Den Karoo National Park durchfährt man im Wesentlichen auf zwei Rundkursen: Einer davon verläuft hälftig auf Asphalt bzw. Schotterpiste und ist sehr gut auch mit normalen Straßen-Pkw zu bewältigen. Zum Klipspringer Pass geht es sogar vollständig auf Teer rauf und runter. Unterwegs lädt eine zaunbewehrte Picknick-Site zur Pause ein, sowie ein paar unbefestigte Aussichtspunkte zur Meditation über die Weiten der Karoo. Es soll Löwen im Park geben, deswegen ist der Bereich von Campsite & Chalets sowie Rezeption & Restaurant von einem Elektrozaun umgeben.
Auch sollte man das Fahrzeug unterwegs niemals verlassen. Indes konnte ich keinerlei Löwen-Spuren entdecken, weder in Form von Fußabdrücken, noch Droppings noch Kadavern & Knochen von Beutetieren. Das mag man sich bestenfalls damit erklären, dass sich etwa ein Dutzend Löwen in dem Riesen-Park doch verlaufen; mithin die Chance, welche zu Gesicht zu bekommen, gering ist. Dafür herrscht an Zebras, Oryx-Antilopen und anderen Tieren kein Mangel.
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Die Campsite ist gefüllt mit weißen Bakkies und SUVs. Es gibt einen einzigen Land Rover – meinen, namens Nr. 5. Außer dem teilasphaltierten Rundkurs gibt es noch einen 4×4-Track, der weit nach Westen in den Park führt: Der Nuweveld-Loop umfasst rund 80 Kilometer, wovon etwa 60 Kilometer roher, schmaler, mitunter krickeliger Track sind. Durchschnittsgeschwindigkeit 10-20 km/h.
Nr. 5 und ich sind jetzt j-w-d. Janz-weit-draußen. Es geht rauf und runter, durch viele Trockenflussbetten. Bumpy, sagt man dazu, einige happige Stellen, aber großartig. Kein Mensch weit und breit, keine weißen Bakkies oder SUVs. Auch keine Löwen. Allerdings weist ein Kompressor-Anhänger am Wegesrand – far away out there – darauf hin, dass es Löwen geben könnte. Seine Reifen sind mit dornigem Gestrüpp abgedeckt – Löwen beißen gerne in Gummi (wir kennen das aus Gharagab im Kalahari Transfrontier Park, siehe: Ur-Heimat Kalahari).
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Der Track führt zu und entlang der Bergkette, der den Karoo National Park im Westen abschließt. Wenn man rund 30 Kilometer tief im Park ist, kann die Vorstellung einer etwaigen Panne unangenehm sein. Natürlich ist nix mit Mobilfunk-Empfang; im Zweifelsfalle müsste man also 30 Kilometer durch Löwen-Land marschieren, um Kontakt mit Park Rangern oder anderen Besuchern zu bekommen. Vielleicht kann man eine Reifenpanne selbst beheben oder etwas reparieren – nur: Dabei hat man keine Möglichkeit, die Umgebung zu beobachten. Da bringt das Alleinfahren Tücken mit sich.
Aber alles läuft bestens, keine Probleme. Schade nur, dass dieser Teil des Parks von den Rangern offensichtlich vernachlässigt wird. Alte Kraals zerfallen, Hinweisschilder sind kaputt. Als ich nur noch zwei Kilometer von der Haupt-Schotterpiste entfernt bin – man kann Fahrzeuge fern erkennen – mache ich eine Pause und schlendere ums Auto. Noch einmal das Gefühl genießen, weit draußen alles alleine zu bewältigen.
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Doch tatsächlich bleibe ich nicht lange alleine. Ein SUV biegt von der Schotterpiste auf den Track ein, an dem ich stehe. Mist, denke ich, denen habe ich jetzt den Weg gewiesen – und was sind das für Heinis, dass sie den One-way-track in Gegenrichtung befahren?
Die zwei „Heinis“ entpuppen sich als zwei Inder (oder Pakistanis) und mit ihnen geht eine Lektion in Sachen Vorurteil einher: Sie kommen gegen die Loop-Fahrtrichtung, um mich zu retten! Sie haben gesehen, dass die Fahrertür geöffnet ist und ich draußen rumlaufe und dachten, ich hätte eine Panne oder anderweitiges Problem. Und da sind sie von ihrer Route abgewichen, um Hilfe anzubieten. That’s South Africa! Was für ein Land! Als sie zurückfahren, flenne ich fast vor Rührung.
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Zurück zur Campsite finde ich quer gegenüber eine MobiLodge eingeparkt. Das ist ein Luxus-Trailer, mit dem der Besitzer einen kompletten modernen Hausstand in die Wildnis schleppt. Kostet um die 500.000 Rand, und dafür kriegt man zumindest eine kleine Wohnung im teuren Stellenbosch. Und für das Geld kann ich mir häufig und lange das Afsaal Cottage (siehe die beiden letzten Bilder der vorstehenden Galerie) mieten. Oder ähnliche Unterkünfte.
Die MobiLodge bietet Anlass zur fortgeschrittenen Klischeebildung: Afrikaanse Mense sind häufig ältere Eheleute, von denen er zu Korpulenz & Knurrigkeit neigt und sie in einer Kittelschürze versucht, häusliche Standards im afrikanischen Busch aufrecht zu erhalten. Die Aufgabenteilung dabei ist klar: Er verfügt über die Oberhoheit am Braai, sie spült staksend oder stöckelnd ab. Auch das ist Südafrika.