe Der Fährtenkampfwanderstabspeer). Viele Wege, sofern überhaupt noch vorhanden, sind bröckelig. Außerdem haben Brombeeren, Disteln und andere pflanzlichen Quälgeister das Regiment zwischen den Ruinen und Mauer-Resten übernommen.
Tatsächlich sind viele der leicht zu erreichenden Ruinen mit mehr oder weniger gelungenen Graffitis übersät und mit Unrat verschmutzt. Sehr schade, wenn man von der eigentlichen Mauer kaum mehr etwas erkennen kann. Und solche Orte meide ich auch eher, wenn es um eine „wilde“ Übernachtung geht. Wir sind nicht ängstlich und in jeder Hinsicht gut ausstaffiert – aber ein präventiv-defensives Verhalten ist immer von Vorteil. Better safe than sorry.
Vorhergehende Folgen:
Pueblos Abandonados I: Die Felszähne von Finestres
Pueblos Abandonados II: pasarelas y catedrales
*Vegane Variante: Leave nothing but footprints, kill nothing but time.