Doppel-Regenbogen nahe des Öskjuvatn.
Der Öskjuvatn (vatn = See) liegt im Askja-Gebiet besteht er quasi aus zweien: Einem großen klaren, kalten, und einem kleinen, weißlich-trüben, warmen, in dem manch Besucher badet. Die Geothermie Islands sorgt für viele “Hot Pots”, große wie kleine, natürlich belassene oder in Schwimmbäder integrierte, die der minimalistisch Reisende zur gelegentlichen Ganzkörperwaschung nutzen kann.
Hier im Hochland erwartet einen ein Farbspiel der Steine und Gesteine und der Regenbogen. Das Wetter kann sich jederzeit ändern, das erfahren wir in diesen Stunden nur zu deutlich: Wir laufen im Sonnenschein zur Erkundung des Gebietes los – und kommen in Nebel und Regen zurück zu unseren Fahrzeugen.
Wie vorstehend zu sehen, werden wir beim unvermittelt einsetzenden Regen mit gleich zwei Regenbögen belohnt, dann wird es düster und nass – in Island ist man gut beraten, bei jedem auch noch so kurzen Ausflug wetterfeste Klamotten nebst Energieriegel und heißem Tee in einen Tagesrucksack zu packen, selbst wenn beim Start die Sonne strahlt und kaum oder keine Wolken in Sicht sind.
Rückweg vom Öskjuvatn bei Regen, Wind und Nebel.
André und Anne von Eine Welt Reisen erzählen uns an dieser – wie an vielen anderen Orten, die wir besuchen, einiges zu Geologie und Geomorphologie Islands. #der Einfachheit halber sei daher an Wikipedia verwiesen…
Von der Campsite nahe des Askja-Sees aus brechen wir zu einem morgendlichen Spaziergang in die “Dreidrachenschlucht” auf – der Name rührt daher, dass Lava-Felsen an ihren Spitzen so bizarr geformt sind, dass sie an Drachen erinnern. Wenn nicht die Felsen selbst, dann der Schatten, den die Sonne aus Osten wirft, so dass man dieses Erlebnis eben nur einmal am Tag wahrnehmen kann.
Außerdem erwartet einen am Ende der kurzen Schlucht ein Wasserfall – wenn er der erste einer Island-Tour ist, wirkt er eindrucksvoll, aber später wird er nur “one of those fucking waterfalls” sein. Da warten ganz andere Kaliber auf den Besucher.
Zurück an der Campsite haben schon viele Besucher ihre Zelte abgebrochen. Die Campsites bestehen in der Regel aus einer freien, halbwegs flachen Fläche, mit rustikalen WC- und Wasch-, sowie Koch- und Übernachtungsmöglichkeiten im Mehrbettraum. In etwa wie Hütten beim Wandern auf alpinen Fernwegen.
Tatsächlich nächtigen die meisten, denen wir begegnen, in diesen Hütten oder im Boden- oder Dachzelt – je nachdem, ob sie zu Fuß, per Fahrrad oder Geländewagen unterwegs sind. Wo wir mit unseren Gelände-Lkws auftauchen, sind wir Exoten und werden wie ebensolche neugierig betrachtet und fotografiert. So fühlt sich das also an, wenn man ungefragt als Fotomoptiv vor die Linse genommen wird…
Wir setzen die Fahrt durch endlose Lavafelder fort, in engen Windungen schlängelt sich die Piste – Warnschilder weisen darauf hin, dass diese (wie viele andere an anderen Orten Islands) nur mit echten 4×4-Fahrzeugen befahren werden darf, nicht mit SUV, schon gar nicht mit Pkw (egal, ob mit oder ohne Vierradantrieb).
Die Spitzengeschwindigkeit liegt häufig bei zehn Stundenkilometern, auf den Rüttel- bzw. Wellblechpisten muss es schneller sein, damit das schwere Fahrzeug von Wellenkamm zu Wellenkamm “fliegt”… dem wiederum liegen aber Schlagloch um Schlagloch, manches auch für einen Militär-Unimogreifen groß, im Wege.
Beate und Oliver am Skjalkandaflöt-Fluss.
