Und so schnell ist es vorbei. Eben noch guten Mutes & in freudiger Erwartung auf dem Weg gen Upington, da signalisiert die Anzeige der Kühlmittel-Temperatur unseres Land Rovers: zu hoch!
In Porterville fahre ich links ran und tatsächlich: Es tropft. 120 Kilometer weit sind wir gekommen – und da ist sie, nicht wegzuleugnen: eine kleine Wasserpfütze unterm Landy… Der Defektdetektor Beate hat sie entdeckt; irgendwo ist ein Leck im Kühlsystem. Und das vormals bewährte Stop Leak zum Abdichten nutzt nichts…
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Landy-Wonder-Land bei Wellington.
Eins ist klar: Mit dem Wasserverlust werden wir die vor uns liegenden Pass-Straßen nicht schaffen, und damit ist ein Tag nach Beates Ankunft ihr Urlaub im Eimer. Und das, nachdem der Landy drei Wochen problemlos gefahren ist. Uns ist zum Heulen. Ärgerlich, aber ein Anruf beim Haus- & Hof-Mechaniker Claus-Peter (Mette’s Electrical) muss sein…
CP organisiert eine Reparatur beim Gateway Offroad Center nahe Wellington. Gateway ist so was wie ein Landy-Wonder-Land: Defender- und Discovery-Modelle stehen in allen Alters-, Modell- und Zustandsklassen herum; gelegentlich kommt einem ein Chassis auf Rädern ohne Karosserie entgegen. Und liegt herum, was man für Schrott hält. Aber selbst wenn ein Land Rover ob seiner Pannen berühmt-berüchtigt sein mag, so gilt doch auch der Spruch unseres heimischen Schraubers: Der wird wieder!
“The only vehicle in the world that you can add anything to and it will still look good is a Land Rover.”
Ferdinand Porsche
Ein bäriger Schwarzer namens Mohammed und ein Weißer namens Karel sind die Ansprechpartner; Werkstattmeister und Manager sind weder übermäßig freundlich noch sympathisch, nehmen aber die Reparatur trotz voll laufendem Laden an. Sie sehen ein, dass wir – teuer – gebuchte Termine im Kalahari Transfrontier Park haben, die verfallen, wenn wir nicht rechtzeitig vor Ort sind.
Wir nehmen im Wartezimmer Platz; eine neue Wasserpumpe, drei Liter Würth-Kühlmittel und drei Stunden später kann es weitergehen.
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Edenvallei-Campsite bei Moorreesburg.
Ein bis zwei Stunden Fahrtzeit bleiben bis zum Sonnenuntergang – dann schlägt das Schicksal im positiven Sinne zu und führt uns via Tracks4Africa-App zu einer überraschend schönen Campsite namens Edenvallei, irgendwo zwischen Moorreesburg und Piketberg. Geleitet von einem skurrilem Besitzer, der noch unterwegs anruft (und mit nach Upington genommen werden will) und den Weg weist.
Schließlich stellen wir Nr. 5 unter einer Windpompie am Fluss mit einem extravagant geformten Baum und gegenüber kreischenden Fischadlern ab. Abendbrot muss heute reichen. Aber wie cool, dabei auf den Berg River zu blicken.
Durch die Karoo zur Kalahari
Tolle, tolle Campsite auch am nächsten Morgen. Man möchte überhaupt nicht weg. Der Fluss, die Fischadler, die Windpompie… Ein Traum. Aber was soll’s, um es mit den Worten unseres früheren Offroad-Fahrlehrers aus Zeiten der Marokko-Touren zu sagen: Riemen auf die Orgel werfen und los. Neun Stunden orgelt sich der Landy entlang von Calvinia, Brandvlei und Kenhardt dann durch einen Teil der Karoo, der monoton schwärzlich-grau-verstaubt an den Fenstern vorbeizieht.
Die Kargheit der Karoo beeindruckt wieder einmal extrem, die Asphaltstraße zieht sich schnurgeradeaus. Puschelland pur. Wir sind guter Laune. Lange, lange dauert es bis Upington. Dort noch schnell einkaufen in der Kalahari Mall. Dann zur Kalahari Monate Lodge und Salat & Melone essen…
Kühlung und Korken
Ein neues Drama nimmt nach dem Aufstehen seinen Lauf: Jetzt tropft es aus dem Kraftstoffkühler, d.h. Nr. 5 verliert auf diesem Weg das neue rosa Würth-Kühlmittel. Die niegelnagelneue Wasserpumpe bringt wohl mehr Druck ins System, und dem ist der Kühler wiederum nicht gewachsen. Das Phänomen ist weder neu noch ungewöhnlich: Man verändert was – und bald fliegt an anderer Stelle ein Korken raus…
Das wars dann wohl, denken wir erneut. So kurz vor dem Ziel. Aber 1200 Kilometer Rückweg. Wollen wir jetzt heulen oder doch eher kotzen? Ok, dann halt ein neuer Versuch mit dem Kühlerdichtmittel – das wird schon klappen. Tatsächlich tut es das!
Dinge sind niemals weg, sondern nur woanders
Tanken war in Upington ohnehin fällig, also verbinden wir die Fahrt mit einem Stopp beim Midas-Kfz-Fachhandel, um mehr Stop Leak und Coolant zu kaufen. Aber da gibt es ja noch ein weiteres Problem: Die Starter-Batterie schwächelt. Erste Anzeichen gab es schon in Stellenbosch. Also erwerbe ich noch eine Powerbank als Jump-Starter. Ob die im Anwendungsfalle den Zweieinhalb-Liter-Diesel wirklich durchdreht, wie der Verkäufer versichert? Zweifel sind angebracht; Sorgen kann man sich machen, wenn es soweit sein sollte.
Nur, als wir soweit wieder auf der sicheren, beschwingten Seite sind, stellen wir fest, dass die Gasflasche hinten auf Nr. 5 geklaut wurde. F$%k! Die war voll! Wahrscheinlich war das kleine Vorhängeschloss nicht richtig zu. Insofern selbst schuld. Damit ist die Stimmung natürlich wieder im Eimer. Ein Auf und Ab, kaum vorstellbar. Dinge sind niemals weg, sondern nur woanders; was soll’s – also fahren wir weiter.
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Kalahari Transfrontier-Park.
In Askham kaufen wir Feuerholz, in Twee Rivieren checken wir ein; gleich weiter nach Mata-Mata, überwiegend durch tieferen Sand-Mix-mit-Wellblech. Die ersten Giraffen und Gemsbokke grüßen am Wegesrand. In Mata-Mata parken wir so, dass sich der Stromanschluss nahe des Landy findet, damit ich die Starterbatterie mal mit 220-Volt-Strom nachladen & rekonditionieren kann (was nichts bringen wird).
So stehen wir mitten auf dem Platz und auf/über/neben den Höhleneingängen von Ground Squirrels und Suricates, die ob dessen nur mäßig irritiert sind. Vielleicht haben sie gemerkt, dass diese seltsamen Zweibeiner ihnen innerhalb der Zäune die Beutegreifer vom Hals halten?