Die Campsite der Soutpoort Guest Farm liegt westlich der Straße von Loxton nach Carnarvon inmitten von hoch aufragenden Dolerit-Felsblöcken. Mal was anderes, denn weite Teile der Karoo zeichnen sich dadurch aus, dass eine Windpumpe die einzige Erhebung bis zum Horizont ist.
Anweisungen, wie ich die Campsite von der Asphaltstraße aus finde, habe ich von der Farmerfamilienfrau erhalten. Kaum habe ich den Motor abgestellt, rumpelt sie schon im Bakkie heran: Die fröhliche Melissa ist blond & weißhäutig und gibt in ihrem weißen Kleid im Gegenwind die Marilyn Monroe. Es ist sehr böig, sie kichert und zieht ihren Rock beidhändig runter.
Im Untertitel des „Amphibiums“ heißt es ja „Reisen & Leben“, und tatsächlich interessiert mich das Alltags-Leben neben Asphalt- oder Schotterstraßen (Erinnerung: Schotterpisten sind in Südafrika reguläre Straßen, kein Off-Road). Deswegen plane ich meine Routen so, dass sie Backroads nutzen, die kleine Dorpies und Small Towns des Platteland miteinander verbinden. Wie fühlt es sich in den Karoo-Provinzorten an?
Mein Weg vom doch recht großen Beaufort West führt nach Aberdeen. Dort versuchen die Häuser der Weißen im Staub einen Anschein von Hübschheit und Ordnung zu bewahren. Viele Bed’n’Breakfast-Lokalitäten sehen geschlossen aus (ok, es ist Frühjahr, also Off-/Low-Season). Ein bisschen Verweilen ist schwierig, kaum fährt man langsamer, winkt schon ein bettelnder Bub. Der Chronistenpflicht halber: Schwarz natürlich. Dererlei zu dokumentieren, ist immer wieder unangenehm. Aber eben die Realität.
Den Karoo National Park durchfährt man im Wesentlichen auf zwei Rundkursen: Einer davon verläuft hälftig auf Asphalt bzw. Schotterpiste und ist sehr gut auch mit normalen Straßen-Pkw zu bewältigen. Zum Klipspringer Pass geht es sogar vollständig auf Teer rauf und runter. Unterwegs lädt eine zaunbewehrte Picknick-Site zur Pause ein, sowie ein paar unbefestigte Aussichtspunkte zur Meditation über die Weiten der Karoo. Es soll Löwen im Park geben, deswegen ist der Bereich von Campsite & Chalets sowie Rezeption & Restaurant von einem Elektrozaun umgeben.
Auch sollte man das Fahrzeug unterwegs niemals verlassen. Indes konnte ich keinerlei Löwen-Spuren entdecken, weder in Form von Fußabdrücken, noch Droppings noch Kadavern & Knochen von Beutetieren. Das mag man sich bestenfalls damit erklären, dass sich etwa ein Dutzend Löwen in dem Riesen-Park doch verlaufen; mithin die Chance, welche zu Gesicht zu bekommen, gering ist. Dafür herrscht an Zebras, Oryx-Antilopen und anderen Tieren kein Mangel.