Schlagwort-Archive: Reisenomade

Abgesang Freiheit & Nomadentum, Teil IV (Gott)

Mensch wie Tier wie Pflanze sind auf unserem Planeten auf Sauerstoff und Nahrung angewiesen, die Sorge um diese Elemente engt grundlegend jede Freiheit ein – und daher könnte man die prähistorischen Jäger & Sammler als freieste Existenzform betrachten. Jäger & Sammler mussten zwar dem Wild hinterherziehen – aber ihr Nahrungsspektrum umfasste viele Ebenen, sie waren in der Lage, flexibel und beweglich auf sich ändernde Umstände zu reagieren, weil ihr geringer Besitz und die Konzentration auf die absolut notwendigsten Gegenstände sie sehr schnell und mobil machte.*

Bei manchen „Bushmen“-Gruppen in der südafrikanischen Kalahari wurde noch nicht einmal ein Zelt auf- und abgebaut, sie schliefen mit nichts als ihrem Lendenschurz bedeckt auf dem Boden. Nur will zu diesem Grad von Einfachheit und Eins-Sein mit der Natur heutzutage kaum jemand zurück, schon gar nicht die so genannten oder selbst erklärten digitalen bzw. Reise-Nomaden.

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Abgesang Freiheit & Nomadentum, Teil III (Geld)

Arbeiten, wo andere Urlaub machen bzw. dort arbeiten, wo es schönes Wetter, angenehme Menschen und gutes Essen gibt – das klingt schon mal gut, das ist bestimmt „Freiheit“ von hiesigen Zwängen genug. Es bleiben ja noch genügend.

Die „Pistenkuh“ etwa zieht es aus den entferntesten Gegenden immer wieder zur Familie nach Deutschland zurück – und zu den Allrad- und Abenteuer-Messen, auf denen sie sich und ihre Buch- und Filmprojekte vorstellen und vertreiben. Von Familie Koch (die durchaus kein Selbstverständnis als „digitaler Nomade“ pflegt) weiß man, dass die pekuniäre Grundlage ihres Freiheitsanspruches in harter Arbeit vor vielen Jahren und Aktiengeschäften liegt; das heißt aber auch, dass sie vom Auf und Ab der Börsenkurse teilweise abhängig sind. Und obendrein scheint es die aufwändig produzierten Reiseführer in Text, Stand- und Bewegtbild zu brauchen, um zusätzliches Geld in die Kasse zu bringen.

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Abgesang Freiheit & Nomadentum, Teil II (Besitz)

Das Coronavirus und die damit verbundenen Auflagen & Einschränkungen haben gezeigt, dass die mobile Freiheit unterwegs eine fragile ist. Frankreich, Spanien, Portugal oder Marokko – sie alle schickten die Reise- und Wohnmobilisten nach Hause, wer Geschick & Glück hatte, strandete in idyllischer Lage, wollte dann aber früher oder später doch „nach Hause“ – also nach Deutschland oder zumindest auf den europäischen Kontinent in gesichertere und überschaubarere Verhältnisse)…

Vor den Fährhafen stauten sich weiße wie bunte Wohnmobile und Expeditionsfahrzeuge gleichermaßen; viele hatten Pech und tauschten die mobile „Freiheit“ gegen tage- und wochenlanges Stehen am Straßenrand im Stau. Wer Glück hatte, kam noch auf den letzten Drücker „rüber“ – von Marokko nach Spanien und weiter nach Portugal. Wo es je nach Diskussionsbereitschaft der Polizei noch zeitweilig möglich war, sich gemütlich zwischenzulagern.

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Abgesang Freiheit & Nomadentum, Teil I (Wissenschaft)

Das sympathische Pistenkuh-Paar sieht den Betrachter von der Seitenleiste seiner Homepage an und strahlt: Seit soundso viel Tagen in Freiheit! Seit sie vor vielen Jahren angefangen haben, in einem LKW zu leben und zu reisen…

Im Laufe der vergangenen Jahre habe ich einige Menschen kennenlernen dürfen, die ihr Leben ganz und gar mobil verbringen, die dabei zumeist aus den üblichen Lohnerwerbszwängen von 9-to-5-Jobs ausgebrochen sind. Viele von ihnen arbeiten unterwegs, das Stichwort hierzu lautet nicht immer, aber häufig „digitaler Nomade“ – weil unterwegs arbeiten und Geld verdienen heutzutage mit einer immateriellen, online-basierten Dienstleistung möglich und machbar ist.

Dabei erfolgt ein romantisch verklärter & verklärender Rückgriff auf das historische Nomadentum – speziell auf dessen angenommene Freiheit in puncto Ortswechsel und Bewegung. Freilich: Mobil gearbeitet hat etwa der Zimmermann auf Wanderschaft seit jeher, aber selbstverständlich war er „auf Walz“ keineswegs frei. Er war an die Regeln seiner Zunft und daran gebunden, jemanden zu finden, der ihn engagiert und bezahlt – ob es ihm dort gefallen hat oder nicht.

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