In Marokko gibt es zwei Wüstengebiete – Erg Chebbi und Erg Chegaga. „Erg“ bedeutet Sandwüste, und wie schon erwähnt: Diese ist in Marokko nicht sehr groß. Alle Geländewagen streben in diese Sahara-Ecken. Von Mhamid kann man durchaus in einem Tag nach Foum Zghuid fahren – dort geht es wieder aus der Wüste raus und in den Anti-Atlas rein.
Im Erg Chegaga gibt es Sandwüste, einige hohe Dünen und den ausgetrockneten See namens Lake Iriki/Lac Iriqi. Die Dimension klärt sich nach Klick auf den Link zu Google Maps…
Das Fahren im weichen, mal weniger, mal schlotterigen oder gerölligen Sand macht viel Spaß; ansonsten, denke ich, sprechen die Bilder für sich. Was soll man noch in Worte fassen…
Aber aus dem ausgetrockneten See führt eine furchtbare Geröll- und Wellblechpiste heraus – und, was wir zuvor schon auf einem ehemaligen Militärpiste in den Bergen gelernt und geübt haben, muss nun angewendet werden: Den Unimog mit einem brachialen Tempo vorwärts prügeln – den zu langsam ist schlimmer, zu schnell ist schlimmer.
Die Reifen müssen von Wellblechkamm zu Wellblechkamm „springen“ oder „fliegen“, ansonsten sind die Schläge ins Fahrwerk zu heftig. Das ideale Tempo muss jedes Gefährt selbst herausfinden, für unseren Unimog scheint es bei ca. 60 km/h zu liegen. Dabei hat unser Ex-Bundeswehr-Sanitäts-Lkw eine Höchstgeschwindigkeit von 80-82 Stundenkilometern…Mit zusammengebissenen Zähnen nehmen wir die erbarmungslose Schüttelei und Wackelei hin. Im Frühjahr waren wir dieselbe Passage mit dem Land Rover gefahren – das war auch hart, aber kein Vergleich. Hab ich mich auf das Ankommen in Foum Zghuid gefreut!
Dabei ist Foum Zghuid ein Wendepunkt und damit ein Ort der Trauer. Es geht aus der Wüste raus, es geht zurück, es geht wieder nach Norden. In Foum Zghuid ist klar, dass die Reise nur noch wenige Tage dauert. In Foum Zghuid wird getankt und – die Reifen wieder auf den normalen Druck aufgepumpt. Den Druck für Asphaltstraßen: Ab Foum Zghuid kommt kein richtiges Offroad-Fahren mehr (wohl aber noch einige Kilometer auf sehr schlechten Straßen, die man hierzulande als „off-road“ klassifizieren würde).
Obendrein: Ich bin krank – Erkältung, Gliederschmerzen, Kopfweh.
Wir sind mal wieder zu spät und müssen unseren nächsten Anlaufpunkt im Dunkeln im Eiltempo erreichen. Dabei hatte zu unserer Fernreise-Theorie doch gehört, niemals in Ländern wie Marokko im Dunkeln zu fahren… Zu viele Menschen und Tiere und Fahrzeuge mit wenig oder gar keiner Beleuchtung unterwegs. Und im Dunklen sieht man die Abbruchkanten und die Riesen-Schlaglöcher und die Steine nicht… alhamduillah auch nicht die Abgründe.
Ich mach‘ die Zusatzscheinwerfer an; wir erreichen irgendwann die Häuser einer Familie auf einer Hochebene. Dort waren wir schon im Frühjahr – und damals hatten wir versprochen, wiederzukommen. Übrigens: Man fragt, ob man wiederkommen darf und nimmt dies nicht als selbstverständlich an.
Ich falle ins Bett und schwitze in der Nacht drei T-Shirts durch.