Überraschung schließlich: An einer Brücke über den Fluss Skjalfandafljöt gibt es eine Parkbucht; dort – endlich – ist eine einsame Übernachtung fern von regulierten Campsites möglich. Der Fluss rauscht uns nach der Tremortortour in den Schlaf.
(Auf dem Rückweg wird uns auf der Fähre ein Belgier erzählen, dass unweit unserer Übernachtungsstelle ein natürlicher “Hot Pot” liegt, in dem er und sein Begleiter gebadet haben… diese Chance haben wir verpasst, so kommt’s eben beim spontanen Stehen-Bleiben.)
Heute haben wir die enervierende Rüttelfahrt durch die bizarren Lava-Landschaften fortgesetzt. Es geht in Richtung Landmannalaugar, auf dem Weg dahin erklimmen wir einen steilen Anstieg, haben dafür einen fantastischen Überblick über die Szenerie. Landmannalaugar ist populär unter Hochlandreisenden, dort findet sich eine kleine Zelt-Stadt. Sie ist der Ausgangspunkt für viele Wanderwege, darunter solche mit Mehrtagescharakter.
Erstaunlich viele Leute sind zu Fuß unterwegs (diese lassen sich häufig per Anhalter mitnehmen, um die Zwischendistanzen zu überwinden), einige per Fahrrad (denen unsere Hochachtung gilt – denn die Strecken pedalierenderweise bei Wind und Wetter unter die Räder zu nehmen, auf denen uns der Sechszylinder-Diesel voranbringt, gebührt mehr als Respekt). Der Wandernde findet eine kleine, einfache Infrastruktur-Station vor, mit Koch-/Essgelegenheit, Infocenter, Toiletten und die Mountain Mall (bestehend aus einem umgebauten alten Bus). Außerdem reizt in Landmannlaugar besonders die heiße Quelle am Rande des Zeltlagers, die viele – so auch manche unserer Reisegruppe – zum Baden nutzen. Ringsherum sieht man an verschiedenen Stellen Dampfschwaden aus den umliegenden Hügeln und Bergen aufsteigen.
Ich habe derweil mit dem Unimog zu tun. Schon nach wenigen Tagen hat sich mehr lose- und weggerüttelt als während aller Marokko-Touren. Auf der Schadensliste oben steht der Überlaufbehälter fürs Kühlmittel, der nur noch an den Schläuchen baumelt – die Schrauben, mit denen er über einen Träger am Motor befestigt ist, sind weg. Ich befestige ihn erstmal mangels passender Ersatzschraubern samt –Muttern mit Kabelbindern.
Die Bremskontrolleuchte signalisiert schon länger ab und zu ein Problem, allerdings sind die Bremsbeläge erst zuletzt im Oktober in Marokko gewechselt worden – kann also kein ernsthafter Defekt sein, vielleicht einfach nur Dreck auf den Bremsbelägen…
Der Tacho zeigt manchmal die Geschwindigkeit an, manchmal nicht – da hat die Welle wohl irgendeinen Schlag abbekommen. Na ja, das Tempo ist sowieso das, was man fahren kann, und Tempolimits liefert die Piste, nicht ein Verkehrsschild. Außerdem zeigt die GPS-Navigation auf Garmin GPSmap 64 st und iPad Galileo Navi-App die Geschwindigkeit an.
Panzerband und Kabelbinder
Apropos GPS: Der GPS-Repeater auf dem Schnorchel (der das GPS-Signal draußen auffängt und verstärkt ins Fahrerhaus strahlt, damit dort besserer Empfang ist) wird nur von einem schwächlichen Magneten gehalten – und der hat die Rüttelei auch nicht überstanden. Mit Panzerband klebe ich den Repeater auf dem Schnorchel fest.
(Anmerkung: Am allermeisten braucht man bei einem 30 Jahre alten Unimog Panzerband und Kabelbinder – unbedingt in großen Mengen dabei haben!)
Schließlich: Die Steckverbindung zwischen LED-Leuchten (die für Fern- und Arbeitslicht nach vorne sorgen) und Stromkabel ist abgerissen – wir klemmen sie kurzerhand ab, um einem Kurzschluss zuvorzukommen.