Zeitraubender Reise-Alltag

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Grünimog auf Campingplatz in Leonidio

Das Tropfen des Getriebeöls aus der Manschette am Schubrohr des Grünimogs erweist sich morgens als vernachlässigbare Größe. Es bereitet dennoch Sorgen, indes: Die Mückenplage während der Nacht war ernster zu nehmen. Nach einer weiteren Nacht mit kaum Schlaf kommt ein Mittel der Wildnispädagogik zum Einsatz.

Räuchern. Das so genannte smudging ist ein Ritual des Reinigens von bösen Geistern und dem Staub der Landstraße – und wir haben es auf dieser Tour bislang sträflich vernachlässigt. Vielleicht ist das der Grund für die Natur-Attacke?

Salbei & Beifuss vs. Moskitos

Salbei und Beifuß dienten schon bei indianischen Völkern dem (Aus-)Räuchern, und so entzünden wir die Kräuter in einer handtellergroßen Muschel, die zu diesem Zweck im Outdoor-Rucksack lagert. Die Schale mit dem glimmenden Kraut und den Rauchschwaden wird über Kopf und Körper, dann in alle Ecken und Winkel, Schubladen und Schapps des Wohnkoffers geführt.

Da alle Eindringstellen des Aufbaus eigentlich verschlossen und abgedichtet sein müssten, ist anzunehmen, dass die Plagegeister sich irgendwo eingenistet haben. Der Rauch vertreibt sie effektiver – egal, ob auf spiritueller oder stinkender Basis – aus ihren Schlupflöchern als es jedes Fuchteln und Wedeln vermag. Und tatsächlich: Nur eine entkommt und wird nächtens finalisiert.

Mobiles Leben bzw. Reisen ist kein Urlaub

Reinigen und säubern gehören jenseits vom Räuchern zum Alltag des Lebens & Reisens in einem Wohnmobil. Die Wohnkabine ist ein Haushalt, in dem kein Hotelpersonal einkaufen, kochen, abspülen, putzen etc. übernimmt. Reisen im Fernreisemobil ist kein Urlaub. Bedingt durch das stetige Hinein- und Hinausklettern aus dem Wohnkoffer ist der Staub- und Schmutz-Eintrag beträchtlich.

Bedingt durch unsere multisportlichen Aktivitäten wie Wandern, Trailrun, Schwimmen, Mountainbiken und Kayaken quellen die Ablage- und Stauflächen des Unimogs von spezifischer Ausrüstung und Kleidung über. Auch das muss gewaschen und getrocknet, gereinigt und gepflegt werden. Ausgepackt und wieder verstaut.

Campingplatz als Ver- und Entsorgungsstation

Stichwort Einkauf: Die Montague-Klapp-Mountainbikes dienen Spiel, Sport und Spaß, aber auch der Umgebungs-Erkundung und – ganz nüchtern – dem Einkauf, wenn der Unimog fern eines Dorfladens geparkt steht. So auch jetzt: Der Campingplatz, auf dem wir ausnahmsweise residieren, liegt ein paar Kilometer am Strand außerhalb Leonidios.

Mancher Standplatz wird aus pragmatischen Gründen angefahren: Dass der Frischwassertank aufgefüllt werden muss, ist der wichtigste für das Ansteuern eines Campingplatzes. Eine richtige, lang anhaltende Dusche ein anderer – vor allem, wenn man bei kühler Witterung die Außendusche nicht nutzen mag. Oder wenn die Öffentlichkeit in moralisch konservativeren Regionen Nacktheit nicht gutiert.

MTBs im Hochregallager

Leonidio bietet einen sehr schönen Campingplatz (camping-semeli.gr) mit sehr netten Besitzern. Wir leben dort drei Tage fast so ruhig und alleine – in der Vorsaison – wie beim wilden Campen. Also perfekt für Versorgungsmaßnahmen. Oder, um Schmutzwasser legal loszuwerden.

Die MTBs vom Heckgepäckträger zu nehmen, ist nicht so einfach, weil Unimog-höhenbedingt, sie schwer zu erreichen, herabzureichen und später wieder hinaufzustellen, zu verzurren und zu verpacken sind. Im Hochregallager ginge es ähnlich zu. Dieses Prozedere muss sich lohnen.

Kaffee nach Einkauf per MTB

Wir radeln zwecks Einkauf nach Leonidio, das von kleinen Gassen und Winkel, Läden und Lädchen nur so strotzt – und von Infrastruktur für Sportkletterer, die sich an den umgebenden Felswänden austoben. Dafür ist Leonidio – relativ – bekannt. Unsere temporären Nachbarn auf dem Campingplatz sind alle wegen des Kletterns da.

Tags darauf eine weitere Aus- bzw. Einpackorgie: Unser Falt-Schlauch-Kayak lagert in zwei Säcken im Stauraum, hinter den Bundeswehrkisten mit Werkzeug und Ersatzteilen sowie Klapp-Grill bzw. Kleinholz plus Hilfsmitteln fürs Lagerfeuer. Alles muss raus!

Raus – rein, rein – raus

Das Zweier-Kayak ist einigermaßen hochseefest (was seine Besatzung nicht ist), so paddeln wir die Küste gen Norden hoch und zurück. Der Spaß hat seinen Preis: Das Kayak sollte besser von Salzwasser gereinigt und getrocknet werden, bevor es wieder verstaut wird. Also abspülen und über Nacht am Unimog gelehnt trocken lassen. Und danach: Alles wieder rein!

(Wegen der Höhe des Unimogs wiederum mit einem Geklettere auf der Trittleiter und Gezerre in den Untiefen des Stauraums verbunden).

Alltagsthema: Was rumliegt, liegt im Weg

Die MTBs bzw. das Kayak zum Einsatz zu bringen, muss sich also lohnen. Die “Rüstzeit* ist beträchtlich. Auch haushaltsübliche Verrichtungen ziehen wegen Kompaktheit und Enge des Fahrzeugs (nichts rumliegen lassen, sondern aus- und nach Gebrauch wieder einpacken) oder der vorhandenen oder nicht vorhandenen Infrastruktur häufig einen größeren Zeit-, Planungs- und Organisationsaufwand als im stationären Heim nach sich.

Mobiles Leben und Reisen ist nicht einfach Urlaub.