Eine Kontrolleuchte im Armaturenbrett flammt rot auf – und da fährt einem wieder einmal das ungute Gefühl durch die Glieder: Zu wenig (Luft-) Druck auf der Bremse, besagt sie, und das beim Abwärtsfahren mitten in der Stadt. Uns fährt ein Adrenalin-Stoß durch den Körper.
La Seu d’Urgell heißt der Ort, und wir fahren durch einen Kreisel in eine Seitenstraße und prüfen das Phänomen, landen wenige hundert Meter auf der Suche nach einer besseren Stelle direkt vor der örtlichen Polizei – wo man nicht parken, nicht wenden darf. Ein freundlicher Gesetzeshüter hat aber ein Einsehen, dass es sich um eine Panne handelt.
Mal wieder die Bremsflüssigkeit
Ein bisschen Bremsflüssigkeit ist aus dem größeren der beiden Behälter gesuppt, die rote Warnleuchte wieder erloschen, der Luftdruck wieder ok. Alles bestens also? Ich telefoniere mit unserem heimischen Unimog-Spezialisten, den die ausgetretene Bremsflüssigkeit bedenklich stimmt.
Zigmal sind wir in den vergangenen Tagen und Wochen endlose Bergserpentinen herauf- und herabgekurbelt – und ausgerechnet jetzt, während einer relativ leichten und lockeren Passage gibt es Schwierigkeiten mit den Bremsen? Weil ich kurz zuvor ein paar Kurven – testweise! – scharf angebremst hatte? Kann alles sein… wir beschließen erst einmal auf dem Campingplatz von La Seu d’Urgell zu übernachten; außerplanmäßig, öde, aber ruhig.
Ruhige Nacht in La Seu d’Urgell
Auf einem regulären Campingplatz ist unser Fahrzeug meist eine Attraktion, viele Menschen bleiben mit offenem Mund stehen. Der Ort hat eine relativ bedeutsame Kirche, ansonsten bleibt unklar, warum man zwischen Überlandstraße und wenig attraktiver Wohnsiedlung seinen Urlaub verbringen sollte. Manche, so scheint es, tun’s. Vielleicht liegt’s am großen Schwimmbad, in dem man die Kinder beschäftigen kann.
Wir indes wollen weiter, und nachdem wir den Schreck bis zum nächsten Morgen verdaut haben, tasten wir uns in Richtung Barcelona aus den Pyrenäen die Bergstraße herab. So richtig traue ich dem Bremssystem nicht – mehr noch als zuvor fahre ich vorausschauend, quasi gleitend, beinahe ohne zu bremsen, und wenn, dann überwiegend über die Motorbremse oder durch einen niedrigeren Gang als es eigentlich nötig wäre.
Alkohol und Kippen am Badestrand
Einen Kaffee in Esterri d’Aneu lassen wir uns nicht nehmen, bevor wir an den letzten Felsen, Flüssen und Bergseen vorbeifahren und uns dem lärmenden und hektischen Großraum von Barcelona nähern. Dort wollen wir – absichtsvoll – auf einem Campingplatz übernachten, damit wir das Fahrzeug sicher wissen, wenn wir die katalanische Hauptstadt erkunden. Weiterlesen