Südafrika VII/V: Im Frühling lachen die Blüten

Wieder unterwegs, weiter in die Wildnis des südafrikanischen bush; nach einem Intermezzo in Stellenbosch samt Schießeinlage in Moorreesburg: Zuvor war der Heckträger fürs Reserverad – erneut – gebrochen. Der war schon vor einem Jahr bei der Fahrt durch Baviaanskloof (siehe: Swartberg und Baviaanskloof) gerissen und ein Farmarbeiter auf der Kudukaya-Farm hatte ihn wieder zusammengedengelt.

Einige tausend Pistenkilometer später und das Geholper „die Hel“ rauf und runter in den metallenen Knochen hat die Schweißnaht aufgegeben. Erst notdürftig mit einem Ratschengurt zusammengeflickt, hatte ich mich noch oben auf dem Swartbergpass entschlossen, dieser improvisierten Konstruktion doch nicht zu trauen und den nicht gerade kleinen und leichten Ersatzreifen hinten reinzuladen und flugs den Rückweg nach Stellenbosch einzuleiten.

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Dort war der Heckträger fachmännisch repariert und doppelt & dreifach verstärkt worden. Der Metallbauer arbeitet auf einem großen Landgut am Rande Stellenboschs; auf dem Gelände findet sich auch ein privates Automuseum und eine Ford-Lehrwerkstatt. Aber es fehlen ein paar Schrauben zur korrekten Befestigung des Heckträgers am Fahrzeug und so entspinnt sich eine Tour de Force zwischen Reichen und Armen, zwischen Villen und Wellblechhütten, obskuren Hinterhofwerkstätten und finsteren Löchern, in denen es Schrauben und Bolzen gibt…

Manche Ecken im Schwarzen Slum-Viertel Kayamandi sehen so aus, wie man sie sich nach der Lektüre von „Herz der Finsternis“ von Joseph Conrad vorstellt. Unklar, wie die Leute das aushalten, wo sie auf der anderen Seite an den Hängen des Berges die schönen Häuser der Weißen sehen können.

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Auf dem Weg gen Norden bin ich mit Freunden aus Stellenbosch auf der Shooting Range deren Schützenvereins (so würde man das in Deutschland nennen) in Moorreesburg verabredet und so hantiere ich mit AR-15 und Shotgun. Schießen ist nicht mein Hobby, aber besser man weiß, wie es geht und worauf man zu achten hat. Dies gilt besonders in Südafrika, besonders in Israel, demnächst auch in Deutschland.

Nach zwei Stunden Geballer lege ich ab gen Clanwilliam; von dort geht es auf Pad zur Enjo Nature Farm im Biedouwvalley. Vor einem halben Dutzend Jahren war das eine Abenteuerreise, heute ist es wie die Fahrt zum Heimspiel. Die Granny erkennt mich gleich wieder – ich war schon zweimal für jeweils ein paar Tage dort. Ist immer ein sehr heilsamer Ort; ob man nun an Spiritualität glaubt oder nicht.

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Die Mountainbikerinnen, die ich hinter Clanwilliam am Pakhuispass bewundert habe, treffen später ein. Und ein Vater mit zwei Töchtern, davon eine offenkundig schwanger. Das werden doch nicht die sein, denen man dringend von der Abfahrt in „die Hel“ abgeraten hat? (siehe: Die durch die Hölle fahren)

Gegen die vielen winzigen Fliegen am Stellplatz hilft nur ein qualmendes Feuer, nachdem Versuche mit Palo Santo- & Sandelholz-Räucherwerk sowie Moxa-Zigarren nur kurzfristigen Erfolg hatten.

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Am nächsten Tag will ich nach Wupperthal fahren, und von dort via Eselbank gen Süden. Die Piste ist schmal, holprig und eines Geländefahrzeugs würdig, windet sich teilweise an Abhängen hoch/runter und führt an Abgründen entlang, die nichts für Menschen mit Höhenangst sind. Soweit bekannt, ich war da schon mal.

Umso überraschter war ich, als diese ohnehin nicht ganz leichte Tour durch die Regengüsse und Überflutungen der vergangenen Monate noch durch zahlreiche Auswaschungen und andere Schäden erschwert wurde. Eigentlich schlimmer als Baviaans- und Gamkaskloof. Die Strecke mit gelegentlichem Herzklopfen bewältigt zu haben, wird sich später wie ein Ritterschlag anfühlen.

Arktis und Antarktis, Eisbären und Pinguine

Man ist dann schon froh, auf die Hauptpiste quer durch Cederberg gen Op-die-Berg und Ceres zu stoßen. Auch die war mal – vor Jahren – eine Herausforderung, heute so was wie ein Autobahnzubringer, auf den man erleichtert einbiegt, weil man weiß, ab jetzt geht’s straight ahead nach Hause. Auch wenn die Schotterpiste sich zieht, bis man auf die Asphaltstraße stößt, und ab dann zieht es sich nochmal.

Zwischendurch schnell einen Kaffee in Cederberg Oasis eingenommen, wo der Sohn des verstorbenen Vaters und Besitzers mittlerweile die Leitung von Campsite, Bar, Kneipe übernommen hat. Vielleicht ist der junge Mann nie aus diesem Winkel der Erde herausgekommen – er kennt jedenfalls den Unterschied zwischen Arktis und Antarktis nicht; weiß nicht, wo die Eisbären und wo die Pinguine leben – und das sie das schon gar nicht in derselben Region tun.

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Dann komme ich endlich auf der Fynbos Guest Farm an. Auch da war ich schon mal, sie ist Teil meines persönlichen Netzwerks – wie Enjo – rund um Cederberg; auch hier werde ich als alter Bekannter begrüßt. Natürlich kriegen all die geretteten Tiere des Animal Sanctuary – auch unter ihnen viele Bekannte – ihre Futter-Ration.

Aber: Es ist Frühling und daher haben die blühenden Pflanzen besondere Aufmerksamkeit verdient: The earth laughs in flowers, heißt es in Enjo, und das gilt auch für die Fynbos Guest Farm. Bei all dem Vagabundieren tut es gut, zwischendurch ein paar bewährte Anlaufstellen zu haben. Orte, an denen man sich aufgehoben fühlt – besonders, wenn man allein reist.