Dünen zu befahren ist eigentlich etwas, was man vermeiden oder aus Spaß betreiben sollte. Generell ist man auf einer Reise, nicht auf einer Rallye, schon gar nicht auf der Flucht. D.h., man benutzt Straßen, Wege, Pisten, Tracks, aber fährt nicht wild querfeldein. Aber es kann natürlich sein, dass man in eine Not- oder Problemsituation gerät – egal, ob sie kriminalitäts- oder krankheitsbedingt ist oder durch Naturgewalten hervorgerufen wird.
Im theoretischen Teil unseres Fernreiseseminars erfahren wir allerhand über verschiedene Dünen-Formen, worauf man zu achten hat und was man vermeiden sollte. Holger von erlebnis-offroad.com steckt derweil einen Übungs-Parcours in der Nähe ab. Für Gelände-Lkw ist Sand natürlich schwerer – im wahrsten Sinne des Wortes – zu befahren als für Land Rover etwa, aber das ganze Fernreiseseminar steht unter dem Motto, dass eigene Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist.
Also geht es Dünen hoch und wieder runter; ich etwa brauche fünf Anläufe, um mit unserem Unimog eine Düne zu erklimmen – und dass erst, als ich noch mehr Luft aus den Reifen abgelassen habe. Der restliche Parcours mit ein paar S-Schikanen und Auf- und Abfahrten klappt dann problemlos. An- und Einweisungen erhalten wir per PMR-Funk oder per direkter Ansprache am Fahrzeug (siehe vorstehendes Bild).
Einer der Musikanten vom gestrigen Abend backt derweil frisch Fladenbrot in der Asche unseres Lagerfeuers. In der Wüste lernt man, mit einfachen Dingen auszukommen – etwa Wasser und Weizenmehl-Brot, “belegt” mit Butter oder Öl und Salz. Fehlen nur noch ein paar Datteln, dann bekommt der menschliche Körper auf diese Weise fast alles, was er braucht.
Es erfordert Beherztheit gleichermaßen wie Gefühl auf die Kante einer Düne mit Volldampf zuzusteuern, dann im richtigen Moment vom Gas zu gehen und den Siebeneinhalbtonner mit Nase vornüber kippen zu lassen und die Hinterachse als Anker zu verwenden. Denn über die Dünenkante zu brettern und das Fahrzeug “springen” zu lassen bekommt Lkw, Inventar und Ínsassen schlecht. Kippen oder Überschlagen ist durchaus drin.
Das Unterfangen zu zaghaft anzugehen, bedeutet aber, die Düne gar nicht hochzukommen. Den Mittelweg zu wählen, bedeutet (siehe nachstehendes Bild): zu schaufeln. Monika pilotiert den zweiten Unimog nicht nur, sondern buddelt auch, nachdem unsere Dingolfinger Mitreisenden ihr Fahrzeug auf der Kante haben stranden lassen.
Ebenso müssen beim Allrad-Sprinter die Sandbleche genutzt werden, um den Wagen wieder flottzumachen. Wir waren folglich viel beschäftigt… und lernten, was es fürs Wüsten-Fahren zu lernen gilt.
Weiter westlich im Erg Chegaga bezogen wir unseren Nachtplatz, mussten allerdings zuvor noch einen geplatzten Reifen – an Andrès IFA – wechseln. Der Reifen war im Jahr zuvor bereits an der Walkfläche geflickt worden. Der geringe Luftdruck aufgrund des Sand-Fahrens war dann zu viel bei den Belastungen… und der dritte Reifenschaden im Laufe unserer Tour war die Folge. Shit happens.