In Montgarri fand eine Art Renaissance statt. Am Ende des oberen Val d’Aran, dem Naut Aran, gibt es ein refugio (also eine Schutzhütte) und eine alte Kirche. Man spricht hier katalanisch, was in meinen Ohren sich ein bisschen wie portugiesisch anhört – aber so viele Portugiesen können sich ja nicht in den Pyrenäen herumtreiben, und außerdem ist die galizische Sprache (also gallego) dem portugiesischen nahe, und nicht catalan.
Die Anlage in Montgarri wird von den Amics de Montgarri verwaltet, einer Gruppe von älteren und jungen Menschen, nicht wenige davon in lockerem Dreadlock-Outfit und gleichermaßen sportiv. Eine beeindruckende Truppe, wie sie da am Ende eines langen Trails das refugio bewirtschaftet und sich ebenso dem Hiking, Climbing und Trailrunning verschrieben hat. Und selten habe ich eine so erlesene und wohlausgeglichene, in sich stimmige Musikauswahl verschiedener Stile und Zeiten aus Kneipenräumen tönen hören…
Gewitter im Gebirge
Der Grünimog stand nahe des rauschenden Gebirgsbaches, die Tagesgäste verließen gegen Abend den beschaulichen Ort. In der Nacht erlebten wir das fantastischste Gewitter unseres Lebens – in mehreren Wellen kam erst leichter, dann starker Regen, dann Wind und dann Wetterleuchten und Blitze, dass es hell wurde im Schlafgemach auf vier Rädern. Und sogar hell hinter den geschlossenen Augenlidern… Immer wenn es still und ruhig wurde und wir dachten, es wäre vorbei, holte es anscheinend nur Luft und blies dann um so kräftiger weiter.
Am Morgen war die Rückwand des Unimog feucht, die Matratze nass; auch zum Dachfenster vorne am Alkoven suppte es herein. Die Nähte der aus Holz gefertigten Wohnkabine des Grünimog hatten der Urgewalt nicht standgehalten…
Unerwarteter Ultratrail
Dennoch schliefen wir aus – und stellten zu unserer Überraschung fest, dass vor dem refugio ein Versorgungszelt aufgebaut war, wie wir es von der Teilnahme an Ironman-Triathlon-Wettbewerben kennen. Tatsächlich lief seit dem Morgengrauen ein Trailrunning-Wettbewerb – der Ultratrail Naut Aran, über 20, 50 und 85 Kilometer bei atemberaubenden 5200 Höhenmetern!
Wir konnten noch vier Teilnehmer wahrnehmen, bevor offensichtlich das Zeitlimit für die Versorgungsstation Montgarri erreicht war und das Zelt und der Tisch mit Powerfood und -drinks abgebaut wurde. Aber wir waren angefixt!
Triathlon betreiben wir nicht mehr wegen Zeitmangels (wobei eigentlich immer noch die Halbdistanz beim Israman auf unserem Plan steht), und weil uns das vielstündige Training mit dem Rennrad auf Asphaltstraßen zu gefährlich geworden ist. Aber reine Schwimmprojekte wie von Insel-zu-Insel-schwimmen, Kykladen oder Oman etwa, mit Swimtrek stehen noch auf unserer Wunschliste – und weil Trailrunning eben das Laufen wie intensiv-in-der-Natur-sein verbindet und fern von Straßen geschieht, dieses eben auch.
Wenn man auf Reisen ist, sind Schwimmen und Laufen ideale Begleit- und Fitness-Sportarten – man braucht nur wenig und letztlich simple Ausrüstung; und findet häufig in der Umgebung entsprechende Möglichkeiten. Trailrunning – das bedeutet ja häufig eine Mischung zwischen Rennen, Powerwalk und Krabbeln oder Klettern, und viele Trailrunner haben Trekkingstöcke und Laufrucksäcke mit Verpflegung, First Aid & Survival Kit etc. dabei… passt zum Motto des Amphibiums, sich zu Land, in der Luft und zu Wasser zu bewegen.
Nachmittags haben wir prompt einen kleinen Querfeldeinlauf in der Umgebung gestartet – fünf bis sechs Kilometer nur, aber Spaß hat es gemacht; möglicherweise eben die Renaissance des Ausdauersports bei uns. Vor einigen Jahren haben wir in Lanzarote das Sea-Air-Land-Camp veranstaltet – eine Mischung aus Krav Maga, Meditation & Mentaltraining, Schwimmen und Laufen. Wie wäre es mit einem Sea-Air-Land-Camp 2.0, das den archaischen Charakter der ersten Version um Trailrunning und Coyote Mentoring ergänzt?