Und plötzlich stehen die Jungs da und man glotzt sich gegenseitig an. Ich freilich habe keine langen spießartigen Hörner auf dem Kopf, die Jungs (eher Mädels) schon – deswegen heissen sich auch manchmal Spiessböcke, afrikaans-korrekt Gemsbok oder lateinisch: Oryx.
Fur mich die schönsten Antilopen überhaupt, mit die schönsten Tiere überhaupt. Jetzt steht ein halbes Dutzend Ältere samt Jüngeren unversehens im Busch entlang des Rooibergpasses, und ich wie sie sind ob der unerwarteten Begegnung verblüfft.
(Auf eines der Bilder klicken, um eine größere Version zu sehen.)
Attie hatte gesagt: Fahr da lang. Susanne hat gesagt: Fahr über Calitzdorp Spa den Rooibergpass lang. Wenn zwei, die in so unterschiedlichen Welten leben, sich einig sind, muss ja was dran sein. Also los. Der schmale Pass ist wunderbar zu fahren und zeigt viele bunte Blüten am Wegesrand, sowie allerhand Aloe und andere Stachelige.
Es geht an der riesigen, luxuriösen Rooiberglodge vorbei; Van Wyksdorp macht dann einen eher trostlosen Eindruck. Nr. 5 schnurrt auf der guten Gravelpad und so erreiche ich die Schlucht namens Seweweekspoort, die zu den typischen Attraktionen zumindest des Westkaps zählt, unversehens und erinnere mich: Da waren wir schon mal.
(Auf eines der Bilder klicken, um eine größere Version zu sehen.)
Und klar, einige Gravelpad-Kilometer weiter, taucht das Porcupine Rest Camp zur Linken auf, wo Francois & Joy nach wie vor residieren, gut gelaunt, mitteilsam und trinkfreudig wie eh und je. Außerdem pausieren an den Tischen ein rundes Dutzend Franzosen, die mit historischen (oder auf historisch getrimmten) Royal Enfield-Motorrädern die Gegend bereisen.
Nach deren Ab- & Weiterfahrt und eine Pizza samt zwei Castle Light später hat Joy mir dann alles zu den Regenstürmen, Überschwemmungen und allen anderen Widrigkeiten der vergangenen Jahre erzählt. Tja, immer wieder erlebt man in Südafrika, wie Menschen aus eigener Kraft und aus eigener Tasche gegen alle Rückschläge mit viel Humor und nie abebbender guter Laune angehen – aber von dem Wort „Resilienz“ noch nie gehört haben.
Menschen mit echten Problemen
Mit diesem Wort fängt man wohlstandsversorgte ängstlich-aggressive Menschen etwa in Deutschland, die eine Pandemie völlig aus der Bahn wirft und die denken bzw. dachten, dass das Vollkaskoleben einfach immer so weitergeht. Und nunmehr zum Psychocoach rennen oder „Querdenker“ werden – d.h Kurz- & Klein- & Verquer“denker“.
Willkommen dagegen in Südafrika, wo echte Menschen mit echten Problemen leben, und die darob niemals in ihrer Freundlichkeit, Hingabe und Hilfsbereitschaft nachlassen.