Mit der Nutria auf Tuchfühlung: Auf der Lahn erleben wir das das semiaquatische Tier völlig entspannt aus vielleicht zwei Metern Entfernung – ruhig sind wir mit unserem Kayak herangepaddelt. Die, wie sie manchmal auch genannt wird, Biberratte, sollte nicht mit der Bisamratte verwechselt werden, die übrigens keine Ratte ist, sondern zu den Wühlmäusen gehört, allerdings eine ziemlich große.
Die Bisamratte ist kleiner wie die Nutria, die wiederum kleiner wie der Biber. Um die Verwirrung komplett zu machen, wird die Nutria auch Sumpf- oder Schweifbiber genannt, ist aber keiner.
Schwimmer & Taucher
Klar also, dass die drei vorzüglichen Schwimmer & Taucher so manches gemeinsam haben und recht leicht verwechselt werden können – und doch deutliche Unterschiede aufweisen. Schwimmhäute versus Schwimmborsten, schlängelnde Schwänze versus Kelle – wie man die Tiere unterscheidet, mag in der Wikipedia oder einem Tierlexikon nachschlagen.
Eins sei aber verraten: Die Nutria mümmelt ihr Futter mit deutlich orangenen Vorderzähnen.
Mittendrin statt nur dabei
Und ein weiteres wird offensichtlich: Vom Land aus würden wir die Nutria beim geschickten Handhaben der Futterpflanze kaum wahrgenommen haben. Auch die beiden Nachwuchs-Nutrias nicht, die das Ufer ganz nah an der Wasserlinie entlang hoppelten.
Solcherlei sieht man nur vom Wasser aus, auf Augenhöhe quasi. Diesen Blickwinkel ermöglicht ein Boot, vorzugsweise ein Kayak, wahlweise Kanu (Kanadier) oder Paddleboard (SUP). Nicht umsonst ist das Motto dieses Blogs „Land – Wasser – Luft“ und unsere Vorstellung, in diesen Sphären zu reisen und zu leben.
Kayak als Faltboot
Um nach längerem heimischen Land-Aufenthalt dem Wasser wieder näher zu sein, haben wir am Donnerstag vorübergehend Stellung auf dem Lahntours-Campingplatz in Runkel bezogen. Die Lahn fließt ja ruhig und langsam genug, um auch gegen die Strömung in Richtung Weilburg hochzupaddeln. Für uns jedenfalls machbar.
Mit einem Kayak ist man näher dran. Gegebenenfalls schnell, gegebenenfalls leise. Damit es an Bord unseres Reisefahrzeugs, einen 435er Unimog, passt, haben wir uns für ein Faltboot entschieden. Zusammengelegt und gepackt in zwei Tragetaschen, passt es in einen der Stauräume und ist – wir üben noch – in 30 Minuten aufgebaut (Routiniers schaffen das angeblich schneller).
Leichtes Kayak – gutes Boot
Dazu wird die robuste Außenhaut ausgelegt, zwei Dollbord- und eine Kielstange eingeschoben, dann die Spanten eingerastet. Als nächstes werden zweimal zwei Luftschläuche, die für Stabilität entlang der Außenhaut sorgen, aufgepumpt. Schließlich werden die beiden Sitze samt Rückenlehnen befestigt, sowie das Verdeck drübergezogen und mit Klettbändern befestigt. Zwei Spritzdecken, wenn nötig, gibt’s auch noch dazu.
Das Kayak lässt sich recht flott antreiben, verfügt über einen ruhigen Geradeauslauf und sowohl eine gute Kippstabilität wie auch Manövrierfähigkeit. Als Wanderkajak für Flüsse und Seen konzipiert, haben wir uns immerhin in einen isländischen Fjord bei rauer Witterung gewagt (und das überstanden); moderatere Küsten wie die in Portugals Algarve und Griechenlands Peloponnes waren somit gut zu bepaddeln.
Mangelnde Verarbeitungsqualität
Wie auf der Seite Fortbewegungsmittel ersichtlich, handelt es sich um ein Pakboats Puffin Saranac. Leider ist dabei nicht alles eitel Freude und Sonnenschein. Die Verarbeitungsqualität des Bootes und seiner Einzelteile lässt arg zu wünschen übrig – so sehr, dass einem der Spaß daran schon etwas vergällt wird.
Zuerst wies einer der Luftschläuche ein winziges, kaum zu identifizierendes Leck auf, das auch mit einem Spezialkleber nicht zu dichten war. Dann riss die Umrandung des Verdecks – das nicht zum Lieferumfang des mehr als 2.000 Euro teuren Bootes gehörte und extra bestellt & bezahlt werden musste – an den Sitzen auf.
(Großes Lob: Sowohl Luftschlauch wie Verdeck wurden vom deutschen Händler, bei dem wir das Saranac erworben hatten, problemlos, unbürokratisch und schnell ausgetauscht.)
Freilich haben wir während unseres Ausflugs an die Lahn weitere Defekte festgestellt: Die Halterung eines der Skegs ist eingerissen, an einer Stelle des Dollbordrandes ist die Hülle der Außenhaut durch das Entlangziehen mit dem Paddel schon aufgeraut – ein völliges Durchscheuern dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Dabei sind wir keineswegs oft oder lange mit dem Kayak unterwegs gewesen. Wir sehen uns nicht als eingefleischte Kayak-Spezialisten – für uns ist es ein Beiboot, und es wird nur zu Wasser gelassen, wenn sich eine schöne Möglichkeit bietet; so wie wir die Mountain-Bikes auch nicht an Bord des Unimogs haben, um MTB-Urlaub zu machen, sondern um ein Rad parat zu haben, wenn sich eine schöne Möglichkeit bietet (oder man zum Einkaufen ins nächstgelegene Dorf muss).
Mit dem Kayak wollen wir uns das Wasser erschließen – siehe Begegnung mit der Nutria – aber nicht über weite Strecken Wasser-Wandern. Insofern haben wir das Puffin Saranac bislang kaum strapaziert… Aber auch die mitgelieferte Tragetasche ist bereits eingerissen.
Aber Pannen-Serien sind wir ja von unseren Fahrzeugen Unimog und Land Rover gewohnt, da reiht sich das Schwimmzeug vielleicht nur nahtlos ein…
Lauter Campingplatz an der Lahn
Eigentlich wollten wir zweimal auf dem Campingplatz in Runkel übernachten, aber der Zustand des eigentlich geschätzten Kayaks verdarb uns die Laune. Dazu kam, dass der Campingplatz nicht nur direkt an der Lahn, sondern auch direkt an der Landstraße und der Bahnlinie von Runkel nach Limburg liegt: Der Verkehrslärm war uns einfach zu laut.
Wir stehen ja gerne frei, abgeschieden und fern der Zivilisation.
(Und gerade da möchte man sich auf Fahrzeug, Fahrrad und Beiboot verlassen können).