An Bord ist eine isolierte Campingdecke von Vorteil, denn man verbringt viel Zeit auf Deck mit reden, kennenlernen der anderen Teilnehmer, fachsimpeln, lesen, in der Sonne liegen. Also das, was die meisten Europäer unter den Passagieren tun.
Ebenso wichtig ist, seine Nahrung – am besten in einer Kühlbox – mitzubringen. Das Essen im Bord-Restaurant ist genauso teuer wie schlecht; wenn man ein bisschen auf seine Euros achten muss, lohnt es sich, seine Verpflegung für zweieinhalb Tage einzukaufen und mit in die Kabine zu nehmen. Picknick an Deck in der Sonne macht jedenfalls viel Spaß und ist kostengünstig.
Erster Teil der Einreiseprozedur – an Bord
Wir haben nach den Strapazen der Anreise – 900 Kilometer wollten gestern bei einer dröhnenden Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometer in langen Stunden bewältigt werden – bis halb zehn Uhr geschlafen; um sechs Uhr morgens vom Anlegen in Barcelona geweckt, wo weitere Autos und Passagiere lautstark an Bord kamen. Immerhin: In weniger als fünf Stunden ging es weiter; wir sind einen längeren Aufenthalt im Hafen der Hauptstadt Kataloniens gewohnt.
Schon auf der Fähre erfolgt der erste Teil der Einreiseprozedur (es wird einen zweiten Teil an Land bei der Einreise geben, Zoll und Grenzpolizei haben dabei einen weiteren Auftritt): Auf der großen Fähre, die gewiss schon bessere Tage gesehen hat, verlaufen die Formalitäten ungewohnt: Statt Personal- und Fahrzeugpapiere von einem Herren der Immigrationsbehörde an einem Schreibtisch abgefertigt zu bekommen, muss man sich für beide Papiere an zwei Schreibtischen bei zwei Herren extra anstellen. Also muss man mogeln, und Mitreisende günstig in den Warteschlangen platzieren…
Das alles vermittelt schon viel vom auf uns zukommenden marokkanischen Lokalkolorit, das Geschehen entwickelt sich in der ehemaligen Disco der Fähre. Die Unterhaltungsräume waren wohl einmal für ein Publikum gedacht, dass auf der Überfahrt gerne ein paar Euros für Belustigungen ausgab, aber mittlerweile dient das Schiff vor allem dem Transport marokkanischer Händler und ihrer Waren auf und in vollgepackten Autos.
Diese Waren bestehen im Wesentlichen aus dem Wohlstandsmüll der westeuropäischen Industrienationen und türmen sich teilweise auf den Dachgepäckträgern der überladenen Fahrzeuge meterhoch. In Marokko angekommen, fahren die Händler geschwind in ihre Heimatregionen und verkaufen, was das Zeug hält.
Man kann übrigens Marokkaner und Europäer leicht voneinander unterscheiden. An Hautfarbe & Haarfarbe etwa? Mag sein. Aber viel mehr an Kleidung und Outfit: Wo die Einwohner des Maghreb-Landes in Jeans und Poloshirts oder Jogginganzügen, Flip-Flops und Badelatschen und gelegentlich in der traditionellen Kleidung des Landes daherkommen, stolzieren die Besucher des Königreiches in Outdoor-Markenkleidung und dem letzten Schrei der westlichen Ausrüstungs-Fabrikation umher.
Kaffee und Tee – Bier und Schnaps
Die marokkanischen Händler sitzen den ganzen Tag bei Kaffee oder Tee und Zigaretten herum, und reden (für die Reduktion der Bier- und sonstigen Alkoholvorräte sorgen allein die Europäer des griechisch-römisch-christlichen Abendlandes). Und sehen fern. Daher haben die Schiffseigner den Fitnessraum zur Moschee umfunktioniert. Und Spielsalon, Solarium, Kino und Disco geschlossen. Ein bisschen Kinder-Spielraum gibt es noch, gelegentlich besucht von der dann enttäuschten Klientel.
Da es in den Aufenthaltsräumen und in der Kaffee-Bar am – stillgelegten – Swimming-Pool am Heck des Schiffes zu laut hergeht, weicht die Reisegruppe zur ersten Tour-Besprechung in diesen Kinder-Spielraum aus.
Dazu mehr im morgigen Eintrag.