Kaum von der Adventure Northside zurück, verbrachte ich ein Wochenende zwar nicht im hohen Norden, so aber im recht abgelegenen Hennef-Meisenbach – beim Trommel-Bau.
In diesem Örtchen, auf der Landkarte nicht unweit von Bonn, auch nicht unweit von Waldbröl (dem deutschen Plum Village-Ableger in Thich Nhat Han-Tradition, auch nicht unweit von Engelskirchen (früherer Geschäftssitz von Skinfit Deutschland zu unseren Ironblog-Zeiten), findet sich Maheo – ein Institut für Ganzheitliches Leben, das sich indianisch-schamanischen Riten widmet, und dabei…
- M-enschen
- A-rbeit an und mit sich selbst
- H-eilung
- E-rkenntnis
- O-rientierung
… – so die Initialen. Mir ging es freilich um etwas weniger spirituelles (auch wenn es einen Zusammenhang gibt), sondern darum… eine Trommel zu bauen.
Orientierung ohne zu sehen – beim „Drum Walk“
Beim Medizinradtreffen war getrommelt (und gesungen) worden, aber besonders inspiriert worden war ich durch den “Drumwalk”, den wir bei einem der Wildnis-Wochenenden im Coyote Mentoring kennen gelernt hatten.
Dabei hatten wir uns nur nach dem Klang von Trommel-Schlägen alle halbe Minute im Wald orientiert – bei geschlossenen Augen; und hatten dabei viel über Körper-Wahrnehmung gelernt – dass man einen Baum, der einem im Weg steht, tatsächlich spüren… eine Art Aura wahrnehmen kann…
Geister im Untergrund
Das wollte ich gerne in meine Arbeit im Krav Maga Center integrieren (wie so manches aus der Wildnispädagogik; speziell die Wahrnehmungsübungen). Also ging es bei der Trommel erst mal nicht um Musik, aber ich habe natürlich gedacht: Ich bin zwar nicht musikalisch – aber trommeln geht immer!
Mit dem Grünimog fuhr ich nach Meisenbach über eine schnörkelige Landstraße, suchte in dem engen Örtchen einen Stand-=Schlafplatz nahe des Maheo-Hauses – und fand die einzige genügend große und flache Stelle nahe den Abluft-Schächten der Kanalisation. Was nächtens für regelmäßige rauschende und rülpsende, geradezu gespenstische Geräusche sorgte, die mich aus dem Schlaf aufschrecken ließen.
Es regnete, und so begannen wir fünf Workshop-Teilnehmer samstags den Trommel-Bau in einer zum Werk-Raum umgebauten Garage. Unser Anleiter Uli hatte fertig geleimte Ringe aus Ulmen-Holz mitgebracht – hätten wir das selbst gemacht, hätte es zu lange gedauert, erklärte er uns, bis sie getrocknet wären.
Tatsächlich dachte ich in dem Moment: Was bleibt uns dann denn noch zu tun?
Es blieb noch viel.
Die Holz-Ringe aus zwölf Segmenten am oberen Rand in ca. 45 Grad abzuraspeln und zu feilen, dann den unteren, so dass die Trommel angenehm in der Hand liegt… dann den Ring mehrfach in Schellack tauchen und (über Nacht) trocknen lassen… den oberen Rand anschließend etwas mit Bienenwachs einreiben… das sehr feste, zähe, widerständige Hirsch-Fell auszuschneiden, es zu säubern, Haare und Unebenheiten zu entfernen und 32 Löcher in regelmäßigen Abständen mit einem Beitel nur einen Zentimeter entfernt vom Rand zu stanzen.
Aus sechs Metern Hanfkordel das Herz zu flechten, nahm Stunden in der warmen Wohnstube der Maheo-Leute Wilhelm und Gisela in Anspruch. Dann aus weiteren zehn Metern Paketschnur die Querstrippen vom Herz zu den Löchern im äußeren Rand zu ziehen – immer sorgfältig rechnend, dass auch die Menge der Strippen zu der der Löcher passt – noch einmal so viel. Die Tier-Haut war noch nass, so konnten wir an Ort und Stelle nicht den Klang prüfen. Auch bekamen wir den Auftrag, in den kommenden beiden Wochen jeden Tag die Strippen nachzuspannen…
Jagd mit der (Foto-) Falle
Vor dem Trommelbau-Wochenende hatte ich zwei Einsiedler-Tage an meinem Lieblings-See im Vogelsberg verbracht – mutterseelenallein, nur begleitet von meinen neuen Freunden in Fauna und Flora: Eichelhäher und Krähen in der Luft und den Baumwipfeln, und – Wasserzeiger! – Silber-Weiden, Zitter-Pappeln, und Schwarz-Erlen rund ums Ufer des Sees.
Gemäß des Coyote-Mentorings ging ich frühmorgens und abends in der Dämmerung raus, um ein Sitzplatzprotokoll zu schreiben – und erlebte den Mond, wie er durch ein Wolkenloch brach und silbriges Licht auf die Wasseroberfläche warf… und eine Eule, die in der Morgendämmerung auf ihrem Jagdflug in Augenhöhe quer an mir vorbeiflog, eine geräuschlose Wenung hinlegte und noch einmal durch mein Blickfeld glitt…
Und das, als ich gerade die „Eulen-Augen“ und „Reh-Ohren“ übte!
Rund um den See gab es deutliche Spuren des oder der Biber, denen wir schon im Frühjahr nachgegangen waren. Diesmal hatte ich eine Foto-Falle dabei, die ich in der Nähe von Fraßspuren des Bibers an Bäumen positionierte und über Nacht an einem Bäumchen hängen ließ.
Sie erfasste tatsächlich – ein Mäuschen! (Aber keinen Biber).