Ein Messer zu schmieden, hatte ich beim Nandger von Schmiedeglut schon während der Ausbildung zum Wildnispädagogen gelernt – das war zwar nicht Teil davon, aber sozusagen ein unabhängig davon organisiertes „Spin-off“: Wenn man viel im Wald unterwegs ist und schnitzt – etwa einen Fährtenkampfwanderstabspeer – benötigt man ein gutes Messer… und das wird natürlich bei Gebrauch stumpf.
Also erst das Schmieden lernen, dann das Schärfen. Wenn man irgendwo in der Wildnis unterwegs ist, findet man ja auch nicht an jeder Ecke einen „Mister Minit“-Laden – unabhängig von der Frage, ob man dem sein kostbares selbstgeschmiedetes Messer überantworten würde. In dem steckt einiges an Energie und Aufwand.
Viele Teil-Schritte beim Messer-Schmieden
Rückschau: Beim Schmiede-Kurs erwies sich ja als überraschend, dass der Prozess des eigentlichen Hämmerns erhitzten, weißglühenden Stahls zwar den grundlegenden Anteil nahm, gleichwohl aber noch einige andere, nicht minder wichtige Schritte folgten. Beim Schmieden stellt man sich gewöhnlich die glühende Esse vor, die Zange, den Hammer, den Amboß; dazu die Hitze, das Schwitzen; die Schutzbrille, – maske und feuerfesten Stulpen-Handschuhe…
Aber Trocknen, Aushärten, Glätten und grundsätzliche Schärfen mit dem Bandschleifer und das nicht minder aufwändige Bearbeiten des hölzernen Griffstücks (mit Bandschleifer und Schmirgelpapier) nehmen zwei Drittel der Tagesarbeit ein. Am Ende des Schmiede-Tages wird das Hämmern des stählernen Roh-Klumpen in eine klingenartige Form vergleichsweise wenig Zeit beansprucht haben. Dagegen ist das spätere Schleifen zu Rasiermesserschärfe ein übersichtlicher Vorgang.
Also um sich weiter auf dem Pfad der Selbst-Versorgung und Autonomie zu bewegen, trat ich die Fahrt nach Grebenhain an – wo sich Nandger Franckhs Edel-Schmiede angesiedelt hat. Sieben Gleichgesinnte warteten schon im Lehr-Raum, an dessen Wandtafel der frühere Banker Nandger erst einmal grundlegende Messerstahl- und damit Metallkunde vermittelte.
Nandger hat vor vielen Jahren, wie so mancher aus meinem neuen Bekanntenkreis rund um Wald & Wild & Natur (etwa Axel Trapp von https://wurzeltrapp.de, Peter Tesch von https://www.husky-tours.net/) seinen gelernten (Büro-) Job an den Nagel gehängt und sich ins Risiko des freien Daseins mit einem ungewöhnlichen Projekt gestürzt – einer Schmiede von handgefertigten hochwertigen Klingen.
Rockwell-Grade und Wohlfühl-Zone
Ziemlich agiler Typ, der er ist, hatte er Erfolg, beschäftigt Mitarbeiter und hat auch eine Ader und keine Scheu, sich und sein Werk per Youtube-Videos vor- und darzustellen… Aber ohne Zweifel versteht er was vom Fach; immerhin hat er es hingekriegt, dass ich vor zwei Jahren als Erstlingswerk ein ganz passables Outdoor-Messer hinbekommen habe.
Und so erfuhren wir allerhand über Rockwell-Grade, über die „Wohlfühlzone“ eines Stahls (60 Rockwell), Eisen-Kohlenstoff-Legierungen und 13-prozentige Chrom-Beimischungen im Stahl, die zwar für Rostfreiheit sorgen – aber auch dafür, dass das Messer weniger belastbar ist.
Merke: Ein Messer muss schnitthaltig sein, leicht zu schärfen, aber weder zu weich noch zu spröde! Und niemals, niemals, niemals verwendet man es zum Hebeln oder sonstwie Werkeln. Ein Messer, so wurde uns eingeschärft, ist zum Schneiden. Punktum. Und man schneidet auch nicht auf einer Steinplatte, sondern auf Holz oder Kunststoff (in der Küche). Zu schnell wird die Klinge stumpf, wenn sie etwa auf harten Granit trifft.
Wenn man sich viel Mühe gegeben hat, mit einigem Zeitaufwand sein Messer zu schärfen, beginnt man das zu vermeiden. Und, BTW: Hartmetall ist etwas anderes als Stahl, aber tatsächlich noch härter. Mit Hartmetall fräst man Stahl; und drüber kommt dann nur noch der Diamant. Mit dem schleift man Hartmetall.
Messerschärf-Meditation
Jeder der Teilnehmer hatte ein Dutzend Messer zum Üben mitgebracht; die meisten von ihnen waren gar keine Outdoor-, Bushcraft- oder Survival-Freaks, sondern schnitzelten und schnitten mit ihren Messern in der Küche.
Zum Abschluss deckten wir uns noch mit Schleif-Steinen und -Diamanten ein, mit Abziehriemen und Pasten. Wenn’s gut werden soll, braucht man das alles. Und, wen wundert’s, man nimmt außer all dem Zeug auch die Erkenntnis mit heim, dass ein Messer zu schleifen eine sehr meditative Angelegenheit ist.
Nie wieder Abenteuer & Allrad-Messe
P.S.: Der Messer-Schmiede-Kurs ging vor zwei Jahren mit der wenig später besuchten Abenteuer & Allrad-Messe einher. Also im Juni-Juli-Zeitraum 2017. So eigentlich auch dieses Jahr, rund 24 Monate später. Zur 2019 besuchten Messe bleibt freilich nicht viel zu schreiben: same procedure as every year. Kann man hier (2017…) und hier (2016…) nachlesen und auf 2019 übertragen. Irgendwelche Innovationen nicht zu entdecken.
Allerdings: Es war noch voller, noch gedrängter, noch größer, und noch mehr sperrten die Besucher der ohnehin um mehrere Flächen erweiterten Camp Area mit Flatterbändern größere Areale ab, um sie für sich und ihrer später eintreffenden Kumpels zu reservieren. Etwas, das laut Reglement des Messe-Veranstalters nicht zulässig sein sollte. Aber darauf haben die Messe-Ordner nullkommanull geachtet & gepocht. Deswegen ist das Fazit zur Allradmesse in Bad Kissingen auch ganz kurz: nie wieder!