Südafrika VII/XVI: In den Cango-Höhlen

An der Bokpoort Road, die von der katastrophalen Schotterpiste von Loxton nach Beaufort West abzweigt, war ich schon einmal vorbei gefahren. Diesmal nicht, und es folgt eine ruhige Fahrt auf einer weitgehend glatten Gravelpad; an vielen Farmen vorbei, durch eine tolle Tafelberg-Landschaft… und das häufig im fünften Gang – im Zeichen der Schildkröte ist das ziemlich zügig.

Man kann Google Maps zur Navigation nutzen, sollte aber dessen Tücken gewahr sein. Beispielsweise legt es ein Routing durch ein paar Farmroads, von denen die präzise Tracks4Africa-App korrekterweise angibt: locked farm gate. Wer sich also auf Google Maps verlässt, steht jetzt einigermaßen ratlos davor. Schön zu erfahren, dass der Große Bruder Google doch nicht alles weiß.

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Irgendwann komme komme beim De Jagers Pass raus, der selbst nicht besonders spektakulär ist, aber einen weiten, weiten Ausblick auf die Talebene gen Beaufort West bietet. Dort schießt Google Maps den nächsten Bock, als es mich auf eine obskure Gravelpad als „Abkürzung“ zur N12 schickt. Immerhin habe ich dadurch die Wohnsituation am Rande Beaufort Wests gesehen: bedrückend wie beängstigend, wie so häufig, wenn man in Informal Settlements oder ähnliches gerät.

Dererlei Google-Fehler ist manch ahnungslosem Touristen im weißen Mietwagen zum – auch schon tödlichen – Verhängnis geworden. Ein weiterer Grund, von Google Maps im südlichen Afrika die Finger zu lassen. Ich vertraue eher auf Tracks4Africa-Material und darauf, dass ein bärtiger Weißer im beigen Land Rover Defender danach aussieht, eine großkalibrige Schusswaffe mit sich zu führen.

Führer- und Waffenschein

Die Annahme ist nicht so abwegig, wie sie klingt: Bei zwei Polizeikontrollen, in die ich geriet, wurde nicht danach gefragt, ob ich eine Schusswaffe besitze, sondern dass ich meine Firearm License – außer meiner Driver’s License – zeigen solle. Und die freundlichen und zuvorkommenden Polizisten zeigten sich überrascht, dass ich als deutscher Tourist selbstverständlich keine Wumme besitze und das bei mir zuhause auch keineswegs üblich & notwendig sei.

Von Beaufort West geht’s die N 12 runter durch die Groot Karoo zur Klein Karoo – die eine wird von der anderen durch die Swartberg Mountains (weißer Schimmel, schwarzer Rappe!) getrennt. Mittlerweile nutze ich Navigation by Looking, und die lässt mich in Klaarstrom in das abbiegen, was in den Augen des weißen, mittelschichtigen Mitteleuropäers nach Elendsviertel aussieht. Sind aber all friedlich & freundlich; mir versichern meine südafrikanischen Freunde immer wieder, dass das Leben in Townships und Settlements besser sei als sein Ruf.

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Google Maps spielt mir später noch einen Streich und leitet mich einen Riesen-Umweg über Oudtshoorn zu den Cango Caves anstatt die Bergpiste zu nehmen, die direkt hingeführt hätte… Mein Fehler, ich hätte die vorgeschlagene Route mit der (ananlogen oder digitalen) Tracks4Africa-Karte gegen-checken sollen.

Oudtshoorn erweist sich als interessant, da reihen sich die verschiedenen Kulturen aneinander. Aber selbst wenn die Menschen mit den dunklen Hautfarben offensichtlich gute neue Häuser bewohnen: sie verkommen und vermüllen. Das sieht jedenfalls so aus, und ich will das auch nur als – möglicherweise oberflächliche – Beobachtung im Vorbeifahren verstanden wissen. Genauso wie die, dass man häufig an automobilen Pretiosen vorbeikommt, die in Mitteleuropa schon längst der Rost zerfressen hat.

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Zur Übernachtung biege ich auf das Cango Mountain Resort ab – und das fühlt sich wie das wie das Clanwilliam Resort an (siehe: Von der Kalahari in die Karoo). Ähnliches Publikum (feierfreudige Coloureds), und es ist Samstag. Qualmschwaden, die an mittelprächtige Buschfeuer gemahnen, künden vom Kampf ums heiße Braai. Die Campsite ist vernachlässigt, eine riesige – weiße – MTB-Jugendgruppe hat ihre Zelte aufgebaut. Die spielen zwar Rugby und raufen MMA-mäßig, sind aber ruhiger als die Partypeople. Obendrein sind sie wohlerzogen: Sorry, sir! Sagt einer, in den ich beim Betreten der Toilette stolpere.

Mein Stellplatz am Flüsschen mit dem Gurgeln des Wassers entschädigt für alles. Das ist eine schöne Gutenacht-Musik. Aber: Vorsicht vor „Resorts“! Jede Gästefarm war dagegen bisher ein Volltreffer… Und nie nur nach Google Maps oder auch dem gerne als Alternative vorgeschlagenen OSMAnd navigieren.

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Mein Ziel sind die Höhlen der in den Swartberg Mountains gelegenen Cango Caves, und bei denen handelt es sich um eines der touristischen Highlights in Südafrika – vier Park-Plateaus, eines davon für Reisebusse – künden vom stetigen Besucherstrom.

Zu den Cango Caves erfährt man hier: https://www.cango-caves.co.za/ , hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Cango_Caves und hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Cango_Caves jede Menge. Ich bin mit einer deutschen Busgruppe hineingeraten, und tatsächlich sind die Cango Caves so beeindruckend (siehe vorstehende Bilder), dass ich das auch bei einem weiteren Besuch wieder in Kauf nehmen würde. Zumal der englischprachige Schwarze Führer dadurch zu glänzen wusste, dass er in den Höhlen-Hallen vortrefflich Lieder sang.

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Für den Rückweg nach Stellenbosch bleibe ich dann bei den staubigen Backroads jenseits der Hauptverkehrsverbindungen: Nach Calitzdorp und Ladismith, durch Anysberg bis zum wohlbekannten Porcupine Rest Camp (siehe: Rooibergpass & Porcupine Rest Camp) für eine Übernachtung. Auf einer sehr vielseitigen Farmroad geht es dann weiter über den Oubergpass nach Montagu, dort kampiere ich im DeBos Camping – da waren wir schon mal (siehe: Auf der Route 62 in die kleine Karoo). Freilich: Ich wusste nicht, dass soviele Lkw nachts durch Montagu rauschen… ;-(

Dabei hätte es außerhalb Montagus entlang der Piste einige vielversprechende Gästefarmen gegeben. Als noch mal hinter die eigenen Ohren schreiben: #nichtsmitasphalt ! Steuert man auf Stellenbosch zu, läßt sich das ab Montagu kaum mehr vermeiden, aber ich wähle den abseitigeren Weg über Franschhoek. Und dann taucht Stellenbosch auf, wo alle Südafrika-Fahrten beginnen und wo diese Zweimonatstour nunmehr endet.


Aber natürlich wird der Abschied gebührend begangen werden – morgen auf einer kleinen Farm nördlich von Kapstadt mit den südafrikanischen Freunden und einem Braai, für das einer sogar plant-based Boerewors für mich Vegetarier mitbringt.