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Namibia III/V: NamibRand Family Hideout

Der Weg ist das Ziel – dieser Spruch, zur Plattitüde verkommen, erweist sich als sinnträchtig, wenn man sich in Namibia vorwärts bewegt: „I will go anywhere, provided it be forward“, soll Afrikaforscher David Livingstone gesagt haben. Zwischen einzelnen Destinationen liegen viele, viele Kilometer auf mehr oder weniger guten Schotterpisten. Scheinbar nicht wenigen Reisenden gelten diese als zu überbrückende Notwendigkeiten, bevor man/frau zum nächsten Highlight bzw. Essen kommt. Einer der Gründe, warum wir beharrlich an der Warrior Diet festhalten, ist: Der ständige Zwang zum Essen fällt weg; sie gibt die Freiheit, sich vom Frühstück-Mittagessen-Abendmahl-Dikta(k)t zu lösen. Gottseidank, muss ich nicht ständig essen und die Welt nur als etwas wahrnehmen, wo es zum nächsten gedeckten Tisch geht.

So brettert die Touri-Fraktion, die vorwiegend mit weißen, gemieteten Hilux-Pickups samt Dachzelten unterwegs ist, an uns vorbei (mitunter alle Regeln des Gravelpad-Fahrens außer acht lassend), während wir mit maximal 60 bis 80 km/h den Weg das Ziel sein lassen. Es sind aktive Kilometer, Wahrnehmung und Betrachtung der umgebenden Landschaft in Bewegung. Turtle-Travel könnte man das Unterfangen auch nennen, passend zu unserem Logo der entspannten Schildkröte. So sitzen wir in unserem rollenden Ausguck und empfinden die Fahrt-Zeit als – Achtung, Achtsamkeit lässt grüßen – Da-Sein.

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Mit 60 Jahren fängt das Leben an – in Rooiklip und anderswo

Neben-Piste im Namib-Naukluft-Park gen Dünenkette an der Küste

Wer meint, ab dem 60. Lebensjahr liege nicht mehr viel vor einem, muss Glück haben und Hannelore Neuffer und ihren Partner Frans van Biljon von der Rooiklip Gästefarm kennenlernen: Hannelore hat vor vielen Jahren Namibia besucht, sich in das Land verliebt und im Alter von 60 Jahren und einem abgeschlossenen bürgerlichen Familien-Dasein noch einmal von vorne angefangen.

Sie kaufte sich vor wahrscheinlich rund/mehr als zehn Jahren die Rooiklip Guest Farm, zusammen mit Frans, Bure in siebter Generation, kurzbehost und tiefbraungebrannt, struppigen Eisgrauhaaren und wildem Bart und mit sonst nix an, aber vormittags in der Lapa das erste Bier vor der Nase. An der Bar geben René und Annegret Kaffee aus, als wir nach der Pistenfahrt vom Spreetshoogte Pass via dem nicht minder grandiosen Gamsberg Pass in Rooiklip ankommen; die Welt-Rucksackreisenden helfen Hannelore & Frans ein paar Wochen oder Monate auf der Farm.

Dies in einer schwierigen Zeit: Seit drei Jahren kein, gar kein Regen mehr, und im Gegensatz zur relativ reichen Okambara Elephant Lodge mit ihren Jagdtouristen haben Hannelore & Frans keine sonderlichen Reserven, um die Nutz- wie die Wildtiere durchzufüttern. Und niemals wird Hannelore es zulassen, dass auf eines ihrer Tiere geschossen wird. Aber jetzt stehen sie vor der unbarmherzigen Entscheidung, notzuschlachten. „Aber was ist Rooiklip ohne seine Tiere?“, ist Hannelore den Tränen nahe. „Linus“, das Bergzebra etwa, oder „Nr. 7“, eine Eseldame.

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Afrika für Anfänger: Namibia in a nutshell

Abgestorbener Baum im Deadvlei bei Sesriem
Abgestorbener Baum im Deadvlei bei Sesriem

Namibia beginnt mit einer Absage. Wir sind mit Freunden in deren Haus in Südafrika zum Jahreswechsel verabredet; diese entscheiden aber zugunsten einer Tour ins ehemalige deutschkaiserliche Kolonialgebiet mit ihren drei Töchtern um. Den Schwenk vollziehen wir spontan mit: Treffen am Silvesterabend in Sesriem steht nunmehr auf dem Plan.

Unser Flieger der Air Namibia (gutes vegetarisches Essen) landet nach einem schlafarmen Nachtflug in Windhoek, eine MTC-SIM-Karte ist noch am Flughafen schnell erworben, ein Fahrer der Mietwagenfirma holt uns ab und die Übergabe (in deutsch!) verläuft zügig. Ich bin kein Dogmatiker oder Fanatiker: Auch als eingeschworener Landrover- und Unimog-Fahrer freue ich mich auf die Erfahrung mit einem Toyota Hilux Double Cab-Camper mit Dachzelt. Und das im ersten Linksverkehr meines Lebens.

400 Kilometer Schotterpiste in einem Rutsch

Sofort zieht es uns auf die Schotterpiste. Auf der ist links fahren kein Problem, ist ja kaum ein Fahrzeug unterwegs. Schon eher links schalten, und der Blinker ist auch auf der verkehrten Seite: Daher betätigen wir mehrfach den Scheibenwischer, obwohl kein Regen in Sicht ist. Es gilt rund 400 Kilometer nach Sossusvlei vor dem Einbruch der Dunkelheit zwischen 18 und 19 Uhr zu bewältigen. Die geschobenen breiten Schotterstraßen gelten in Namibia nicht als Offroad, sondern als Standardstraße. Asphaltiert sind nur einige wenige wichtige Verbindungsstraßen in dem ehemaligen „Deutsch-Südwest“ von zweieinhalbfacher Fläche Deutschlands.

So heißt es denn auch: In Namibia berechnet man Strecken nicht in Kilometern, sondern in Stunden. Und dass eine Tagesetappe nicht mehr als 300-400 Kilometer umfassen sollte. Schneller als 60 bis maximal 80 km/h darf man auf den Pisten ohnehin nicht unterwegs sein. Wir merken bald: Wenn man den 90er Defender und vor allem den Unimog gewohnt ist, dann bewegt man sich in einem Toyota Hilux auf den Schotter- und Wellblechpisten mit dem Komfort einer Limousine.

Es wird sich weiter erweisen, dass die Zeit- und Streckenkalkulationen der Reiseführer auf den Durchschnittstouristen gemünzt sind. Das Amphibiums-Team, so wird offenbar, hat in den vergangenen sechs Jahren soviel „Skills“ im Fernreisen auf abgelegenen Pfaden erworben, dass wir schon am frühen Nachmittag völlig ungestresst nach einer begeisternden Berg- und Paßfahrt nahe Sossusvlei eintreffen.

Zeit für Bier & Gin auf der Campsite bei unseren Nachbarn; später dann die eigentliche Silvesterfeier in der Namib-Wüste bei lichtunverschmutztem Sternenhimmel und Braai-Grillen. Die Nacht in den 1. Januar 2019 hinein verbringen wir auf einer Matratze auf der Veranda einer Lodge des Desert Camps. Nächtliche rätselhafte Tierstimmen umgeben uns; und morgens werden wir ein paar Trittspuren um uns herum finden – Schalenabdrücke, keine Pfoten!

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