Weinprobe fürs französische Fernsehen

PICT_20170108_112546 (1)

Kathedrale in Silves.

Ein Sonntag. Wie kein anderer. Wie kein anderer Tag zuvor in den vergangenen drei Wochen. Nach den vielen Strand-Tagen und –Nächten trieb es uns gestern ins Hinterland, nach Silves, in dem mit dem maurischen Kastell aus dem 12./13. Jahrhundert ein portugiesisches Nationalmonument zu finden ist. Erbaut und genutzt von den Eroberern der Almoraviden und Almohaden von der anderen Seite des Atlantiks, Richtung Afrika.

Zweimal waren wir in Marokko mit dem Unimog gewesen, und hatten dort von den Stämmen südlich des Atlas gelesen, die es im 12. Jahrhundert aus der sandig-staubigen-felsigen Wüstenei auf die iberische Halbinsel zog, gierig nach Grün und Wasser und Verbreitung des einzig wahren Glaubens (und ihrer jeweiligen Auslegung davon): Almoraviden und Almohaden, gefolgt von einer dritten Welle harter Beduinen-Krieger (deren Name ich vergessen habe): Die ersteren verweichlichten im angenehmen südiberischen Lebensstil und wurden von den zweiteren verdrängt, die ebenso ihre Toughness verloren und von den dritten überwunden wurden…´(na ja, die Geschichte ist insgesamt komplizierter, deswegen die Verweise auf die Wikipedia).

Kastell und Kathedrale in Silves

Wir nutzen einen der drei (!) Wohnmobil-Stellplätze in Silves, prall gefüllt mit weißen Plastik-Wohnmobilen, dicht Seite an Seite auf Schotter geparkt, mit sorgfältig ausgerichteter Satellitenschüssel. Nicht unser Stil, aber manchmal muss das sein; zur Ver- und Entsorgung, und richtig duschen ist auch schön.

 

Film zu Silves…hier klicken!

Im Kastell neben der Kathedrale – kurz wohnten wir der sonntäglichen katholischen Messe bei – fand sich ein überraschend hübsches Café-Bar-Restaurant, in dem wir die warme Sonne genossen und schlenderten anschließend durch Straßen und Gassen, die üblicherweise mit dem Attribut “pittoresk” versehen werden. Über unseren Köpfen kreisten Dutzende (!) Störche, segelten knapp über die Häuserdächer und klapperten nach Landung in einem der zahllosen Nester mit den Schnäbeln (scheinbar überwintern alle Störche in Silves).

Google weiß alles (und zeigt es einem auch gnadenlos in Google Now), aber nicht immer und überall. So war der Datenkrake der Meinung, die nahe gelegene Quinta do Frances Winery hätte sonntags offen – als wir dort ankamen, erwies sich das als Fehlinformation: Das gilt nur für den Sommer. Das Weingut hat im Winter geschlossen. Yeah! Google macht Fehler, es besteht Grund zur Hoffnung, der Matrix gelegentlich zu entkommen…

IMG_20170108_143436

Aber das Universum war mit uns: Da ein französisches Filmteam für einen Beitrag eines TV-Reisejournales drehen und dabei eine Szene aufnehmen wollte, in der eine Weinprobe dargestellt wurde, überredeten sie uns, als Statisten zu dienen. Somit kamen wir zu einer vergnüglichen Runde, zwei Kartons Rot- und Rosewein und einem Auftritt irgendwann im französischen Fernsehen… Und das in unseren schlampigen Unimog-Klamotten.

Auf der Weiterfahrt erwarben wir an einem Straßen-Stand Obst und Gemüse und stellten den Unimog östlich von Amacao de Pera in die Dünen. Seit Beginn der Reise wurde unser Fahrzeug zahllose Male mit einem “Thumbs up”-Geste begrüßt, aber ein Jeepfahrer und Offroad-Begeisterter, der neben uns hielt, überschlug sich regelrecht vor Begeisterung und mochte sich kaum mehr von dem 4×4-Lkw lösen. Er gab uns ein paar Tipps, speziell zu einem schönen Strand, zu dem wir mit dem Unimog hinabklettern könnten… (den werden wir morgen besuchen).

Lieber Alentejo als Armacao de Pera und Albufeira

Die Gegend um Armacao de Pera, hin zu Albufeira, ist vielleicht mit der spanischen Costa Brava oder Costa del Sol nicht zu vergleichen, aber wenn man von Alentejo und Südwestalgarve kommt, doch ziemlich touristisch, voll, laut. Sangria-im-Eimer-saufen gibt’s hier wohl nicht, aber wenn es auf einer Tourismus-Site über den Ort heißt…

Armação de Pêra ist ein sehr lebhafter Urlaubsort mit einer Vielzahl an Geschäften, Restaurants und Bars, von denen viele an der belebten Promenade liegen, die den Strand säumt. Da viele davon bis spät in die Nacht geöffnet sind, ist dies auch ein beliebter Ort, um abends auszugehen.

… und einen Blick auf die Hoteltürme und Bettenburgen westlich wirft, dann kann man sich einen Reim drauf machen. So was ertrage ich nur an zwei Orten in der Welt: Tel Aviv und Eilat.

Wir sind nach Osten in die Dünen ausgewichen, stehen mit ein paar wenigen Wohnmobilen im Sand hinter großen Büschen. Die GNR lässt einen hier angeblich in Ruhe, wenn man nicht so aussieht, als wolle man Pfeiler in den Boden rammen. Ich hege sogar die Vermutung, dass bei der allerorten anzutreffenden Unimog-Begeisterung GNR-Gendarme mit ihren Nissan Patrol-Geländewagen uns eher in eine Fachsimpelei verwickeln würden…