Vor die Fahrt in die große Weite hat die Lufthansa zwölf quälende Stunden in einem sehr engen Flugzeug gesetzt, bei schlechtem Service und vielen nächtlich schreienden Kindern rundherum. Dabei könnte ein Nachtflug in die beinahe gleiche Zeitzone so geruhsam sein.
Nach Ankunft holen wir Nr. 5 bei Mette’s Auto-Electrical in Stellenbosch ab, wie gewohnt zuverlässig vorbereitet für die Tour. Ausrüstung checken, einkaufen – am 4. Februar geht’s los via Route 62 gen Swartberg Mountains. In Barrydale natürlich Kaffee-Stopp beim bekannten „Diesel & Creme„, wo wir sogar mit einem veganen Wrap und einem veganen Burger versorgt werden (-> Menue).
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Bemerkenswert, weil Südafrika und Namibia noch mehr Fleischfresser-Länder als etwa Deutschland sind. Und das Dorf Barrydale ist nicht gerade eine Metropole wie Kapstadt, wo man zumindest eine kleine vegane urbane Szene vermuten könnte. Andererseits wird Barrydale in touristischen Reiseführern häufig als Ort von besonderer Magie, in dem viele „Aussteiger“ leben würden, beschrieben. Vielleicht liegt’s daran.
Unser Ziel für die erste Übernachtung im Bush ist das Porcupine Rest Camp inmitten der Swartberg Mountains. Gar nicht weit von der legendären Gamkaskloof, also known as „Die Hel“; nur halt auf der westlichen Seite, und von der gibt es keine Zufahrt. Die Campsite verfügt über das berüchtigte Overlander Bush Pub, das für feucht-fröhliche Exzesse bekannt ist, und Gastgeber Francois macht trotz braungebranntem, drahtig-schlankem Körper den Eindruck, seine Alkoholresilienz stetig zu trainieren.
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Wir faulenzen den nächsten Tag und bekommen Besuch von einer hochgradig giftigen Cape Cobra, die sich in ein paar Metern Abstand an uns vorbei schlängelt. Einer ihrer Erzfeinde, eine Manguste, trippelt hinter ihr her – aber das kleine mutige Tier scheint weniger die Cobra als Abendessen auserkoren zu haben als zu befürchten, dass die Schlange den Mangusten-Nachwuchs als Abendessen auserkoren hat.
Auch Giftschlangen haben eine Menge Fressfeinde; darunter auch nicht oder kaum giftige Schlangen, die um einiges kleiner sind. Auch als von Menschen gefürchtete Cape Cobra ist das Leben kein Ponyhof. Sie verschwindet im Unterholz, die Manguste kehrt zurück, scheint beruhigt und schlüpft in eine Höhle.
Tags darauf legen wir gen Baviaanskloof ab. Das ist eine lang gestreckte, nicht ganz leicht zu befahrene Schlucht, die zu den Orten – wie Gamkaskloof – gehört, die man einfach gefahren sein muss. Zumindest, wenn man mit am Landy-Lenker ergrauten Südafrikanern mithalten will (obwohl die heutzutage eher Toyota fahren; als Landy-Fahrer gehört man auch in Südafrika zu einer kleinen, aber feinen Minderheit).
Zuvor geht es gewunden auf Pad entlang von Seweweekspoort, Calitzdorp, Oudtshoorn und De Rust durch die weite Karoo-Landschaft. Uns zieht’s zur Duiwekloof Campsite am westlichen Beginn von Baviaanskloof, wo uns zwei Border Collies vereinnahmen und abends ein Gewitter unglaubliche Wassermassen vom Himmel schickt.
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Baviaanskloof erreicht man über eine gute Farm Road, bevor sie ab dem Western Gate ihrem Ruf gerecht wird; und so steuern wir entlang Schwindel erregender Abgründe, durch enge Kurven, über eine zerschlagene Schotterpiste, die irgendjemand irgendwann mal versucht hat, mit einer Art Beton-Planken aufzubessern – so was wie ein Schienenstrang, auf dem man die vier Reifen seines Fahrzeugs zu halten versucht.
Allerdings sind diese Beton-Planken teilweise zerbröselt oder zerfallen, so dass vor allem die Hinterachse von Nr. 5 immer wieder herunterrutscht. Das muss sie irgendwann mal so heftig getan haben, dass der massive Stahlträger, an dem am Heck des Defender der Ersatzreifen hängt, zerbricht.
Heckträger gebrochen
Und das merken wir eigentlich erst, als wir nach Eintreffen auf der Kudu Kaya-Farm-Campsite am östlichen Ende der Schlucht die Hecktür öffnen wollen und dabei der Heckträger fast herunterkracht. Eines der tragenden Rohre ist glatt durchgebrochen; und der (wieder einmal) überwältigenden Hilfsbereitschaft der Südafrikaner ist es zu verdanken, dass der Farm Manager einen seiner Werkstatt-Leute fragt, ob er das schweißen kann.
Gibson, so dessen Name, bringt das für eine kleine finanzielle Zuwendung in kurzer Zeit in Ordnung und schweißt obendrein einen stützenden Querträger dran. Es kann weitergehen.