Und dann bekamen wir in Mata-Mata Besuch von einem possierlichen kleinen Kerl – der sich in den Zaun wie an einen Bartresen hing… ein Erdmännchen, so lautet die Bezeichnung des Tieres im Deutschen, in Südafrika nennt man es auch Suricat. Der Afrikaans-Name lautet „Meerkat“, sie gehören aber nicht zur Primatengattung der Meerkatzen.
Wer mehr wissen will, ist etwa bei der Wikipedia unter dem Begriff „Erdmännchen“ gut aufgehoben. So viel sei verraten: Meerkats belegen den alten Selbstverteidigungs-Spruch „there is safety in numbers“ – gegen in ihre Bauten eindringende Schlangen setzen sich in Gruppen zur Wehr, und das mit Erfolg. Kein Wunder, da sie zu den Mangusten gehören – und die Spezialität ihrer größeren Vettern, etwa der Mungos, ist der Solo-Kampf gegen Giftschlangen.
Eine südafrikanische (oder gar namibische) Campsite entspricht nicht sehr einem deutschen Campingplatz. Sie liegen überwiegend im Bush, manche verfügen über Zäune, manche nicht. Generell sind sie (sehr) viel weitläufiger und häufig so rustic, dass es kaum ein Unterschied wäre, „wild“ zu campen. Sich zu fein für einen Campingplatz zu sein, ist im südlichen Afrika völlig fehl am Platze.
Mit Blick auf den Schutz der Natur ist es sogar angebracht, Campsites zu nutzen; denn angesichts der Hinterlassenschaften vieler nachlässiger, vermeintlicher Naturliebhaber ist es schon besser, wenn deren Abfälle – aller Art – und sie selbst an einem Ort gesammelt werden. Und zum Schutz der Menschen vor dem mitunter nicht ungefährlichen Wildlife wie fellow humans auch. Wer frei steht, ist auch vogelfrei für Überfälle – aller Art.
Im Kalahari Transfontier Park gibt es nicht allzu viele Wege, so dass man sich kaum verirren oder umher irren kann. Tatsächlich sind sie auch gut ausgeschildert. So geht’s denn auch straight ahead nach Nossob mitten im Park, immer an der Grenze zu Botswana entlang.
D.h., man hat quasi einen Game Drive unterwegs – und kann viele Tiere sehen und fotografieren. Und zu den unterschätzten Tieren zählen in jedem Fall die Vögel, für birder gibt es ein ebenso reichhaltiges wildlife.
Wir haben für die erste Übernachtung im Kalahari Transfontier Park die Campsite von Twee Rivieren bezogen; das ist so ein Art Sammlungspunkt für alle weiteren Exkursionen in den KTP. Am Nachbar gegenüber kann man lernen, dass auch zeitgenössische jüngere Südafrikaner nicht anders sind als andere Internet-Verkorkste in der Welt: Er sitzt in seinem Toyota, hat Motor und die Klimaanlage laufen und starrt hinter der Windschutzscheibe in das Display seines Smartphones…
Man ist umgeben von Hitze und rotem Sand, alles staubig und trocken. Mit anderen Worten: fantastisch! Abends umringen ein paar deutsche Jungs alkoholträchtig und lautstark ihren Braai-Grill, aber nachts ist dann alles ruhig. Twee Rivieren ist kein place to stay, sondern nur der Ort, von dem es aus weiter in die Kalahari reingeht.
Und dann schaut man weithin ins… Nichts. Ein sandfarbener Strich rundherum. Einmal um die eigene Längsachse gedreht, immer die gleiche Ansicht. Blauer Himmel bis zum Horizont, ab Blickmitte nach unten etwas khaki-ockerhaftes bis vor die eigenen Füße…
Willkommen in Verneukpan. Das Afrikaans-Wort „verneuk“ bedeutet so etwas wie „schummeln“ oder „täuschen“ und spielt auf die Mirage-artigen Luftspiegelungen in der 50 Kilometer langen und elf Kilometer breiten Salzpfanne an: Ein trocken gefallener See in der – relativen – Nähe des heutigen Brandvlei.
Racetrack & Speedfreaks
Verneukpan ist brettflach und diente früher und noch viel früher Geschwindigkeitsenthusiasten als Rennstrecke; Sir Malcolm Campbell versuchte sich dort in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts am Weltrekord für Landfahrtzeuge mit seinem Blue Bird. Aber auch andere tobten sich – und hauchten manchmal ihr Leben – dort aus. Ein kleines Monument zeugt davon.
Der Fish River Canyon gilt als einer der touristischen Höhepunkte in Namibia, auch bei den Reise-Anzeigen in der „ADAC-Motorwelt“ wird er genannt. Da wir nicht unbedingt gerne dort sind, wo sich andere auf den Füßen rumtrampeln, haben wir ihn bei unserem Namibia-Besuch im Januar bewusst ausgelassen. Andererseits haben in Südafrika teil-ansässige Freunde sehr von der Fish River Lodge am oberen Canyon-Rand geschwärmt…
Manche Orte muss man einfach gesehen haben; im Falle der Fish River Lodge zumindest für eine Übernachtung, denn dort kann man nicht campen und die Unterkunft ist so traumhaft schön wie alptraumhaft teuer. Was nicht nur am Aspekt der Profitmaximierung liegt, sondern auch an ihrer Abgelegen- und schweren Zugänglichkeit: Alles muss aufwändig über lange Pisten und gewundene Kilometer in Pick-up Trucks transportiert werden. Das hat, ähemm, den Vorteil, dass es kein Ort für Massen- oder Billigtourismus ist.
Von Okambara aus lässt sich die Distanz nicht in einem Rutsch fahren, also legen wir einen Übernachtungsstopp in der Kalahari Anib Lodge ein. Auf der nebenstehenden Karte lässt sich erkennen, dass wir dabei auf einer Neben-Piste durch die Kalahari-Wüste fahren, die als solche gerne bezeichnet wird, aber im Wesentlichen keine ist – sondern eher Halbwüste oder Trockensavanne. In der Wikipedia heißt es dazu:
Die Kalahari (auch Kgalagadi) ist eine Dornstrauchsavanne, teilweise auch Trockensavanne, wird aber gelegentlich wegen des vorherrschenden Sandes als Wüste bezeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalahari
Wenn man sich mit den geografischen Begriffen Voll- und Halbwüste, Dornstrauch- und Trockensavanne, Steppen etc. beschäftigt, wird man feststellen, dass auch unter Fachleuten die Begriffe uneinheitlich genutzt werden. Wann und wie und wo tatsächliche Wüsten beginnen, wann und wie und wo Savannen und Steppen – das versuche ich seit Wochen auch mit Hilfe von Fachbüchern herauszufinden…